Die Maria-Theresien-Straße im Schnee.
Die Maria-Theresien-Straße im Schnee.

Innsbruck vor 100 Jahren - Feber 1925

Aus dem Stadtarchiv von Christof Aichner

4. Februar
Raufereien finden in den letzten Tagen in vielen Innsbrucker Kaffeehäusern statt. Meist entstehen gegen Schluß von Tanzunterhaltungen oder beim Nachhausegehen am Morgen oder in Kaffeehäusern am frühen Morgen Streitigkeiten und Raufereien. Eine bedeutende Nachtruhestörung gab es in der Nacht zum 3. Februar nach 2 Uhr früh in der Meranerstraße, wo sich ein Medizinstudent und ein Speditionsbeamter verprügelten. Die Exzedenten mußten auf die Wachstube gebracht werden.

6. Februar
Das Eiskostümfest des Innsbrucker Eislaufvereins findet am Freitag den 6. Februar um 8 Uhr abends statt. Im Falle neuerlicher Verschiebung ist der Samstag der 7. oder Montag der 9. Februar als Termin vorgesehen. Der Ausschuss hofft, daß die kostspieligen und heuer ganz besonders großen Vorarbeiten doch nicht umsonst verausgabt sind. Die Abhaltung des Festes wird durch die rote Eisfahne und durch Ankündigung in den Aushängekästen verlautbart.

7. Februar
Ein lebensgefährlicher Unfug. […] Trotz des strengen polizeilichen Verbotes, Abfälle, Knochen und dergleichen zum offenen Fenster auf die Straße zu werfen, gibt es noch immer Leute, die das Verwerfliche und die Gefährlichkeit dieser Unsitte nicht voll erfassen. So wurden am 4. des Monats mittags, aus dem Fenster des 3. Stockwerkes im Gasthof „Zur grünen Eiche" in der Innstraße zwei faustgroße Rindsknochen, sogenannte Suppenknochen, auf die Straße geworfen. Einer dieser Knochen traf den soeben vorbeigehenden Postbeamten Vinzenz Dander am vorderen Schädeldach. Nur dem Umstande, daß der Getroffene eine Pelzmütze aufhatte, ist es zu verdanken, daß nicht ein Unglück geschehen ist. […] Dieser Fall beweist wieder, daß das Hinauswerfen von Gegenständen oder Abfällen bei den Fenstern die schwersten Folgen nach sich ziehen kann. […]

11. Februar
Der Maskenzug in Hötting am Faschingssonntag. Es wird uns berichtet: Bisher wurden folgende Gruppen für den Maskenzug zusammengestellt: Alt-Hötting mit Höttingerturm; die Höttinger-Nudelsetzer und Nudelbacher; Höttinger Vogelfänger; Ritterkampf bei der Innbrücke. Das Reinerträgnis dient zur Anschaffung von Instrumenten und Monturen der Musikkapelle und der Schützenkompagnie.

Eislaufen am Platz des Eislaufvereins.
Eislaufen am Platz des Eislaufvereins.

13. Februar
Eisbahn und Sonnenbad. Es wird uns geschrieben: Ein Kuriosum, hervorgerufen durch das heurige abnormale Winterwetter, kann in der Schwimmschule Höttinger Au beobachtet werden. Bis 11 Uhr vormittags ist die Eisbahn in gutem Zustande – um die Mittagsstunde meint die Sonne es schon so gut, daß regelrechte Sonnenbäder genommen werden können, da die Lufttemperatur in der geschützten Schwimmschule bis 4 Uhr nachmittags an schönen Tagen 25 bis 30 Grad Celsius beträgt.

18. Februar
Die Straßenreinigung in Innsbruck. Der Schneefall am Montag hat wieder einmal gezeigt, wie ungenügend die Vorsorgen für die Straßenreinigung in Innsbruck sind. Am Montag blieb fast den ganzen Tag der Schnee in Form einer glitschigen Masse auf den Gehsteigen liegen,- ja selbst noch am Dienstag, 24 Stunden nach dem Aufhören des Schneefalls, waren einzelne Gehwege in Pradl und Wilten noch nicht gesäubert. Für die Wegschaffung des Schnees von den Fahrbahnen wurde überhaupt nicht vorgesorgt, – diese Sorge überließ der Stadtmagistrat der Sonne, die den Schnee gestern auch bald zum Schmelzen brachte, so daß man in den meisten Straßen und Gassen knöcheltief im Wasser oder Schneebrei waten mußte. […] Es war also wahrlich kein Vergnügen im Laufe des gestrigen Tages in den Innsbrucker Straßen zu gehen. Die Füße wurden nun, wenn man nicht besonders wasserdichte Schuhe an hatte, in kurzer Zeit vollends naß,- von oben drohte einem jeden Moment eine Dachlawine auf den Kopf zu fallen und von der Seite her wurde man von vorbeifahrenden Autos über und über angespritzt.

Sillfall und Bergisel.
Sillfall und Bergisel.

21. Februar
Verhaftung. Wie uns aus Hötting berichtet wird, beobachteten kürzlich Einwohner eines Hauses in der Höttingergasse im Hofraum einen Mann, der sich dort in verdächtiger Weise herumtrieb. Auf die Anzeige hin hielt die Polizei den Mann an und erkannte ihn als einen erst am gleichen Tage aus dem Innsbrucker Gefangenhaus entlassenen Häftling, der gerade wieder im Begriff schien, einen Einbruch zu verüben.

24. Februar (Faschingsausgabe)
Eine Seilbahn auf den Berg Isel. Um den Fremden die Besteigung des Iselberges zu erleichtern, trug sich die Lokalbahngesellschaft mit dem Plan einer Fortsetzung der Trasse von der Endstation auf den Berg Isel. Die schweren Berglokomotiven waren schon in Floridsdorf bestellt, da mußte im letzten Augenblick der Plan infolge Einspruches des Industriellenverbandes aufgegeben werden. Die Sporthäuser in Innsbruck protestierten nämlich dagegen, weil sie um den Absatz ihrer Bergstöcke an die Fremden, die den Berg Isel nie ohne Alpenstange zu besteigen pflegen, kämen: Schließlich wurde aber eine Einigung mit einer neuen Gesellschaft erzielt, die eine Seilbahn an besagten Berg bauen will. Hiebei sollen von genannten Sporthäusern zu liefernde Gletscherseile Verwendung finden, wodurch eine geschäftliche Schädigung dieser Gewerbetreibenden vermieden wird.

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