
Ein Jahr Kulturstrategie 2030
Im Dezember 2022 wurde die Kulturstrategie Innsbruck 2030 im Gemeinderat verabschiedet. Sie umfasst acht breit gefächerte Handlungsfelder mit insgesamt 45 Maßnahmen. Welche Schwerpunkte gab es im Jahr 2023 bei der Umsetzung?
Dr.in Isabelle Brandauer: Eine der zentralen Aufgaben des Kulturamtes ist die Bearbeitung und Prüfung der Subventionsanträge, ohne die ein Großteil des kulturellen Angebots in Innsbruck nicht realisierbar wäre. Bisher gab es dafür abseits der Subventionsordnung keine festgeschriebenen Kriterien, an denen sich die Ansuchenden und das Amt hätten orientieren können. So war es uns ein Anliegen, als eine der ersten Maßnahmen diese Kriterien zu definieren. VertreterInnen aus dem Kunst- und Kulturbereich, der Verwaltung, der Politik und externe ExpertInnen haben allgemeine sowie spartenspezifische Förderkriterien erarbeitet, die nach der Überprüfung durch die Mitglieder des Kulturausschusses voraussichtlich im Jänner 2024 verabschiedet werden.
Mag.a Christina Alexandridis: Hinsichtlich der Transparenz bei den Förderungen haben wir noch eine zweite Maßnahme umgesetzt. Bereits im März 2023 konnten wir den Kulturausgabenbericht 2021 nach den Vorgaben des LIKUS-Systems veröffentlichen, der nicht nur alle Kulturausgaben der Stadt aufzeigt, sondern auch einen objektiven Vergleich mit anderen Städten und Gemeinden ermöglicht. Im Februar 2024 präsentieren wir den Kulturausgabenbericht 2022.
Wie alle Teile der Gesellschaft hatten und haben auch die Kulturschaffenden mit der Teuerung zu kämpfen. Wie begegnet ihr diesen Herausforderungen?
IB: Schon vor der aktuellen Teuerung war es der zuständigen Stadträtin Uschi Schwarzl und dem Kulturamt wichtig, eine Fair-Pay-Strategie auf den Weg zu bringen, zu der sich die Stadt in der Kulturstrategie ausdrücklich bekennt. Diesen Weg verfolgen wir konsequent weiter. Zur Abfederung der aktuellen Teuerung hat die Stadt Innsbruck im Sommer 2023 ein Antiteuerungspaket geschnürt, für das etliche Ansuchen eingereicht wurden. Es ist noch zu prüfen, ob es ein ähnliches Paket auch 2024 geben wird.
Die multiplen Krisen unserer Zeit umfassen vor allem auch das Klima. Gibt es diesbezüglich Initiativen aus und für die Kultur?
CA: Der Verknüpfung von kultureller und ökologischer Entwicklung ist in der Kulturstrategie ein ganzes Handlungsfeld gewidmet. Das Kulturamt hat 2023 einen Lehrgang von klimakultur.tirol unterstützt, an dem auch ich teilnehmen durfte. Unter der Überschrift „Kultur durch Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeit durch Kultur“ konnten sich die TeilnehmerInnen über zeitnah umsetzbare Ziele und Utopien informieren. Dieser Lehrgang hat gezeigt, dass Umwelt und Kultur auf vielfältigste Art und Weise verknüpft und wechselseitig voneinander abhängig sind. Außerdem freuen wir uns sehr über die im November 2023 erfolgte Auszeichnung der Innsbrucker Stadtbibliothek als offizieller Klimabündnis-Betrieb.
„Kultur ist der Stadt etwas wert: Die Kulturstrategie 2030 gibt den Rahmen vor, wie künftig bei den Themen Fair Pay – fairer Entlohnung für Kulturschaffende – und Barrierefreiheit, Kriterien zur Vergabe von Subventionen oder Räumen für Kunst und Kultur umzugehen ist.“ (Stadträtin Uschi Schwarzl)
Ein wichtiges Handlungsfeld der Kulturstrategie ist die Teilhabe. Welche Maßnahmen werden hier gesetzt?
IB: Kulturelle Teilhabe ist in einer Demokratie in der Tat von gesamtgesellschaftlichem Interesse. Wenn sie nicht gelingt, kann das viele Ursachen haben. Ein Grund ist die – fehlende – Inklusion von Menschen mit Behinderungen. In Zusammenarbeit mit dem Behindertenbeirat der Stadt Innsbruck entsteht gerade ein Label-System zur Kennzeichnung unterschiedlicher Aspekte von Inklusion und Barrierefreiheit, an dem sich BesucherInnen orientieren können. Außerdem soll es VeranstalterInnen aufzeigen, mit welchen Maßnahmen welcher Grad von Barrierefreiheit erreicht werden kann. Über den Fortschritt dieses Projektes werden wir laufend berichten.
CA: Eine weitere Barriere kann ökonomischer Natur sein. Hier setzt die Stadt Innsbruck mit der Etablierung einer „Aktiv Karte“ an, an deren Ausarbeitung auch das Kulturamt beteiligt ist. Zudem unterstützt die Stadt das Projekt „Hunger auf Kunst und Kultur“, das in Kooperation mit unzähligen Kulturinstitutionen einkommensschwachen Menschen den kostenlosen Zugang zur Kultur ermöglicht.
Das klingt alles nach einem vielfältigen, interessanten Arbeitsfeld. Wie ist der Ausblick auf 2024?
IB: Uns wird auch im neuen Jahr sicher nicht langweilig werden! Wichtiges Thema und auch medial immer wieder präsent ist die Raumsituation, mit der wir uns 2024 intensiv auseinandersetzen werden. Das Kulturamt hat eine Studie in Auftrag gegeben, die neben einer Bestandsaufnahme städtischer Kulturräume auch Potenziale und vor allem Bedarfe aufzeigen soll. Ziel ist unter anderem, verfügbare Räumen über eine Online-Karte sichtbar zu machen. Innerhalb des Handlungsfeldes 8 – „Eine aktive Erinnerungs- und Gedenkkultur fortführen und ausbauen“ – steht der Abschluss des Gestaltungswettbewerbs für die Errichtung einer Gedenkstätte „Lager Reichenau“ ganz oben auf der Agenda.
Das Interview führte Anneliese Steinacker.