Gemeinsam für eine Bildung, die allen Kindern dieselben Chancen ermöglicht: Bürgermeister Johannes Anzengruber (6. v.l.), Vizebürgermeisterin Elisabeth Mayr (8. v.l.) und Mitglieder des Gemeinderats mit den BildungsexpertInnen und den teilnehmenden SchulleiterInnen.
Gemeinsam für eine Bildung, die allen Kindern dieselben Chancen ermöglicht: Bürgermeister Johannes Anzengruber (6. v.l.), Vizebürgermeisterin Elisabeth Mayr (8. v.l.) und Mitglieder des Gemeinderats mit den BildungsexpertInnen und den teilnehmenden SchulleiterInnen.

Bildungsaustausch zur Gemeinsamen Schule

Zukunftsorientierter Austausch von ExpertInnen

Eltern müssen für ihre Kinder schon früh Bildungsweg-Entscheidungen treffen, die weitreichende Folgen auf den gesamten Lebensweg haben können. Im Alter von neun bis zehn Jahren geht mit der Frage, ob nach der Volksschule eine Mittelschule oder ein Gymnasium besucht wird, eine sehr frühe und trennende Entscheidung über den weiteren Bildungsweg der Kinder einher. Nicht selten ist diese Entscheidung geprägt von regionaler Schulinfrastruktur sowie vom Elternhaus und bringt sehr viel Druck, Stress, teure Nachhilfe und damit Belastungen für Kinder und ihre Eltern mit sich. Aber auch Menschen, die im Bildungsbereich arbeiten, sind mit Belastungen konfrontiert, die durch das trennende System entstehen.

VertreterInnen der Politik, der Bildungsdirektion, der Verwaltung sowie SchulleiterInnen und andere BildungsexpertInnen diskutierten im Rahmen eines Schulentwicklungsprozesses am 21. Februar im Plenarsaal des Innsbrucker Rathauses gemeinsam über Fragen und mögliche Handlungsansätze.

Bildungspolitische Fragen

In Österreich gibt es neben der Trennung der Kinder ab der 5. Schulstufe zudem mit der Sonderschule eine weitere Schulform. Drei getrennte Schulformen sind im EU- sowie OECD-Vergleich besonders kosten- und ressourcenintensiv, jedoch kommt bei den Kindern in ihrer Gesamtheit durch die Selektion nicht die bestmögliche Bildungsqualität für die Höhe dieser Investitionen an. Daher stellen sich bildungspolitisch zahlreiche Zukunftsfragen: Welche Möglichkeiten bieten sich in Innsbruck, um die bestmögliche gemeinsame Bildung zu realisieren? Welche Änderungen und Voraussetzungen braucht es, um in puncto gemeinsamer und besserer Bildung voranzukommen? Was lässt sich bereits auf der aktuellen gesetzlichen Basis realisieren? Was lehren uns Best-Practice-Beispiele aus anderen Städten und Gemeinden?

 

Gemeinsam lernen – individuell fördern

Die Idee der Gemeinsamen Schule für Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren soll maßgeblich zur Inklusion und Integration beitragen und ist als Schulsystem bereits in vielen Ländern implementiert. Wie eine mögliche Umsetzung der Gemeinsamen Schule in Österreich funktionieren kann, hat Christian Grabher, ehemaliger Direktor der „Schule am See“ in Hard/Vorarlberg im Rahmen des Bildungsaustauschs den TeilnehmerInnen präsentiert. Neben wichtigen Faktoren wie Inklusion und Integration sollen auch Methoden der Binnendifferenzierung innerhalb der Gemeinsamen Schule entwickelt werden, um die Kinder individuell je nach ihren Schwächen, Stärken, Begabungen und Interessen zu fördern.

„Vorbilder wie die ‚Schule am See‘ zeigen, dass bessere Bildungschancen für die Kinder in jeder Stadt und jeder Gemeinde umsetzbar sind, auch unter den jetzigen gesetzlichen Rahmenbedingungen – wenn man sich in diesem Sinne zusammenschließt und gemeinsam dafür einsetzt. Gemeinsam lernen und individuell fördern – das ist der Schlüssel zur besten Bildung“, betont die für Bildung zuständige Vizebürgermeisterin Mag.a Elisabeth Mayr und verweist auf den Zukunftsvertrag der Stadtregierung, in dem dieses Ziel ebenfalls verankert ist. „Natürlich braucht es für Reformen in der Bildung immer auch Land und Bund. Doch Städte, in denen sich bereits eine Vielzahl von Menschen für dieses Ziel engagieren, können in solchen Fragen eine echte Zukunftsrolle einnehmen.“

„Die Diskussion ist wichtig und notwendig, wird allerdings nicht allein auf kommunaler Ebene entschieden. Schule darf und muss Spaß machen – dies fördert letztlich die Lernbereitschaft. Druck oder Abstiegsängste sind nicht leistungsförderlich. Es gilt gesellschaftlich wie bildungspolitisch abzuwägen, welche Schulformen geeignet sind, das primäre Ziel bestmöglicher Bildung und optimaler Berufsvorbereitung zu erreichen“, sagte Bürgermeister Ing. Mag. (FH) Johannes Anzengruber, BSc beim Bildungsaustausch am 21. Februar.

