In Innsbruck gibt es so manches, das man neu- und wiederentdecken kann.
In Innsbruck gibt es so manches, das man neu- und wiederentdecken kann.

Wussten Sie, dass...

Innsbruck hat viele Seiten. Eine Spurensuche zeigt, dass die Entwicklung der Landeshauptstadt so manche Überraschungen bereithält.

Die Genese einer Stadt ist vielfältig, bunt und manches Mal gar nicht so linear, wie man vermuten möchte. Diese Hintergrundgeschichten verleiten nicht selten zum Staunen oder Schmunzeln. Im Folgenden finden sich einige ausgewählte „Sidesteps“ der Innsbrucker Geschichte, die sich thematisch in ähnlicher Weise bis heute im Stadtleben durchziehen.

Vom Privathaus zum Rathaus

Denken wir zum Beispiel an das Rathaus in der Maria-Theresien-Straße 18. Das heutige Zentrum der städtischen Verwaltung war nicht immer dafür gedacht, Arbeitsstätte für hunderte städtische Mitarbeiterinnen zu sein. Der Großzügigkeit von Leonhard Lang haben wir es zu verdanken, dass das Gebäude in der Maria-Theresien-Straße 18 heute als Zentrum der Innsbrucker Verwaltung dient. Der Papierhändler vermachte sein Privathaus der Stadt Innsbruck als Geschenk, am 11. März 1897 wurde dies im Gemeinderat besiegelt. Noch im selben Jahr zog die Verwaltung dort ein und hat bis heute noch ihren Sitz dort.

Von Bahnen und Dampfloks

Allein die Tatsache, dass es Pläne für eine Lilliput-Bahn auf der Nordkette gab, belegt, dass die Tiroler Landeshauptstadt schon immer ein Faible für interessante Projekte in Bezug auf Mobilität hatte. Heute fahren wir mit der Hungerburg und Nordkettenbahn in 20 Minuten auf 2.000 Meter.

In der Innenstadt ziehen moderne Niederflur-Straßenbahnen ihre Kreise. In der Kategorie „fast Vergessenes“ fällt den historisch interessierten InnsbruckerInnen wohl die erste Dampflok der Unterinntalbahn ein, die am 10. November 1858 erstmals von Kufstein nach Innsbruck fuhr. Noch weniger im Fokus ist, dass die Mittenwaldbahn 1912 die erste Eisenbahn war, die von Beginn an nur für den elektrischen Betrieb vorgesehen war. Schon eher erinnern sich manche daran, dass die Arlbergbahn bis 1956 an der Grassmayr-Kreuzung ebenerdig geführt wurde und nur mit Schranken gesichert war. Wussten Sie übrigens, dass der erste Flughafen Innsbrucks im Osten der Stadt auf einer städtischen Wiese 1925 eröffnet wurde?

„Selbst mich als leidenschaftlichen Innsbrucker überrascht die Stadt mit ihren vielen Facetten immer wieder. Es gibt so vieles, das neu oder wiederentdeckt werden kann. Ich bin davon überzeugt, dass allein die Beschäftigung mit unserem Lebensraum die Identifikation mit der Landeshauptstadt fördert und uns zu stolzen Bürgerinnen und Bürgern macht.“ (Bürgermeister Georg Willi)

 

Von Königinnen und Physikern

Der wohl bedeutendste Gönner der Landeshauptstadt war Johann von Sieberer. Wem ist aber bewusst, dass dieser in einem Sarkophag in der von ihm gestifteten Sieberer-Schule im Saggen, heute Daniel-Sailer-Schule, bestattet ist? Haben Sie außerdem davon gehört, dass der berühmte Viktor Franz Hess 1936 den Nobelpreis für Physik aufgrund seiner Forschungen auf der Innsbrucker Nordkette erhielt?

Sie erinnern sich an den Mörder Guido Zingerle? Haben Sie gewusst, dass er sein letztes Opfer, die englische Bildhauerin Helen Munro, am Ostabhang des Patscherkofels ermordete? Ihr Grab findet man am Innsbrucker Westfriedhof. Beim Thema „Wussten Sie“ gibt es außerdem immer wieder Bezüge zu so manchem europäischen Adelshaus: So hat zum Beispiel die schwedische Königin Christine 1655 in Innsbruck ihr katholisches Glaubensbekenntnis abgelegt.

Von Amras bis zur Hungerburg

Auch ein Blick in die Stadtteile birgt so manche Überraschung: Haben Sie etwa gewusst, dass das städtische Bad am Gießen in der Höttinger Au ursprünglich mit frischem – und sehr kaltem – Flusswasser gefüllt wurde? Oder dass Arzl nach dem Zweiten Weltkrieg als Dorf selbstständig werden wollte? Vielleicht wissen einige InnsbruckerInnen, dass der Tummelplatz in Amras lange Zeit ein bekannter Wallfahrtsort war. Oder dass die Ruine der Dogana noch lange nach 1945 als Parkplatz verwendet wurde.

Eingefleischte InnsbruckerInnen wissen mit Sicherheit, dass die 2.657 Schindeln am Goldenen Dachl nicht aus Gold, sondern aus feuervergoldetem Kupfer sind. Was jedoch sicher nicht jeder und jedem bekannt ist, ist, dass beim Alpenzoo ein Mensch begraben ist. Richard Tooth, ein Freund der Familie Townshend, die das Schloss Weiherburg ab 1835 als Sommer und Winterquartier nutzten, starb am 20. Februar 1840. Er ist in der sogenannte „Richardsruhe“ beim Alpenzoo begraben. Oder dass es in Amras vor langer Zeit einen See gab. Interessante Details zu den Stadtteilleben heute finden sich im Feber-Heft auf den Seiten 8 und 9.

Von Bayern und Bomben

Wer hätte gewusst, dass es bereits im Ersten Weltkrieg einen Luftangriff auf Innsbruck gab und dass später, im Zweiten Weltkrieg, im Saggen – trotz der Nähe zur Eisenbahn – keine Bomben fielen oder dass Innsbruck erst von Bayern und dann von italienischen Truppen besetzt wurde. Den Bogen zu heute spannt die Landeshauptstadt im Jahr 2020, indem gemeinsam mit mehreren PartnerInnen im Rahmen eines Veranstaltungsschwerpunktes an 75 Jahre Kriegsende gedacht wird. KR