Die Olympiahalle war bei den Olympischen Winterspielen 1964 Austragungsort der Eisbewerbe.
Die Olympiahalle war bei den Olympischen Winterspielen 1964 Austragungsort der Eisbewerbe.

Wintersport-Festival auf sporthistorischen Pfaden

Im Jänner 2020 finden in Innsbruck die dritten Winter World Masters Games statt. Die Bewerbe werden im Großraum Innsbruck und in Kitzbühel ausgetragen. Ehemalige olympische Wettkampfstätten stehen den TeilnehmerInnen zur Verfügung.

Die Winter World Masters Games (WWMG) sind das weltweit größte Wintersport-Festival für Über-Dreißigjährige. Jede und jeder erwachsene SportlerIn kann ab diesem Alter an den Wettbewerben teilnehmen. Nach Bled 2010 und Québec-Stadt 2015 ist nun Innsbruck offizieller Austragungsort dieser Spiele, an denen mehr als 3.000 AthletInnen in Tirol teilnehmen werden. Zwei ehemalige olympische Schauplätze – der Patscherkofel und die Olympiahalle – werden in Innsbruck dafür genutzt.

Franz Klammer am Patscherkofel

Der Patscherkofel gilt als der Hausberg Innsbrucks. Schon früh gab es das Bemühen, den im Süden der Stadt gelegen Berg touristisch und sportlich zu erschließen. Bereits 1880 erhielt Anton Silbernagel, Präsident des Österreichischen Touristenklubs in Wien, eine Vorkonzession für eine Zahnradbahn von Innsbruck über Amras, Aldrans und Igls auf den Patscherkofel. Dieses Projekt versandete aber. Um die Jahrhundertwende plante Ing. Josef Riehl den Bau einer Bahn auf den Patscherkofel. Diese sollte von der Endhaltestelle der Innsbrucker Mittelgebirgsbahn in Igls als Zahnradbahn für die erste Sektion und als Drahtseilbahn für die zweite Sektion bis zum 1887 errichteten Kaiser-Franz-Joseph-Schutzhaus, dem heutigen Patscherkofelhaus, führen. Aber diesem Projekt war ebenfalls kein Erfolg beschieden. Auch
1912 gab es konkrete Pläne zur Errichtung einer Seilbahn mit der Streckenführung Igls-Heiligwasser-Patscherkofelhaus, wobei die Variante einer reinen Seilschwebebahn sogar die Vorkonzession erlangte und auch die Finanzierung mit 1,2 Millionen Kronen gesichert war. Die Kriegswirren, die letztlich in den Ersten
Weltkrieg mündeten, brachten die weitere Ausführung zum Scheitern. Erst 16 Jahre später konnte in einem weiteren Anlauf die Patscherkofelbahn mit der gleichen Streckenführung als Pendelseilbahn durch die Firma Adolf Bleichert & Co errichtet werden. Am 6. Mai 1928 erfolgte die offizielle Eröffnung. Im Verlauf ihrer Geschichte erfuhr die Bahn mehrere Adaptionen und Umbauten. So wurden etwa die ursprünglich aus Holz verkleideten Kabinen 1946 durch solche aus Leichtmetall ersetzt, auch die Förderleistung wurde erhöht, indem man zwei Kabinen pro Sektion mit größerem Fassungsvermögen einsetzt. Auch die Geschwindigkeit von drei auf sieben Meter pro Sekunde erhöhte. Tiefpunkt in der Betriebsgeschichte der Patscherkofelbahn war das Unglück vom 28. Dezember 1964, als durch menschliches und technisches Versagen die Kabinen zu schnell in die Endstationen einfuhren. Durch den Riss des Zugseils fuhr die Berggondel unkontrolliert talwärts und wurde letztlich durch den abgerissenen Teil des Zugseils abrupt gestoppt. Fünf Schwer- und 16 Leichtverletzte waren die Folge dieses Unfalls.

Die Bergstation der Patscherkofelbahn, welche vom Architekten Hans Feßler geplant wurde, im Winter 1928.
Die Bergstation der Patscherkofelbahn, welche vom Architekten Hans Feßler geplant wurde, im Winter 1928.

Mit dem Beschluss zur Errichtung einer neuen Patscherkofelbahn wurde die alte am 22. Oktober 2017 nach fast 90-jährigem Bestehen stillgelegt. Die Eröffnung der neuen Bahn fand im selben Jahr am 22. Dezember statt. Als Austragungsort olympischer Wettbewerbe rückte der Innsbrucker Hausberg ins sportliche Rampenlicht. Die Olympischen Winterspiele 1964 legten den Grundstein zum Aufstieg Innsbrucks als Sportstadt. Es folgten die Winterspiele 1976 und 2012 die Youth Olympic
Games. Legendär und unvergesslich ist die Olympiaabfahrt, welche am 5. Februar 1976 am Patscherkofel ausgetragen wurde und vor mehr als 60.000 ZuschauerInnen mit dem Sieg von Franz Klammer endete.

Vielseitige Olympiahalle

Begonnen hat die Bebauung der Flächen im Süden Pradls 1922 mit der Errichtung einer Sportanlage mit Tribüne. Vormals befanden sich hier Wiesen und das namensgebende Gasthaus Tivoli. Für die Ausrichtung der Eisbewerbe bei den Olympischen Spielen 1964 wählte man das südlich des Tivoli gelegene Areal für den Bau einer Eishalle. Der ausgeschriebene Architektenwettbewerb brachte den Lienzer Architekten Hans Buchrainer als Sieger hervor. Spatenstich für den Neubau des Kunsteisstadions war am 17. März 1961. Nach 28 Monaten Bauzeit wurde das Stadion am 9. November 1963 eröffnet. Zur Zeit der Errichtung zählte das Stadion zu den größten Eissporteinrichtungen Europas, mit Platz für rund 11.000 ZuschauerInnen. Für die Winterspiele 1976 wurden Sanierungsmaßnahmen an der Olympiahalle sowie der Neubau eines 400 Meter Eisschnelllaufrings in Angriff genommen. Das heutige Erscheinungsbild geht auf einen Architektenwettbewerb „Eis- und Veranstaltungshallen Innsbruck“ zurück, der 2001 vom Architektenbüro Michael Volz/Wolfgang Rang gewonnen wurde und zu einem Umbau der bestehenden Eishalle sowie einem Neubau einer kleinen Eishalle mit 2.500 bis 4.000 Plätzen führte. Neben vielen olympischen Bewerben, Welt- und Europameisterschaften fanden auch zahlreiche internationale Musikstars ihren Weg in die Olympiahalle. Vom 10. bis 19. Jänner 2020 warten beide Veranstaltungsorte auf den Ansturm der begeisterten SportlerInnen im Rahmen der Winter World Masters Games 2020. RK