Die Kompositions-StipendiatInnen Judith Unterpertinger und Erwan Borek mit (v.l.) Vizebürgermeister Georg Willi, Kulturamtsleiterin Isabelle Brandauer und Musikschuldirektor Wolfram Rosenberger.
Die Kompositions-StipendiatInnen Judith Unterpertinger und Erwan Borek mit (v.l.) Vizebürgermeister Georg Willi, Kulturamtsleiterin Isabelle Brandauer und Musikschuldirektor Wolfram Rosenberger.

Kompositionsstipendien 2025

Auszeichnung an Judith Unterpertinger und Erwan Borek

Mit dem „Hilde Zach-Kompositionsstipendium 2025“ in Höhe von 7.500 Euro wurde Mag.a Judith Unterpertinger ausgezeichnet. Das Förderstipendium Komposition (3.500 Euro) erhielt Erwan Borek, BEd. Die Preisträgerin und der Förderpreisträger der Hilde-Zach-Kompositionsstipendien nahmen ihre Urkunden am 24. Juni im Rathaus durch Vizebürgermeister Georg Willi entgegen.

„Ich gratuliere der Preisträgerin und dem Preisträger und freue mich, ihr Schaffen entsprechend würdigen zu können. Sie brennen beide für die Musik und loten ihre Möglichkeiten und ihre Kraft, insbesondere der modernen Musik und der Chormusik, in allen Facetten aus“, so Vizebürgermeister Georg Willi anlässlich der Übergabe: „Es ist auch schön zu sehen, wie wir im Falle Judith Unterpertingers die Laufbahn so mancher Talente mitverfolgen können.“ Die Komponistin hat 2007 bereits das Hilde Zach-Förderstipendium Komposition gewonnen.

Fachjury entscheidet

Die Fachjury, bestehend aus Harald Pröckl (Tiroler Ensemble für Neue Musik), Karlheinz Siessl (Akademie St. Blasius) und Dr. Franz Gratl (Tiroler Landesmuseen – Musiksammlung), begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Die Komponistin Judith Unterpertinger schafft in ihren Werken eine Symbiose unterschiedlicher Kunstgattungen. Dabei zeichnen sich ihre Kompositionen durch die intellektuelle Durchdringung und kreative Umsetzung aus.“

Erwan Boreks Kompositionen zeichnen sich laut Jury „durch seine musikalische Klarheit aus. Ein eigener kompositorischer Stil ist durch alle Werke hindurch erkennbar.“

Leben und Werk

Judith Unterpertinger (*1977 in Hall i.T.) schwebt zwischen Komposition, Bildender Kunst und Performance. Sie instrumentiert und improvisiert, schneidet und schichtet, schiebt und lauscht und entwickelt ihre Werke intermedial. Dafür fragt sie hinter die Dinge, untersucht Phänomene auf ihren verschiedenen Ebenen und legt deren immanente Parameter frei. Solcherart Ausgrabungen regen die Komponistin zu einer An- und Neuordnung in immer komplexere Klangstücke, Installationen und Performances an. In solcher Verschränkung von Musik mit visueller und performativer Kunst liegt der Ausdruck einer Raumerfahrung ebenso wie eines Zeiterlebens. Mit Augenohren zu hören, mit Ohrenaugen zu sehen, kann in ihren Arbeiten erfahrbar werden. Ihr interdisziplinäres Arbeiten ist dabei keineswegs synästhetisch zu verstehen; in wechselnder Reihenfolge werden Akustisches, Visuelles und Körperliches zu einer gemeinsamen Bewegung dramaturgisch in den Raum addiert, zueinander in Bezug gesetzt. Auf der Suche nach einer neuen Form und Ordnung geschehen also oft Übersetzungen. Doch Judith Unterpertingers intermedialer Ansatz dient letztendlich einem Ausdruck der Vielschichtigkeit und führt sie zur Realisierung musikalisch-performativer Architekturen. (Text: Sylvia Wendrock)
In ihrem Stück „ZEITENVERWESUNG III“ erarbeiten und interpretieren ein Ensemble, eine Dirigent*in und zwei Tänzer*innen notiertes, narratives und grafisches Material zu Zeitgeschehen, Zeitempfinden, Zeitwahrnehmung, Zeitlosigkeit, verräumlichte Dauern, Perioden, Impulse. Auditive und visuelle Gesten werden in Relation von Klang, Bewegung und Raum gesetzt.

Erwan Borek (*1996 in Kitzbühel) wuchs in einer musikalischen Familie auf, in der er von seiner frühesten Kindheit an von klassischer sowie zeitgenössischer Musik und ganz besonders vom Jazz geprägt wurde. Unter der Anleitung seines Vaters, selber Pianist, lernte Erwan als Autodidakt das Klavierspielen. Jazzlehrgang bei Stephan Costa (Klavierklasse) am Tiroler Landeskonservatorium Innsbruck, Besuch des Musikgymnasiums in Innsbruck. Studium der Germanistik und Musikerziehung mit dem Hauptfach Ensembleleitung an der Pädagogischen Hochschule Linz und der Anton Bruckner Privatuniversität Linz.
Werke: „Verzweifelt ob der Zeitlichkeit“ für 8-stimmigen Chor von dem Wiener Chor „Neue Wiener Stimmen“ unter der Leitung des Welsers Christoph Wigelbeyer in Gmunden, Judenburg und im Konzerthaus in Wien (2018). Ende Juni 2018 wurde Erwans 1. Symphonie mit dem Städtischen Orchester Schwaz in Tirol uraufgeführt. Uraufführung eines Werkes für Chor und Elektronik unter der Leitung von Mag. Alexander Koller mit dem Hard-Chor und dem Oberösterreichischen Landesjugendchor (2021). 2023 Kompositionsauftrag von Thomas Larcher und seinem Festival „Listening closely“, bei dem ein Cellosolo-Werk durch Valerie Fritz uraufgeführt wurde.
Erwan ist als Pädagoge und Filmvermittler in Wels und Linz tätig und ist seit einigen Jahren Bandleiter für verschiedene Musical- und Theaterprojekte in Wels.

Was wird gefördert?

Die gesamte Fördersumme von 11.000 Euro wird in ein großes Stipendium und in ein Förderstipendium unterteilt. Diese Aufteilung gewährleistet, dass sowohl Werke größeren formalen Zusammenhangs von erfahrenen KomponistInnen als auch Kompositionen junger Talente gefördert werden. Zur Förderung von zeitgenössischer Musik unterstützt die Stadt Innsbruck die Komposition von zeitgenössischen Musikwerken von Innsbrucker KomponistInnen. Ziel ist eine dauerhafte und nachhaltige Förderung der Entwicklung zeitgenössischer Musik in Innsbruck. 2013 wurden die Kompositionsstipendien in „Hilde Zach-Kompositionsstipendien“ in Anerkennung und Erinnerung an Innsbrucks ehemalige Bürgermeisterin umbenannt. AS

Kontakt und Informationen
Referat Kulturentwicklung und Förderungen
Mag.a Katharina-Sophie Schimpl, BSc
Telefon +43 512 5360 8342
post.kulturamt@innsbruck.gv.at

Die PreisträgerInnen mit (v.l.) Vizebürgermeister Georg Willi, den Jurymitgliedern Franz Gratl, Karlheinz Siessl, Harald Pröckl und Musikschuldirektor Wolfram Rosenberger.
Die PreisträgerInnen mit (v.l.) Vizebürgermeister Georg Willi, den Jurymitgliedern Franz Gratl, Karlheinz Siessl, Harald Pröckl und Musikschuldirektor Wolfram Rosenberger.