
Status quo beim Bozner Platz
Mitte Februar 2021 wurden die Sieger des Realisierungswettbewerbes zur Neugestaltung des Bozner Platzes gekürt. Das Wiener Ingenieurbüro EGKK Landschaftsarchitektur mit Dipl.-Ing. Clemens Kolar und Dipl.-Ing. Martin Enzinger gewann die Ausschreibung und setzte sich damit mit ihrem Gestaltungsvorschlag unter 58 Einreichungen durch. Zwei Jahre später steht der Bozner Platz wieder im Zentrum der Diskussion. Im Rahmen eines gemeinsamen Pressegespräches von Bürgermeister Georg Willi, Stadträtin Mag.a Uschi Schwarzl und dem Leiter des Amtes für Tiefbau DI Dr. Walter Zimmeter am 20. März 2023 wurden die aktuellen Zahlen und Fakten präsentiert. Am Donnerstag, 23. März 2023, fällt die Entscheidung über das Projekt im Gemeinderat.

„Wer den Mehrwert der Neugestaltung des Bozner Platzes nicht erkennt, hat Urbanität nicht verstanden“, so Bürgermeister Georg Willi und weiter: „Auch, wenn sich eine Mehrheit im Gemeinderat gegen das Projekt ausspricht, wird es am Bozner Platz 2023 eine Baustelle geben. Zudem müssten die Fördergelder in der Höhe von 2,76 Millionen Euro zurückgezahlt werden.“
Projekt im Detail
Das vorliegende Projekt des Wiener Ingenieurbüro EGKK Landschaftsarchitektur sieht 31 Bäume vor, die gemeinsam als Baumdach fungieren und damit einen der heißesten Plätze in Innsbruck im Sommer zwischen den Häuserfronten im Norden und Süden bzw. Osten und Westen des Platzes nach dem Schwammstadtprinzip in eine kühle Zone verwandeln sollen. Bei den Bäumen handelt es sich um Gleditschien – oder Lederhülsenbäumen, die als relativ schnellwüchsig gelten.
Wesentliches Ziel ist es, mit dem Projekt ein attraktives Eingangstor zur Innenstadt zu schaffen sowie den öffentlichen Raum neu zu gestalten und einen verkehrsberuhigten aber trotzdem belebten Stadtplatz mit hoher Aufenthaltsqualität zu bauen. Mit dem Siegerprojekt wird die Aufenthaltsqualität am und um den Platz massiv gesteigert.
Zudem soll der neu gestaltete Bozner Platz mit multifunktionalen Freiflächen samt Veranstaltungsinfrastruktur auf der West- und Ostseite auch vielseitig nutzbar sein.
„Die Stadtklimaanalyse hat gezeigt, dass der Bozner Platz einer der heißesten Orte der Stadt ist. Wenn sich der Gemeinderat für das Projekt entscheidet, wird der Platz jedenfalls klimafit. Künftig würde eine unversiegelte Fläche von 1225 Quadratmeter, der aktuellen Grünfläche von 720 Quadratmeter gegenüberstehen“, erläutert Stadträtin Schwarzl.

