Die Preisträgerinnen Manuela Rathmayer (Mitte links) und Sandra Hupfauf (Mitte rechts) mit Vizebürgermeister Georg Willi (1. v.r.), Vizebürgermeisterin Elisabeth Mayr (1. v.l.) und den Jurymitgliedern Michael Haupt und Gisela Hormayr.
Die Preisträgerinnen Manuela Rathmayer (Mitte links) und Sandra Hupfauf (Mitte rechts) mit Vizebürgermeister Georg Willi (1. v.r.), Vizebürgermeisterin Elisabeth Mayr (1. v.l.) und den Jurymitgliedern Michael Haupt und Gisela Hormayr.

gedenk_potenziale 2026

Das Innsbrucker Nachtleben in der Zwischenkriegszeit 1918-38

Das nächste „gedenk_potenziale“-Projekt, das bis 5. Mai 2026 umgesetzt wird, widmet sich dem Innsbrucker Nachtleben 1918-38. Die Kulturwissenschaftlerin und Ethnologin Manuela Rathmayer, MA, und die Musikwissenschaftlerin und Historikerin Dr.in Sandra Hupfauf entwickeln einen digitalen Zeitreiseführer „Schund und Sünde“, der mithilfe von Collagen, 3D-Rekonstruktionen und theatralischer Inszenierung im Hörspiel-Stil in das Innsbrucker Nachtleben der Zwischenkriegszeit entführen wird.

„Mit den ‚gedenk_potenzialen‘ wurde eine Tür aufgestoßen, wie man mit einem der dunkelsten Kapitel der Stadtgeschichte – wenn nicht dem dunkelsten – zeitgemäß umgehen kann: Offen, faktenbasiert, kritisch und kreativ und gerade deshalb zum Denken und Gedenken anregend“, betonte Vizebürgermeister Georg Willi bei der feierlichen Urkunden-Übergabe am 3. Juni: „Diese Ideen fordern uns, nachzudenken und damit auch zu gedenken, nicht ritualisiert, nicht vorgegeben durch Gedenktage oder beschränkt auf wenige Gedenkorte. Sie hinterlassen Spuren überall in unserer Stadt, in unseren Köpfen und Leben. Spuren, denen man selbst, aber auch andere nachforschen, nachspüren können.“

Diverse und inklusive Zeit

Dieses Projekt soll erstmals die moderne musikalische, sehr oft jüdisch geprägte, Vergnügungskultur Tirols der Zwischenkriegszeit sicht- und hörbar machen, die in Kabaretts, Kaffeehäusern und Varietés stattgefunden hat. Zudem sind in diesen Etablissements Auftritte von Personen belegt, deren Ausdrucksformen aus heutiger Perspektive der queer-feministischen Kultur zugeschrieben werden können. Diese damals neue, „fremde“ Kultur wurde bereits früh durch die Nationalsozialisten bekämpft, zugleich aber für den Tourismus beworben. Heute sind diese Einrichtungen und jene AkteurInnen, die diese Räume des Vergnügens bespielten, betrieben, erbauten und besuchten, nahezu vergessen.

Das Projekt will einen Beitrag zum Gedenken an eine vergessene Kulturgeschichte Innsbruck und Tirols leisten und dabei ein diverses und inklusives Bild verankern, das sowohl volkskulturelle wie auch popkulturelle Praktiken als identitätsstiftend und prägend für die Geschichte und Gesellschaft versteht und sich vor allem an heutige Generationen richtet.

Die Fachjury

Die Jury mit Mag. Michael Haupt, Melanie Hollaus, Dr.in Gisela Hormayr, Dr.in Birgit Johler und Univ.-Doz. Dr. Horst Schreiber begründete ihre Entscheidung wie folgt (Auszug): „Das vorliegende Konzept begreift Gedenken in seiner Idealform als eine aktive Tätigkeit, die durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse angeregt und beständig neu hergestellt wird und werden muss. Wissenschaftliche Forschung stellt also die Basis für eine zeitgemäße Gedenkarbeit dar, muss sich dabei aber jedenfalls für die Vermittlung von Wissen niederschwelliger und kreativer Wege bedienen, und ebenso die unmittelbare Kraft des künstlerischen Ansatzes als Werkzeug zu schätzen und zu nutzen verstehen. Eine Aufarbeitung dieser Thematik stellt einen zentral wichtigen Beitrag zur österreichischen, aber auch zur spezifischen Tiroler Erinnerungskultur dar. Gerade in dieser Region kann Unterhaltung so vielfältiger gedacht werden, statt sie nur auf volkskulturelle Praktiken zu reduzieren.“

Die Beteiligten

Dr.in Sandra Hupfauf (Musikwissenschaftlerin, Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie)

Manuela Rathmayer, MA (Empirische Kulturwissenschaftlerin/Europäische Ethnologin, Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie)

DI Stefan Hartlieb (renderkunst, Atelier für Architekturdarstellung und Visualisierung und externe Lehraufträge am Institut für Gestaltung Studio 1, Fakultät für Architektur)

Ass.-Prof. PD Dr. Konrad J. Kuhn (Assistenzprofessor für Europäische Ethnologie)

Kontakt und Informationen
Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
MMag. Dr. Matthias Egger
Telefon +43 512 5360 1412
post.stadtarchiv@innsbruck.gv.at