
Stadt fair planen
Die Stadt Innsbruck strebt an, die unterschiedlichen Bedürfnisse der BewohnerInnen zu verstehen und diese sowohl baulich als auch räumlich umzusetzen. Integration und Gerechtigkeit sind dabei Schlüssel, um einen nachhaltigen Lebensbereich zu schaffen. Die bisher stark von Männern dominierte Architektur soll eine umfassendere und gerechtere Perspektive erhalten.
Gendersensible Planung fördert räumliche Strukturen, die Chancengleichheit ermöglichen und stellt zentrale Fragen: Wem gehört der öffentliche Raum und wie wird er genutzt? „Gender“ umfasst nicht nur biologische Unterschiede, sondern auch unterschiedliche Lebensrealitäten, etwa durch Alter, Herkunft oder soziale Lage. Besonders in der stark männlich geprägten Verkehrsplanung werden geschlechtsspezifische Unterschiede im Mobilitätsverhalten sowie unterschiedliche Ansprüche an das Verkehrssystem oft zu wenig berücksichtigt.
Stadt-, Grünraum- und Verkehrsplanung kann maßgeblich dazu beitragen, den öffentlichen Raum sicherer zu gestalten. Gut beleuchtete Plätze, kurze Wege, ein ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz sowie konsumfreie, zugängliche Orte sind zentrale Maßnahmen. Auch Gehwege sollen breit genug sein, um Menschen mit Kinderwägen oder Rollstühlen ungehinderten Zugang zu ermöglichen.

Öffentliche Räume gestalten
Die geschlechtersensible Gestaltung öffentlicher Räume berücksichtigt insbesondere das subjektive Sicherheitsgefühl unterschiedlicher Gruppen. Dabei ist es wichtig, die Perspektiven der späteren NutzerInnen bereits in die Planungsprozesse einzubeziehen. Ein Beispiel dafür war die 14. Tiroler Integrationsenquete im Oktober 2024, bei der die Zugänglichkeit und Nutzung öffentlicher Räume im Mittelpunkt standen. Gendersensible Planung berücksichtigt außerdem das Prinzip der „Stadt der kurzen Wege“ und ermöglicht verkehrsberuhigte, hochwertige Quartiere, die schlecht einsehbare oder isolierte Bereiche vermeiden.
Durch Maßnahmen wie sensorgesteuerte Beleuchtung in Parks, offene Sichtachsen und klare Wegführungen wird Gewaltprävention gefördert. Ein Beispiel ist der Rapoldipark, in dem ein Lichtsystem installiert wurde, das von der Polizei im Bedarfsfall gesteuert werden kann. Öffentliche Freiräume sollten hochwertig und konsumfrei gestaltet werden. Auch die landschaftsplanerische Gestaltung der Parkanlage im neuen Stadtentwicklungsgebiet „Campagne“ in Reichenau berücksichtigt solche Maßnahmen. Erste Bauarbeiten im Bereich von Baufeld 1 haben bereits begonnen.
Das künftige Stadtentwicklungsgebiet Hötting West wird so geplant, dass BewohnerInnen kurze, barrierefreie Wege nutzen können und nicht auf das Auto angewiesen sind. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Bedürfnissen von Familien, Jugendlichen und SeniorInnen. Ziel ist es, den öffentlichen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität zu gestalten, in dem durch ausgewogene Zonierungen sowohl Privatheit als auch soziale Kontrolle ermöglicht werden. In Zusammenarbeit mit dem städtischen Behindertenbeirat (BBR) wird ebenso darauf geachtet, Zugänge und Sitzgelegenheiten für Menschen mit Behinderungen barrierefrei zu gestalten. Erholungsbereiche sollen so konzipiert sein, dass sie für alle Menschen, unabhängig von Alter oder Fähigkeiten, gleichermaßen nutzbar sind. Zu den Vorzeigeprojekten zählen das cool-INN-Projekt, das die Aufenthaltsqualität des Parks beim Messegelände verbessern soll sowie das Projekt COOLYMP zur Neugestaltung des DDr.-Alois-Lugger-Platzes und des Olympiaparks. Diese Projekte berücksichtigen die unterschiedlichen Bedürfnisse von (Stadt-)NutzerInnen.
Die Stadt Innsbruck zeigt viel Engagement für geschlechtersensibles Bauen, insbesondere durch verbesserte Beleuchtung, sichere Verkehrsanbindungen und die Schaffung von Schutzräumen. In Zukunft soll dieser Ansatz weiter ausgebaut werden, indem gezielt mehr Projekte mit direkter Beteiligung der betroffenen Bevölkerungs- und Interessensgruppen umgesetzt werden. Stadträtin Janine Bex |
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Weibliche Mobilität
Statistisch gesehen nutzen Frauen weltweit häufiger Öffis und nachhaltigere Mobilitätsformen und legen komplexere Wege zurück, da sie neben der Arbeit oft auch unbezahlte Care-Arbeit, wie die Betreuung von Kindern oder die Pflege von Angehörigen, übernehmen. Deshalb sollte die Verkehrsplanung sich weniger am Autoverkehr orientieren, sondern stärker an den Bedürfnissen von FußgängerInnen und dem öffentlichen Verkehr. Gut einsehbare, beleuchtete Haltestellen und sichere Verkehrswege sind für alle Nutze rInnen – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Mobilität – wichtig. Innsbruck hat in den vergangenen Jahren Maßnahmen ergriffen, um den Nahverkehr sicherer und effizienter zu gestalten. Eine stärkere Berücksichtigung der unterschiedlichen Mobilitätsmuster von Frauen könnte weitere Verbesserungen bringen.
Auch im Wohnungsbau wird auf unterschiedliche Bedürfnisse geachtet. Gemeinnütziger Wohnbau bietet z. B. Wohnungen für mobilitätseingeschränkte Menschen sowie speziell geförderte Wohnungen, die von Trägern wie Dowas oder Selbstbestimmt Leben vergeben werden. Neue Wohnbauprojekte wie „Campagne Reichenau“ oder Pradler Saggen schaffen zudem Gemeinschaftsräume, die als Erweiterung des privaten Raums vielfältig genutzt werden können. MF