
Neues aus der Geschichte von St. Jakob
Als im Sommer 1724 der Neubau der Innsbrucker Stadtpfarrkirche – „Gott Lob“, wie es im Ratsprotokoll heißt – zumindest äußerlich abgeschlossen werden konnte, liefen sogleich die Planungen für die Weihe und die Rückführung des Gnadenbildes Mariahilf, das 1717 in der Spitalskirche übertragen worden war, an. Einladungen wurden verschickt, Pulver und Böller beschafft, die Harnische poliert, der Festschmuck vorbereitet und der Ablauf festgelegt. Am meisten zu tun hatte dabei wohl der Pfarrmesner Johann Schenacher (1687–1734), war doch St. Jakob zur „vornemmung sothanes Actus bey waitem noch nit im Standt.“ So musste der Fürstbischof von Brixen noch am Tag vor der Weihe die Messe in der Spitalskirche zelebrieren, „da es in der Pfarr[kirchen] noch ein solches Aussehen hatte“, dass an einen Gottesdienst nicht zu denken war.
Schenacher und seine Helfer waren praktisch bis unmittelbar zum Beginn der Konsekration am 9. September 1724 damit beschäftigt, Kirche und Sakristei in einen dem Anlass angemessenen Zustand zu versetzen. Alles ging glatt und so konnten die Feierlichkeiten mit ihrer barocken Prachtentfaltung über die Bühne gehen, wobei die Rückführung des Gnadenbildes den Weiheakt an Prunk bei weitem überstrahlte.
Thron und Altar
Die Geschichte von St. Jakob reicht freilich weit über das Jahr 1724 zurück, nämlich bis ins 12. Jahrhundert. Dabei bestand über Jahrhunderte – und auch über den Zusammenbruch der Monarchie hinaus – eine enge Beziehungen zum Haus Habsburg. So besuchten zahlreiche Mitglieder des Erzhauses Gottesdienste in St. Jakob. Man denke nur an Kaiser Friedrich III. (1415–1493) – auch als „des Heiligen Römischen Reiches Erzschlafmütze“ bekannt –, der hier bei der Christmette im Jahr 1442 das Evangelium gesungen hat oder an das Hochamt anlässlich der Erbhuldigung 1838, dem Kaiser Ferdinand I. (1793–1875) mit seiner Gemahlin beiwohnte.
Apropos Ferdinand: Seine Großeltern, der spätere Kaiser Leopold II. (1737–1792) und die spanische Infantin Maria Ludovica (1745–1792), hatten am 5. August 1765 in St. Jakob geheiratet. Mit Erzherzog Maximilian III. (1558–1618) und Erzherzog Eugen (1863–1954) fanden hier gleich zwei Habsburger ihre letzte Ruhestätte. Und natürlich wurden zur Geburt eines Erzherzogs oder einer Erzherzogin, zu Regierungsjubiläen und Kaisergeburtstagen in St. Jakob Festgottesdienste gefeiert. Exemplarisch hierfür steht der 80. Geburtstag Kaiser Franz Josephs (1830–1916), der am 18. August 1910 begangen wurde: „Um 10 Uhr vormittags zelebrierte in der St. Jakobs-Pfarrkirche hier Se. Gnaden Erbland-Hofkaplan Abt Adrian Zacher des Stiftes Wilten das Hochamt mit Tedeum bei welchem von allen Kirchen feierliches Glockengeläute erschallte. Dem Festgottesdienste wohnten der Herr Statthalter Freiherr v. Spiegelfeld an der Spitze der politischen Beamtenschaft […] und Vertreter vieler […] geistlicher und weltlicher Korporationen, sowie viele Andächtige aus allen Ständen und Bevölkerungsklassen bei.“ Heute zeugt von dieser einst engen Verbindung von Thron und Altar u. a. noch der Doppeladler über dem Hoforatorium in St. Jakob.

Verborgene Geschichte(n)
Während die imperialen Verbindungen von St. Jakob recht bekannt sind, gibt es zahlreiche Facetten seiner Geschichte, die heute nur mehr einer Hand von Spezialisten ein Begriff sind. Oder hätten Sie gewusst, dass der Südturm von St. Jakob den „Koordinatenursprung der k. k. Katastralvermessung für Tirol und Vorarlberg“ gebildet hat? Ganz zu schweigen von der Bedeutung der Längenangabe „östlich von Ferro“, die sich auf der Gedenktafel am Südturm findet? Aber nicht nur in puncto Wissenschaftsgeschichte hält St. Jakob Überraschungen bereit.
Auch mit Blick auf die Kunst-, Musik-, Kirchen- und Sozialgeschichte gibt es viel zu entdecken. Zu nennen wäre hier etwa die Rolle des Stadtpfarrers bzw. Dechanten von St. Jakob, „wenn Frauen und Männer Eheversprechen einklagten oder eine Scheidung von Tisch und Bett beabsichtigen.“ Im Propsteiarchiv findet sich hierzu ein eigener Aktenbestand (die sogenannten Matrimonialia), der interessante Einblicke in alle möglichen Problemfelder eröffnet, „die im Vorfeld der Hochzeit und während der Ehe auftreten konnten.“ Mehr über diese und andere (un)bekannte Aspekte aus der Geschichte von St. Jakob erfahren Sie in der neusten Publikation des Innsbrucker Stadtarchivs.
Matthias Egger / Florian Huber / Lukas Morscher (Hrsg.):
Der Innsbrucker Dom zu St. Jakob. Bekanntes und Unbekanntes aus seiner Geschichte.
Reihe: Veröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchivs, Neue Folge 79, Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien 2024.
328 Seiten; 74 farb. und 7 sw. Abb., 1 Kartenausschnitt; 35 Euro. ISBN 978-3-7022-4224-4
Erhältlich im Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, im gut sortierten Buchhandel und unter www.innsbruck.gv.at/shop