
Die Hüterin der Marke
Die Lage inmitten der Alpen und die Verbindung von städtischem Siedlungsraum und hochalpinem Gelände macht Innsbruck einzigartig. Dieses alpin-urbane Flair vermittelt Mag.a Heike Kiesling gemeinsam mit ihrem siebenköpfigen Team auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene und füllt es mit Leben. Dabei hat die ausgewiesene Markenexpertin, die bereits in verschiedenen internationalen Führungspositionen des Marketings gearbeitet hat, mehrere Interessensgruppen im Blick. So hält die Stadt Innsbruck aktuell 49 Prozent der Anteile am Innsbruck Marketing, die restlichen Anteile liegen zu 24 Prozent beim Innsbruck Tourismus, 14 Prozent hält die Wirtschaftskammer und 13 Prozent der Innsbrucker Zentrumsverein. Neben Eventmarketing, Kommunikation und Netzwerken stehen beim Stadtmarketing die Marke Innsbruck und die intensive Zusammenarbeit mit den Betrieben im Zentrum und in den Stadtteilen im Fokus. Wie das der gebürtigen Grazerin gelingt, verrät sie im Gespräch mit "Innsbruck informiert".
Sie leiten das Innsbruck Marketing seit knapp drei Jahren. Wie sieht Ihr bisheriges Fazit aus?
Kiesling: Die vergangenen drei Jahre waren eine spannende, herausfordernde, aber auch sehr lehrreiche Zeit Innsbruck steht vor vielen Entwicklungen – sei es im Bereich der Innenstadtbelebung, der touristischen Positionierung oder in der Zusammenarbeit mit lokalen AkteurInnen Mein Ziel war es von Anfang an, Innsbruck als Marke noch klarer zu positionieren und dabei die Identität und Attraktivität der Stadt – ihre Weltoffenheit, Dynamik und Lebensqualität – authentisch in den Mittelpunkt zu rücken Die gute Kooperation mit Wirtschaft, Kultur, Tourismus, Stadtregierung und Stadtverwaltung zeigt, dass ein starkes Miteinander der Schlüssel für eine erfolgreiche Stadtvermarktung ist
Gibt es so etwas wie eine weibliche Perspektive im Stadtmarketing?
Kiesling: Marketing hat viel mit Kommunikation und feingeistigen Themen zu tun, mit denen sich Frauen oftmals leichter identifizieren können. Wenngleich das nicht als pauschale Behauptung gesehen werden kann. Frauen bringen oft einen ganzheitlichen Ansatz mit, der Aspekte wie hohe Empathie, Perspektivenwechsel und inklusives Denken in den Fokus rückt. Das zeigt sich besonders in der Art, wie wir Netzwerke aufbauen und managen – mit dem Ziel, Verbindungen herzustellen, die langfristig tragfähig sind. Und genau das ist auch für eine erfolgreiche Arbeit im Stadtmarketing notwendig.
Heike Kiesling ist eine ausgewiesene Markenexpertin und trägt durch die Stärkung von innen heraus erfolgreich dazu bei, Innsbruck als wichtigen Standort für Wirtschaft, Kultur und Tourismus zu beleben und zu bewerben. Stadträtin Mariella Lutz |
![]() |
Wie kann die „Marke Innsbruck“ von dieser weiblichen Perspektive profitieren?
Kiesling: Wir als Innsbruck Marketing sind die Hüterin der Marke Innsbruck. Das ist eine sehr verantwortungsvolle und komplexe Aufgabe. Es gilt die gesamte Vielfalt, die Innsbruck an Angeboten und Aktivitäten ausmacht und die vielen Anspruchsgruppen unter ein Dach zu bringen. Das geht nur mit einem ganzheitlichen Ansatz und indem wir Ideen und Initiativen von lokalen AkteurInnen vor den Vorhang holen. Alle Perspektiven sind relevant, aber vielleicht hilft in gewissen Gremien dann auch die weibliche Perspektive.
Ist diese weibliche Perspektive auch hilfreich, um im Dialog der verschiedenen Stakeholder wie Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Tourismus zu vermitteln?
Kiesling: Ja, das ist sie Stadtmarketing ist nicht nur Kommunikation nach außen, sondern auch Brückenbau nach innen. Es geht darum, unterschiedliche Interessen wahrzunehmen, zuzuhören, zu moderieren und gemeinsame Lösungen zu entwickeln und Kompromisse zu ermöglichen. Eine kooperative, vermittelnde Herangehensweise ist hier essenziell. Uns ist eine respektvolle Kommunikation auf Augenhöhe besonders wichtig, dabei möglichst wertfrei zu bleiben und offen zu sein für unterschiedlichste Perspektiven. Unsere Aufgabe ist es, Prozesse zu begleiten und zu kuratieren, sodass am Ende gemeinsame Lösungen entstehen, die nachhaltig spürbar sind.
Welche Herangehensweise haben Sie persönlich als Geschäftsführerin des Innsbruck Marketing?
Kiesling: Ein wichtiger Grundsatz für mich ist, dass es nicht um persönliche Profilierung geht, sondern um die Sache – darum, was für Innsbruck und seine Bevölkerung das Beste ist. Ich sehe mich als Gestalterin und Impulsgeberin, die verschiedene AkteurInnen an einen Tisch bringt, neue Ideen anstößt und Prozesse begleitet, die Innsbruck nachhaltig prägen. Ich setze stark auf Kollaboration – sei es mit lokalen Institutionen aus Kunst und Kultur, lokalen Unternehmen oder Initiativen, die sich für die Stadt engagieren. Außerdem liegt mir eine transparente Kommunikation am Herzen: Stadtmarketing ist kein Selbstzweck, sondern soll spürbaren Mehrwert für die InnsbruckerInnen bringen.
Wie sieht modernes Stadtmarketing für Sie aus?
Kiesling: Es geht darum, eine Stadt als Marke authentisch zu erzählen, die Stadt mit den vielen AkteurInnen zu kuratieren und sie lebendig zu halten. Ich erlebe in meiner Arbeit, dass es essenziell ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren, über den Tellerrand zu schauen, Trends aufzugreifen und dabei stets das große Ganze im Blick zu behalten. Es geht immer mehr um ein belastbares und strategisches Netzwerk in der Stadt, welches die Herausforderungen gemeinsam erkennt, sich diesen stellt und an Lösungen arbeitet. Das Aufbauen und Moderieren so eines Netzwerks sehe ich als eine der Hauptaufgaben eines modernen Stadtmarketings.
Das Interview führte Michaela Darmann.