Kostenentwicklung bis März 2023
Am 27. Oktober 2021 wurde das Projekt von einer Mehrheit des Innsbrucker Gemeinderates zur Kenntnis genommen und für die Neugestaltung ein Baukostendeckel von fünf Millionen Euro – inkl. MwSt. beschlossen – bezogen auf den Preisstand Oktober 2021 (jedoch ohne Reserven). Zudem erfolgte im Oktober Gemeinderat 2021 der Beschluss zum Einsetzen der begleitenden Kontrolle. Ein entsprechender Stadtsenatsbeschluss dazu erfolgte am 23. Februar 2022.
Auf Basis des ausgearbeiteten Detailprojekts sowie unter Berücksichtigung der massiven, krisenbedingten Baukostensteigerungen seit Oktober 2021 wurde eine neue Kostenberechnung als Grundlage für die weitere Beschlussfassung erstellt. Die vorliegende Kostenschätzung zeigt, dass sich unter dem Einfluss des stark veränderten Marktumfeldes der Baukostendeckel von fünf Millionen Euro inklusive MwSt. nicht einhalten lässt.
Nach aktuellen Berechnungen liegen die Baukosten für die Umgestaltung des Bozner Platzes bei 6,76 Millionen Euro. Dazu kommen 1,71 Millionen Euro als Reserve für nicht kalkulierbare Baukostensteigerungen, sodass das Projekt inkl. Planungs- und Projektnebenleistungen aus heutiger Sicht bei Gesamtkosten in der Höhe von 9,26 Millionen zu liegen kommt.
Darüber hinaus konnten für das Projekt bereits Förderungen lukriert werden, die großteils bereits an die Stadt überwiesen wurden. Dabei handelt es sich um 2,4 Millionen Euro aus dem Kommunalen Investitionsprogramm (KIP-Mittel) sowie eine Covid-Förderung des Landes Tirol in der Höhe von 359.000 Euro. Der Antrag für Finanzmittel aus dem „klimaaktiv“-Fonds wurde am 28. Februar 2022 gestellt. Diese Förderung ist verknüpft mit der Umsetzung einer Begegnungszone. Hier wird zusätzlich eine Förderquote von zumindest 20 Prozent erwartet.
Gleiche Gestaltungsqualität trotz Einsparpotenzial
Das Siegerprojekt sieht für die Befestigung der Gehsteig- und Fahrbahnbereiche ein homogenes Natursteinpflaster in ungebundener Bauweise vor.
Um den Kostenrahmen insgesamt zu senken und trotzdem die gewünschte Gestaltungsqualität zu erhalten, besteht die Möglichkeit, als Pflasterplatten zweischichtige Betonsteine mit einem dünneren Vorsatz aus der gewählten Natursteinkörnung zu verwenden. Damit kann bei gleichem Aussehen der Oberfläche ein Kostenvorteil lukriert werden. Insgesamt könnte beim Pflastermaterial eine Kostenreduktion bis zu 50 Prozent erzielt werden, sodass ein Einsparpotential von 684.000 bis 1,14 Millionen Euro erzielt werden könnte.

„Dieser Natursteinvorsatz wird aus Einzelkörnungen des gewählten Granitmaterials in einer Stärke von wenigen Zentimetern zusammengesetzt. Es handelt sich dabei technisch um einen Vorsatzbeton, der dem Granitstein sehr ähnlich ist“, führt Dr. Zimmeter aus und verweist zudem darauf: „Ein weiteres Einsparpotential ohne Beeinträchtigung der Gestaltungsqualität des Kernbereichs vom Bozner Platz bestünde im Verzicht auf die Gestaltung der Brixner Straße im Übergangsbereich vom Bozner Platz bis Meinhardstraße. Hier könnten noch einmal 560.000 Euro gespart werden.“
Möglicher weiterer Projektfahrplan
Abhängig von einer mehrheitlichen Zustimmung für das Projekt im Gemeinderat am Donnerstag, 23. März 2023, könnte die Ausschreibung Ende April 2023 erfolgen, sodass mit den ersten Arbeiten parallel mit den Leitungsarbeiten im Sommer 2023 begonnen werden könnte.
Erste Baumsetzungen wären frühestens im Herbst 2023 bzw. wahrscheinlich erst im Frühjahr 2024 möglich. Der Hauptteil der Gestaltungsarbeiten wäre für das Jahr 2024 geplant.
Zahlen, Daten, Fakten
Gesamtkosten 9,26 Millionen Euro
- Baukosten 6,76 Millionen Euro
- Reserve für Baukostensteigerungen 1,71 Millionen Euro
Förderungen bis zu 4,6 Millionen Euro
- 2,4 Millionen Euro KIP-Mittel
- 359.000 Euro Covid-Förderung des Landes Tirol
- noch ausständig ist die beantragte Förderung des „klimaaktiv“-Fonds, Förderquote von mindestens 20 Prozent möglich
