Kinder erobern die Straße: Die von SchülerInnen organisierte Spielestraße schafft Raum für Spiel, Begegnung und kreative Ideen.
Kinder erobern die Straße: Die von SchülerInnen organisierte Spielestraße schafft Raum für Spiel, Begegnung und kreative Ideen.

Zukunft gestalten

Kinderbeteiligung an der Volksschule Fischerstraße zeigt, wie junge Menschen ihre Umgebung aktiv mitgestalten können – ein Vorbild für gelebte Demokratie und Selbstwirksamkeit.

Kinder sind die Zukunft – diese oft gehörte Floskel gewinnt etwa in der Volksschule Fischerstraße eine ganz konkrete Bedeutung. Hier wird mit der „Kinderkonferenz“ den Kindern die Möglichkeit geboten, aktiv an ihrer Umwelt mitzuwirken. Die Kinderbeteiligung, die an der Volksschule Fischerstraße vor einigen Jahren als Projekt begonnen hat und seither gelebt wird, ist ein Paradebeispiel dafür, wie frühe Partizipation das Demokratieverständnis fördert und den jungen Menschen zeigt: Eure Meinung zählt! Wenn ihr euch aktiv mit euren Ideen einbringt, könnt ihr etwas verändern!

Ein Projekt mit Weitblick

Schon seit Herbst 2022 arbeitet die Schule mit Partnern wie dem Stadtteiltreff Wilten, SOS-Kinderdorf und dem Verein „Welt der Kinder“ zusammen, um Beteiligungsräume zu schaffen, in denen Kinder ihre Bedürfnisse, Ideen und Anliegen äußern können. Im Jahr 2023 wurde die vorbildhafte Umsetzung der Kinderkonferenz an der Volksschule Fischerstraße mit dem „Preis der Pädagogik der Landeshauptstadt Innsbruck“ ausgezeichnet.

„Kinder brauchen Raum und Zeit, um ihre Wünsche, Themen und Ideen zu äußern, sie greifbar und nachvollziehbar für andere zu machen, sie miteinander zu teilen und sich gemeinsam für eine Verbesserung der unmittelbaren Umgebung und damit des Alltags einzusetzen“, erklärt Vizebürgermeisterin und Bildungsreferentin Mag.a Elisabeth Mayr. „Manche Vorschläge – wie mehr Raum für Ganztagsschule und Mittagstisch, ein Kindercafé, das Ölen einer Tür, die quietschend Lärm macht und immer wieder für Verstimmung der Nachbarn sorgt, eine temporäre Spielestraße vor der Schule, ein Chill-out-Raum und vieles mehr – konnten so bereits umgesetzt werden. Nicht alles ist machbar, aber vieles, und zwar gemeinsam. Diese Erfahrung ist Gold wert, Kommunikation und das gemeinsame Gestalten sind zentral.“

Gelebte Mitgestaltung

Kinderbeteiligung hilft dabei, demokratische Werte wie Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit zu vermitteln. Das zeigt sich in vielen Bereichen des Schullebens Ein Highlight ist die mittlerweile regelmäßig organisierte Spielestraße, wo sich die Kinder in einem geschützten und sicheren Bereich vor der Schule frei bewegen können. Auch zahlreiche FreundInnen, Familien und NachbarInnen freuen sich über den zusätzlichen, verkehrsfreien Raum.

Ebenso finden die Kindercafés in der Pfarre Wilten-West weiterhin statt. Diese wurden nach dem Vorbild des Vereins „Welt der Kinder“ entwickelt, von SOS-Kinderdorf begleitet, und bieten den SchülerInnen die Möglichkeit, öffentliche Räume für Austausch und Spiel zu nutzen. Dabei lernen sie, mit anderen Kindern Projekte zu planen und durchzuführen, was ihre Fähigkeiten zur Zusammenarbeit und Eigeninitiative stärkt.

Auch bei der Neugestaltung der schulischen Räumlichkeiten für die Ganztagsschule, die 2024 eröffnet wurden, konnten sich die SchülerInnen selbst einbringen. Neben einem Ruheraum, der zum Entspannen einlädt, wurden auch ein Spielraum, ein Bauraum und ein Kreativraum gestaltet. Wo immer möglich, wurden die Ideen und Wünsche der Kinder aufgegriffen und umgesetzt. Das alles sind unschätzbar wichtige Erfahrungen. Wenn eine eigentlich grandiose Idee, wie eine Rutsche aus dem dritten Stock direkt in den Innenhof zu legen, nicht umsetzbar war, wurden die genauen Gründe erklärt. Die enttäuschende Erfahrung, dass manches nicht umsetzbar ist, ist ebenfalls wichtig und braucht Raum.

Aktuell beteiligt sich die Volksschule Fischerstraße in Zusammenarbeit mit dem städtischen Referat für Grünanlagen – Planung und Bau an der Neugestaltung des Beseleparks. Kinder gestalten Modelle und bringen kreative Vorschläge ein. Die Umsetzung der Pläne ist für das Frühjahr 2025 geplant und wird ein weiteres Musterbeispiel dafür sein, wie Partizipation in der Praxis gelingt.


Kinder bereits im Volksschulalter mitbestimmen und mitgestalten zu lassen, bedeutet, dass sie früh wichtige Lebenserfahrungen machen: Dass wir gemeinsam eine gute Idee leichter zur Umsetzung bringen als allein. Dass es sich selbst dann, wenn etwas nicht möglich ist, lohnt, es gemeinsam probiert zu haben. Dass es uns stärkt, sich zusammenzutun, um gemeinsam Ziele zu erreichen, die uns wichtig sind.

Vizebürgermeisterin Elisabeth Mayr

Vizebürgermeisterin Elisabeth Mayr

Vermittelte Werte

Das Engagement der Kinder und des pädagogischen Teams an dieser oder auch an anderen Schulen steht exemplarisch für eine Haltung, die Bildung neu denkt. Hier werden Kinder als aktive Beteiligte an der Gestaltung ihrer Umgebung miteinbezogen. Diese Haltung vermittelt Werte im aktiven Tun und bereitet sie auf ein Leben vor, in dem ihre Stimme und ihr Einsatz einen entscheidenden Unterschied machen – eine Erfahrung, die oft bis ins Erwachsenenalter nachwirkt.

„Von der Idee zum Plan zur Umsetzung, basierend auf Demokratie und Gemeinschaftssinn. Kinderbeteiligung macht diese Erfahrung möglich, nicht zuletzt dank jener Erwachsenen, die diese Prozesse unterstützen und dadurch ermöglichen, ob in der Schule oder außerhalb“, unterstreicht die für Bildung zuständige Vizebürgermeisterin Elisabeth Mayr. DJ