
Innsbruck vor 100 Jahren
2. September
Das Gastspiel der Exlbühne am Innsbrucker Stadttheater hat am gestrigen Montag mit einem Schönherr-Abend begonnen. Zwischen der verflossenen und der am 1. Oktober beginnenden neuen Spielzeit des Stadttheaters gibt uns ein 14-tägiges Gastspiel willkommene Gelegenheit unsere Exlleute, die nun in Wien ein dauerndes Heim haben, die aber eigentlich doch in den Innsbrucker und Tiroler Herzen ein unveräußerliches Heimatrecht besitzen, in ihren alten Glanzrollen und in einigen neuen Stücken wiederzusehen. Es ist immer ein Fest für uns Innsbrucker, wenn die Exlbühne nach längerer Pause wiederkommt.
5. September
Die Beseitigung der Geschäftsvorbauten am Innsbrucker Burggraben als unerläßliche Vorbedingung der beabsichtigten Legung eines Doppelgleises der Lokalbahn vom Stockereck bis zur Museumstraße, ist von verschiedenen Seiten, auch von fachmännischen Gutachten, festgestellt worden. Nun hat die Innsbrucker Kammer für Handel, Gewerbe und Industrie eine Denkschrift an den Bürgermeister Dr. Eder gerichtet, in der sie die Beseitigung der Vorbauten, die schon längst zu diesem Zwecke von der Stadtgemeinde angekauft worden sind, fordert, da sonst mit der Legung des Doppelgleises aus verkehrstechnischen Gründen nicht begonnen werden könnte.
9. September
Der Gedächtnistag der Tiroler Kriegsteilnehmer in Innsbruck. (Ein Landesfest der Erinnerung und des Dankes an unsere Helden). Seit den Tagen der Jahrhundertfeier der Tiroler Befreiungskämpfe 1909 hat die Landeshauptstadt Tirol keine größere und mächtigere Volkskundgebung gesehen, als den heutigen Gedächtnistag der Tiroler Kriegsteilnehmer.
12. September
Die Ankunft der neuen Glocken für die St. Jakobs-Pfarrkirche von Innsbruck. Gestern abends gegen 6 Uhr sind die vier neuen Glocken, die zum Ersatz der im Krieg abgelieferten Glocken der St. Jakobs-Pfarrkirche von Innsbruck bestimmt sind, am Westbahnhof angekommen. Die Glocken wurden in der Glockengießerei Hahn und Adler in Reutte gegossen. Bei der Ankunft wurden die neuen Glocken vom Glockenkomitee in Empfang genommen und durch die Musikkapelle des Alpenjäger-Regimentes Nr. 12 in feierlichem Zug durch die Straßen der Stadt auf den Pfarrplatz geleitet. Unter dem Geläute aller Glocken von St. Jakob kamen die drei Wagen am Pfarrplatz an, worauf die neuen Glocken gleich auf das bereitgestellte Gerüst aufgezogen wurden. Am Sonntag, den 14. ds. Mts. findet die feierliche Weihe der neuen Glocken statt.

13. September
Herbstmodeschau des Warenhauses Bauer-Schwarz. Wie wir bereits berichtet, findet nunmehr in der Zeit von Mittwoch, den 17. bis Samstag, den 20. September in der Konditorei Schindler, Maria-Theresienstr. 29, jeden Abend ab 9 Uhr die Herbst-Modenschau der Firma Bauer-Schwarz statt, welche Veranstaltung begreiflicherweise in der vornehmen Damenwelt Innsbrucks freudigst begrüßt und gleich der letzten Modellvorführung einen neuerlichen Beweis des erstklassigen Rufes dieses Unternehmens zeitigen wird. Einige Mannequins zeigen die letzten Schaffungen der Herbstmode aus den maßgebenden Mode-Zentren Paris, Wien, Berlin, speziell auf dem Gebiete der Straßen-, Reise- und Gesellschaftskleidung, des modernen Pelzwerkes usw. und in diesem initimeren, engeren Rahmen des neuest und elegantest ausgestatteten Salons Schindler erhält die Innsbrucker Damenwelt einen bequemen Ueberblick über das, was man im Herbst „trägt“. Die Reservierungen der Tische, welche vom Oberkellner der Konditorei entgegengenommen wird, wolle wegen außerordentlich reger Interessenahme zeitlich erfolgen.
15. September
Rückkehr von Schweizer Ferienkindern. Am Samstag, den 20. September, 6.44 früh, trifft in Innsbruck ein Ferienkindertransport aus der Schweiz ein. Alle Eltern der zurückkehrenden Kindern werden ersucht, pünktlich am Hauptbahnhof zu sein.
17. September
Der Privatkindergarten Saggen, Claudiaplatz 4, der deutschen Volksgemeinschaft beginnt am Donnerstag, den 18. ds. Mts., 9 Uhr früh.