„Der Schlüssel zu nachhaltigem Wachstum und Wohlstand für kommende Generationen ist ein Bildungssystem, das für alle einen barrierefreien Bildungsweg von der frühkindlichen Bildung bis zum erfolgreichen Abschluss ermöglicht“, ist sich der Leiter des Institutes für LehrerInnenbildung und Schulforschung an der Universität Innsbruck, Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Schratz, sicher.
Der Bildungsaktivist, AHS-Lehrer sowie Gründer des Bündnisses „Schule. Zukunft. Jetzt“ Mag. Markus Astner freut sich über die Initiative der Stadt Innsbruck und die Verankerung des Ziels im Zukunftsvertrag: „Gemeinsame inklusive Bildung löst zwar nicht alle Probleme, aber sie ist auf jeden Fall für alle Kinder gerechter, sozialer, angstfreier und zukunftsweisender. Das zeigen die überwiegenden Länder, in denen eine solche Bildung völlig normal ist. Zudem ist die Gemeinsame Schule auch lern- und entwicklungsfördernder.“

Auch die teilnehmenden SchulleiterInnen sind sich einig: „Die Volksschule ist grundsätzlich eine Form der gemeinsamen Schule. Insofern erleben Kinder, bevor sich die Entscheidung über ihren weiteren trennenden Bildungsweg stellt, schon die Vorteile des Gemeinsamen und das Potenzial der Vielfalt. Zudem gibt es eine eindeutige Überlappung der Kompetenzprofile von Mittel- und AHS-SchülerInnen, daher gäbe es den dringenden Bedarf sowie genug Möglichkeiten, die Kinder auch weiterhin entlang ihrer Potenziale individuell zu fördern.“

Mehr Bildungsgerechtigkeit und Bildungsqualität

Besonders wichtig für die Bildungsqualität sowie die eine chancengerechte Bildung ist das Konzept des verschränkten Unterrichts.Verschränkter Unterricht bedeutet, dass Freizeiteinheiten und Lerneinheiten einander über den Tag verteilt abwechseln und so zur einer kindgerechten und qualitätsvollen Ganztagsschule beitragen. Im Konzept des verschränkten Unterrichts ist neben dem Lernen und vielen Projektarbeiten auch Platz für Erholung und Ruhe, für Austoben und viel Bewegung an der frischen Luft, für Musik, Sport und Kreatives. Die Lerneinheiten sind auf diese Weise perfekt und abwechslungsreich eingebettet. Auf dieser Basis können sich Kinder in der Ganztagsschule bestmöglich entfalten und erhalten genau jene Förderung, die sie brauchen. „Innsbruck ist hier bereits an zahlreichen Volksschulen gut aufgestellt. Allerdings braucht es endlich eine bessere Finanzierung und Personalstellung, um dieses Modell für Städte ausbauen und die Qualität weiter verbessern zu können. Auch dafür brauchen wir einen guten Dialog mit den für Bildung entscheidenden politischen Ebenen wie Bund und Land und ihre finanzielle Förderung“, hebt Vizebürgermeisterin Mayr abschließend hervor.

Kontakt:

Vizebürgermeisterin Mag.a Elisabeth Mayr
Tel.: +43 660 8986224
buero.vbgminmayr@innsbruck.gv.at

Arbeiten mit Weitblick für die Bildung der Kinder: Die BildungsexpertInnen und teilnehmenden SchulleiterInnen (v.l.): Werner Leithmayer (Leiter Schulamt), Herbert Gimpl (Bildungsdirektion Tirol), Julia Zmugg (Direktorin MS Ilse Brüll-Gasse), Gregor Örley (Vizerektor PHT), Michael Schratz (LFU, Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung), Holger Perkounigg (Direktor MS Hötting), Thomas Neuwirth (Bildungsdirektion), Christian Grabher (ehem. Direktor „Schule am See“), Markus Astner (Bildungsaktivist, Initiator „Schule. Zukunft. Jetzt“), Doris Schumacher (Direktorin BRG in der Au), Ursula Ortner (Direktorin Schule am Inn), Laurenz Hennig (VS Innere Stadt) und Andrea Kreisl (BürgerInnenbeteiligung und partizipative Stadtgestaltung).
Arbeiten mit Weitblick für die Bildung der Kinder: Die BildungsexpertInnen und teilnehmenden SchulleiterInnen (v.l.): Werner Leithmayer (Leiter Schulamt), Herbert Gimpl (Bildungsdirektion Tirol), Julia Zmugg (Direktorin MS Ilse Brüll-Gasse), Gregor Örley (Vizerektor PHT), Michael Schratz (LFU, Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung), Holger Perkounigg (Direktor MS Hötting), Thomas Neuwirth (Bildungsdirektion), Christian Grabher (ehem. Direktor „Schule am See“), Markus Astner (Bildungsaktivist, Initiator „Schule. Zukunft. Jetzt“), Doris Schumacher (Direktorin BRG in der Au), Ursula Ortner (Direktorin Schule am Inn), Laurenz Hennig (VS Innere Stadt) und Andrea Kreisl (BürgerInnenbeteiligung und partizipative Stadtgestaltung).