Bundesministerin Holzleitner zu Gast in Innsbruck
Bei ihrem Innsbruck-Besuch am gestrigen Donnerstag, 27. November 2025, wurde die für Frauen, Wissenschaft und Forschung zuständige Bundesministerin Eva-Maria Holzleitner, BSc von Vizebürgermeisterin Mag.a Elisabeth Mayr empfangen.
Im Vordergrund der Gespräche standen die geteilten Agenden Frauen und Bildung, der Austausch mit dem kürzlich neu gegründeten Referat Frauen, Gleichstellung und Queer sowie den in Innsbruck und darüber hinaus aktiven frauenpolitischen Vernetzungen. Einen weiteren Gesprächsschwerpunkt bildete die Arbeit am Nationalen Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen und Mädchen, der angesichts der derzeit laufenden 16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen besondere Aktualität zukommt.
„Jede Frau und jedes Mädchen hat das Recht, in Sicherheit und Selbstbestimmung zu leben. Der Nationale Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen zeigt, dass die gesamte Bundesregierung diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe ernst nimmt und konkrete Taten setzt. Der Nationale Aktionsplan ist kein einmaliges Projekt, sondern der Beginn eines langfristigen Prozesses – ein feministischer, gemeinschaftlicher Schulterschluss für ein Österreich ohne Gewalt gegen Frauen. Denn keine Regierung darf ruhen, solange Frauen in Österreich Gewalt erleben“, betont Bundesministerin Holzleitner.
„Unser gemeinsames Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen kommunaler und bundespolitischer Ebene zu stärken. Wir wollen frauenpolitische Anliegen sichtbar und hörbar machen und Maßnahmen setzen, die echte Gleichstellung fördern und ein Leben in Würde und Sicherheit für alle ermöglichen. Das klingt wie eine bescheidene Forderung, ist aber die radikalste und wichtigste feministische Forderung überhaupt. Gerade in einem Land wie Österreich, wo so viele Frauenmorde und so viel häusliche Gewalt stattfinden, gilt es umso mehr, eine gemeinsame, starke und solidarische Stimme für diese Botschaft zu bilden“, erklärt die ressortzuständige Vizebürgermeisterin Mayr anlässlich des frauenpolitischen Austauschs mit dem städtischen Referat und den in Innsbruck aktiven Vernetzungen.
Engagement für Gewaltschutz
Mit dem Aktionszeitraum „16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ wird international auf die herrschende Gewaltausübung aufmerksam gemacht. Auch in Innsbruck weht während der Aktionstage wieder die „Frei leben ohne Gewalt“-Fahne vom Balkon des Innsbrucker Rathauses. Damit zeigt Innsbruck sichtbar Flagge gegen die Gewalt an Frauen und Mädchen und setzt ein Symbol, um die Öffentlichkeit für diese Problematik zu sensibilisieren. Das Goldene Dachl wird im Rahmen der weltweit bekannten Kampagne „Orange the World“ so wie viele andere Wahrzeichen in orangefarbenes Licht getaucht.
Auch zahlreiche andere Aktionen und Veranstaltungen finden im Rahmen der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ statt. Dieses gemeinsame Engagement für Gewaltschutz, das Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit und die Gleichstellung der Geschlechter wird vor allem von Vernetzungen von Vereinen und Organisationen getragen, wie der feministischen „Frauen*vernetzung Tirol“ und der „FrauenLesbenVernetzung Tirol“.
Dank an Initiativen vor Ort – „Ni una menos!“
Der Platz vor dem Landestheater wird seit einigen Jahren regelmäßig für Kundgebungen genutzt und wird umgangssprachlich von vielen bereits als „Ni una menos-Platz“ bezeichnet. Der Ausruf „Ni una menos“ ist spanisch und bedeutet wörtlich „Nicht eine weniger“. Er stammt aus der südamerikanischen Frauenbewegung und wurde 2015 bekannt. Er steht für den Kampf gegen patriarchale Gewalt und gegen die unzähligen Femizide, die weltweit noch immer passieren.
„Nur dank der zahlreichen Initiativen und Aktiven vor Ort ist Innsbruck eine so aktive feministische Stadt. Es ist auch der Arbeit der lokalen Initiativen zu verdanken, dass die zentrale Botschaft der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen – ni una menos – frei übersetzt: Keine Einzige mehr darf Opfer werden! – für alle sichtbar und hörbar ist. Mittlerweile ist das untrennbar mit diesem Ort verbunden, nicht nur hier und heute“, bedankt sich Vizebürgermeisterin Mayr für das Engagement, welches das ganze Jahr über und zusätzlich zu den zahlreichen Beratungs-, Präventions- und Schutzangeboten, in der Stadt lebendig wird: von Kundgebungen und Demos, informativen Veranstaltungen und kreativen Mitmach-Projekten, bis hin zu Bildungsangeboten und vielfältiger Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit.
„Hinschauen statt wegschauen“
Der gemeinsame Appell der Vertreterinnen der Frauenorganisationen und der frauenpolitischen Vertreterinnen ist daher: „Jede Gewalttat ist eine zu viel. Macht- und Abhängigkeitsstrukturen, die schließlich sogar zu Mord führen, dürfen nicht länger geduldet werden. Daher lautet die Botschaft: Hinschauen, statt wegschauen. Auch im Dunkeln und im vermeintlich rein Privaten muss Solidarität spürbar sein, Gewalt muss benannt und sichtbar gemacht werden, um Gewalt an Frauen und Mädchen zu verhindern.“
Frauen*vernetzung Tirol
„Weltweit sind Frauen, Mädchen und queere Menschen auch heute noch massiven patriarchalen Angriffen ausgesetzt. Der Femi(ni)zid ist die extremste Form davon. Monatlich werden in Österreich etwa drei Frauen ermordet. Auch im Jahr 2025 müssen wir uns weiter verbünden gegen Femi(ni)zide und gegen jede Form der Gewalt aufstehen.“
FrauenLesbenVernetzung Tirol
„Femizide stellen die drastischste Form patriarchaler Gewalt dar – die Gewalt beginnt aber nicht erst bei der Eskalation. Femizide sind keine Einzelschicksale. Sie gehen uns alle an. In circa 40 Prozent der Beratungen in den österreichischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen geht es um Gewalt.“ MD