19. September
Ein gefährlicher Bräutigam. Am Donnerstag vormittags ersuchte ein Fräulein aus München in der Leopoldstraße einen Wachmann um Schutz, weil sie von Innsbruck abreisen wolle, aber von ihrem Bräutigam, einem 30jährigen Innsbrucker Kaufmann gewaltsam und unter Drohungen daran gehindert werde. Das Mädchen wollte auf den Bahnhof, der Bräutigam ist ihr nachgefolgt, hat ihr dort mehrere Rippenstöße versetzt und ihr den Reisekoffer abgenommen. Er zeigte ihr ein Messer und erklärte: „Schau dir dieses Messer gut an!“ Das Fräulein, das sich vor ihrem Bräutigam fürchtete, mußte die Abreise aufgeben. Der gefährliche Bräutigam wurde verhaftet.
22. September
Hofgartenkonzert im Lichterschmuck. Heute Montag abends von halb 6 bis halb 8 Uhr findet zu Ehren der Kongreßmitglieder im Hofgarten ein Konzert der Wiltener Musikkapelle in Nationaltracht statt. Bei Einritt der Dunkelheit werden unzählige Lampions die lauschige Pracht unseres Hofgarten erhellen und eindrucksvolle Stimmung geben.
23. September
Das gefährliche Baden im Inn. Am Sonntag, um ungefähr 3 Uhr nachmittags ist ein 14jähriger Sohn eines Maurers beim Baden im Inn unterhalb des Gasthauses „Peterbrünnl“ in einen Wirbel hineingerissen worden; er wäre zweifellos ertrunken, wenn ihn nicht der Kaufmann Sebastian Engl von der Andreas Hoferstraße unter Einsetzung seines eigenen Lebens gerettet hätte. Der Bursche war bereits bewußtlos und wurde ins Gasthaus „Peterbrünnl“ gebracht.
29. September
Blinder Feueralarm. Am 26. ds. gegen 7 Uhr abends wurde die Berufsfeuerwehr von unbekannter Seite verständigt, daß in der Nähe des alten Militärfriedhofes in Pradl ein Brand ausgebrochen sei. Als die Feuerwehr zur angegebenen Stelle fuhr, stellte sich heraus, daß in der Nähe des Friedhofes jemand trockene Kartoffelstauden angezündet hatte. Beim Eintreffen der Feuerwehr waren die Stauden schon niedergebrannt.

Die wenig bekannte Geschichte der k. u. k. Luftfahrtruppen, erzählt in 50 Biografien.
Zum Bildgedächtnis des Ersten Weltkriegs gehören Kanonen, Stellungen im Hochgebirge und Soldaten, die gegen Schneemassen und Lawinen ankämpfen. Dass diese Bergwelt an der Tiroler Front gleichzeitig auch die Kulisse für einen erbitterten Luftkrieg darstellte, das ist weit weniger bekannt. Nicht nur war Tirol ein Schauplatz dieses Luftkrieges, sondern Soldaten aus Nord- und Südtirol, dem Trentino und Vorarlberg waren als Angehörige der österreichisch-ungarischen Fliegertruppe an den verschiedensten Kriegsschauplätzen als Piloten, Beobachteroffiziere und als Bodenpersonal eingesetzt. Der größte Teil dieser Personen – darunter zahlreiche Pioniere des Flugwesens – ist bislang völlig unbekannt.
Das Kriegsjahr 1916, das Band 2 dieses vierbändigen kollektivbiografischen Werks abdeckt, hatte für den Luftkrieg in West- und Südösterreich eine besondere Bedeutung. Mit Anfang des Jahres 1916 wurde Tirol immer stärker zum Ziel- und Operationsgebiet feindlicher Fliegeraktivitäten. Der Luftkrieg wurde damit nicht nur für die Tiroler und Vorarlberger, die in den Luftfahrtruppen eingesetzt waren, sondern auch für die Zivilbevölkerung in der Grenzregion deutlich spürbar. Neben einleitenden Beiträgen sowie einer Chronik der Luftkriegsereignisse des Jahres 1916 umfasst Band 2 zahlreiche Kurzbiografien von Piloten, Beobachteroffizieren und Ballonfahrern im Dienst der k.u.k. Luftfahrtruppen.
Thomas Albrich, Nikolaus Hagen, Stefan Stachniß: Flieger aus Tirol und Vorarlberg in den k.u.k. Luftfahrtruppen
Bd. 2: Feldpiloten, Beobachteroffiziere und Ballonfahrer bis Ende 1916. Veröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchivs, Neue Folge 78/2
ISBN 978-3-7030-6634-4
164 Seiten, gebunden
24,90 Euro