Innsbrucks Büchsenhausen-Fellow 2024 Felix Kalmenson (Mitte) mit (v.l.) Andrei Siclodi (Direktor künstler*innenhaus Büchsenhausen), Natalie Pedevilla (Referat Bildende Kunst und Kulturprojekte), Kulturamtsleiterin Isabelle Brandauer und Vizebürgermeister Georg Willi.
Innsbrucks Büchsenhausen-Fellow 2024 Felix Kalmenson (Mitte) mit (v.l.) Andrei Siclodi (Direktor künstler*innenhaus Büchsenhausen), Natalie Pedevilla (Referat Bildende Kunst und Kulturprojekte), Kulturamtsleiterin Isabelle Brandauer und Vizebürgermeister Georg Willi.

Fellowship Büchsenhausen 2024

Felix Kalmenson hinterfragt politische Abkommen künstlerisch

„Under the Auspices“ heißt das Forschungsprojekt des*der aktuellen Büchsenhausen- Stipendiat*in Felix Kalmenson. Darin beschäftigt sich Kalmenson mit Politiken der Flugrouten in Eurasien, indem er/sie Migrationsströme im internationalen Luftraum untersucht und die sich verändernden, geopolitischen Auseinandersetzungen – besonders im Raum Russland, Ukraine, Georgien – auslotet. Das Projekt „Under the Auspices“ (deutsch: „unter der Schirmherrschaft von“, „unter Federführung von“) konzentriert sich auf die Art und Weise, wie diese Veränderungen Georgien und seinen Luftraum als entscheidenden Flugkorridor für den nach Westen ausgerichteten Flugverkehr neu gestaltet haben.

„Es ist immer wieder faszinierend, wie Künstlerinnen und Künstler politische Entscheidungen hinterfragen, historische Ereignisse und naturwissenschaftliche Erkenntnisse aufgreifen, sogar mit alten Mythen verweben und damit greifbarer und verständlicher machen“, stellt Vizebürgermeister Georg Willi fest und führt weiter aus: „Das Büchsenhausen-Stipendium ermöglicht es Kunstschaffenden, auf neutralem Boden zu arbeiten und ihre Erkenntnisse und Projekte unter Zuhilfenahme aller Medien – in diesem Fall das Medium Film – umzusetzen.“

Zum Projekt
Ausgehend vom Begriff der „Turbulenz“ als tellurische und atmosphärische Kraft wendet sich Under the Auspices dem Himmel zu. Nach dem Abschuss des Ukraine Airlines Flight 752 durch den Iran im Jahr 2020, der Entführung des Ryanair Fluges 4978 im Jahr 2021 und der anhaltenden Großoffensive Russlands gegen die Ukraine wurden die internationalen Luftraumabkommen neu gefasst und die damit einhergehenden Souveränitätsansprüche der einzelnen Länder neu definiert.

Im Rahmen dieser Neugestaltung wurde auf die effizienz-orientierte Logik der ‚Großkreise‘ (die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten auf der Oberfläche einer Kugel. Aufgrund der großen Landmasse Russlands war der russische Luftraum oft die kürzeste Route im eurasischen Transitverkehr) verzichtet, stattdessen wurden die mäandernden, uralten Flugrouten, die den eurasischen Kontinent in Form des ,Middle Corridor’ (TITR, Trans-Caspian International Transport Route, eine Handelsroute von Südostasien und China nach Europa über Kasachstan, das Kaspische Meer, Aserbaidschan, Georgien und die Türkei) durchziehen, wieder neu etabliert. Geografisch gesehen ist der Mittlere Korridor die kürzeste Route zwischen Westchina und Europa.

Indem das Projekt Gerüchte, Mythen und Spekulationen über zeitliche und räumliche Zeiträume hinweg miteinander verwebt, erzählt Under the Auspices die Geschichte der menschlichen (altertümlichen wie zeitgenössischen) Infrastrukturen, die sich mit den Migrationsrouten der Vögel überschneiden. Das Projekt konzentriert sich auf zwei Standorte: die Region Javakheti in Südgeorgien und die Shiraki-Ebene in Südostgeorgien. Diese Regionen werden eingehend kartografiert, um einen Simurgh (Schutzvogel) ‒ sowohl mechanischer wie auch biologischer Art ‒ der himmlischen BewohnerInnen zu ermitteln.

Zur Person
Felix Kalmenson (they) ist ein*e Künstler*in und Filmemacher*in. In deren Praxis arbeitet they mit den Medien Film, Installation, Video und Text. Kalmensons Arbeitsprozess ist vergleichbar mit dem Rhythmus eines Gedichtes, das sich immer in Bewegung befindet. Kalmenson hat auch international ausgestellt, unter anderem im Van Abbemuseum (Eindhoven), in der Villa Arson (Nizza), im M HKA (Antwerpen), im MAC VAL (Vitry-sur-Seine), im Z33 (Hasselt), im Kim? CAC (Riga) sowie in der Nida Art Colony (Nida).

Deren Filme waren bei zahlreichen Festivals zu sehen, darunter beim: Mostra São Paulo International Film Festival, Festival du Nouveau Cinéma Montreal, Vancouver International Film Festival, bei Arkipel, Doclisboa, bei der Sharjah Film Platform sowie beim Kasseler Dokfest. Zu den Preisen, mit denen deren Filme ausgezeichnet wurden, zählt der Prix George bei den Internationalen Kurzfilmtagen Winterthur, 2020.

In den letzten zehn Jahren hat Kalmenson mit Rouzbeh Akhbari unter dem Namen „Pejvak“ zusammengearbeitet. Die beiden Künstler*innen waren Forschungsstipendiat*innen an der Jan van Eyck Academie (2020‒21) in Maastricht wie auch im M HKA, Antwerpen, und im Van Abbemuseum, Eindhoven, unter der Schirmherrschaft der Konföderation der Kunstinstitutionen und -museen L’Internationale (2021‒22).
Weitere Informationen unter www.felixkalmenson.com

Allgemeine Informationen zum Büchsenhausen-Fellowship unter www.innsbruck.gv.at/stipendium-buechsenhausen

Die Abschlussausstellung des Büchsenhausen Fellowship-Programms „Tellurian Skies. Casting Acts of Solidarity, Liberation and Desire in Times of Collapse“ ist von 13. Juni bis 6. September im Kunstpavillon (Rennweg 8a) zu sehen. Mehr unter www.buechsenhausen.at AS

Kontakt und Informationen
Referat Bildende Kunst und Kulturprojekte
Mag.a Natalie Pedevilla
Telefon +43 512 5360 1651
post.bildende.kunst@innsbruck.gv.at

Innsbrucks Büchsenhausen-Fellow 2025 Felix Kalmenson mit Vizebürgermeister Georg Willi.
Innsbrucks Büchsenhausen-Fellow 2025 Felix Kalmenson mit Vizebürgermeister Georg Willi.