Bürgermeister Johannes Anzengruber (r.), Vizebürgermeister Georg Willi (2.v.l.) und Luftfahrthistorikerin Tanja Chraust (3.v.l.) enthüllten die neue Schautafel gemeinsam mit Barbara (l.) und Claudia Lantschner (2.v.r.), den Nachfahrinnen von Raoul Stoisavljevic, beim Wohnheim Reichenau
Bürgermeister Johannes Anzengruber (r.), Vizebürgermeister Georg Willi (2.v.l.) und Luftfahrthistorikerin Tanja Chraust (3.v.l.) enthüllten die neue Schautafel gemeinsam mit Barbara (l.) und Claudia Lantschner (2.v.r.), den Nachfahrinnen von Raoul Stoisavljevic, beim Wohnheim Reichenau

100 Jahre Flughafen

Innsbrucker Meilenstein der zivilen Luftfahrt gewürdigt

Am 1. Juni 1925 war es so weit: Die Stadt Innsbruck eröffnete ihren ersten Flughafen – und war ab diesem Zeitpunkt offiziell an das sich im Aufbau befindende europäische Luftfahrtnetz angeschlossen. Am Montag, 2. Juni 2025, folgte anlässlich des 100-Jahre-Jubiläums des Flughafens Reichenau die feierliche Enthüllung einer historischen Gedenktafel. Bürgermeister Ing. Mag. Johannes Anzengruber, BSc, Vizebürgermeister Georg Willi und Luftfahrthistorikerin Dr.in Tanja Chraust enthüllten gemeinsam mit Claudia und Barbara Lantschner, Enkelin und Urenkelin von Raoul Stoisavljevic, die neue Schautafel am heutigen Standort des ISD-Wohnheims Reichenau. 

„Wir feiern 100 Jahre Flughafen – und damit 100 Jahre erweiterte Anbindung Innsbrucks an die Welt, und die Anbindung der Welt an uns. Der Erfolg spricht für sich: Heute weist der Innsbrucker Flughafen ein Volumen von rund 860.000 Passagieren pro Jahr auf – Zahlen, die die rasante Entwicklung seit den Anfängen des Flughafens in der Reichenau aufzeigen. Mit der neuen Schautafel am ehemaligen Standort würdigen wir diesen Meilenstein der zivilen Luftfahrt in Tirol – und alle mutigen Menschen, die daran mitgearbeitet haben“, betont Bürgermeister Johannes Anzengruber.

"Mit der neuen Schautafel würdigen wir diesen Meilenstein der zivilen Luftfahrt in Tirol – und alle mutigen Menschen, die daran mitgearbeitet haben", betont Bürgermeister Johannes Anzengruber.
"Mit der neuen Schautafel würdigen wir diesen Meilenstein der zivilen Luftfahrt in Tirol – und alle mutigen Menschen, die daran mitgearbeitet haben", betont Bürgermeister Johannes Anzengruber.

„Die frühe Luftfahrt war geprägt von Pionieren – auch in Innsbruck konnte man diesen Pioniergeist spüren. Mutige Visionäre wie der erste Leiter des Innsbrucker Flughafens, Alfred von Eccher, und der stellvertretende Leiter Raoul Stoisavljevic, der auf tragische Weise verunglückte, haben geholfen, der Menschheit Flügel zu geben. Beide wurden im Krieg zu Piloten ausgebildet, setzten ihr Können danach aber für den zivilen Flugverkehr ein – mit großem Erfolg, dem wir bis heute vieles zu verdanken haben“, erklärt Vizebürgermeister Georg Willi.

Die neue Schautafel zeigt die Geschichte des Flughafens Reichenau.
Die neue Schautafel zeigt die Geschichte des Flughafens Reichenau.

„Die seit 1919 verfolgte Idee, in Innsbruck eine Luftverkehrsstation mit dem Namen Flughafen Innsbruck zu errichten, konnte trotz der schwierigen Nachkriegsjahre verwirklicht werden. Entscheidend für die Eröffnung des Flughafens waren die Bereitschaft der Stadtgemeinde Innsbruck 1924, einen Teil des städtischen Landgutes in der Reichenau dem Flugwesen zur Verfügung zu stellen und die Zustimmung des Landes Tirol, sich an der Tiroler Flugverkehrs-Gesellschaft zu beteiligen“, führt Historikerin Tanja Chraust zu den Anfängen des Flughafens aus.

Flughafen Reichenau
Mit dem 1. Juni 1925 wurde durch die Zusammenarbeit zwischen Stadt Innsbruck und Land Tirol nicht nur der erste Innsbrucker Flughafen eröffnet, sondern die Tiroler Landeshauptstadt mit dem werktäglichen Kurs München-Innsbruck in das im Aufbau befindliche europäische Streckennetz eingebunden.

Am 1. Juni 1925 wurde der Flughafen Reichenau eröffnet (Luftaufnahme des Flughafens)
Am 1. Juni 1925 wurde der Flughafen Reichenau eröffnet (Luftaufnahme des Flughafens)

Kurz darauf folgten die Anbindungen Paris-Straßburg-Zürich-Innsbruck-Wien durch die französische Fluglinie CIDNA und durch die Österreichische Luftverkehrs AG Wien-Salzburg-Innsbruck, letztere mit der Erweiterung im Sommer Wien-Salzburg-Innsbruck-Konstanz-Zürich. Neben Linien- und Rundflügen diente das Gelände auch als Stützpunkt für Flugzeug-Höhentransporte, des Weiteren war auch der Flugsport (Motor-, Segel- und Kunstflug) vertreten. In der Nacht und den Wintermonaten ruhte der Flugverkehr aufgrund fehlender technischer Ausstattung.

Verschiedene Stationen des Flughafens Reichenau sind auf der neuen Schautafel ersichtlich.
Verschiedene Stationen des Flughafens Reichenau sind auf der neuen Schautafel ersichtlich.

1930 bis 1934 wurde zusätzlich die Strecke München-Innsbruck-Bozen-Trient-Mailand angebunden, in Folge der Weltwirtschaftskrise (1929) kam es allerdings gleichzeitig zu massiven Kürzungen im Angebot. Bereits 1938 gab es konkrete Pläne, eine neue und größere Flughafenanlage auf der Ulfiswiese im Westen der Stadt zu errichten. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhinderten dieses Vorhaben, nur ein Notflugfeld (bestehend aus einer Graspiste und Baracken) wurde errichtet. Ab 1940 wurde der Flughafen Reichenau von der deutschen Luftwaffe beschlagnahmt.

Zahlreiche Interessierte wohnten der Enthüllung der neuen Schautafel zum 100-Jahr-Jubiläum des Flughafens bei.
Zahlreiche Interessierte wohnten der Enthüllung der neuen Schautafel zum 100-Jahr-Jubiläum des Flughafens bei.

1948 erfolgte die Fertigstellung des Flughafens Innsbruck-West (nach Erlangung der Souveränität Österreichs in Innsbruck-Kranebitten umbenannt) durch die französische Besatzungsmacht auf der Nordseite der Ulfiswiese (der wiederum 1965 durch den neuen Flughafen auf der Südseite abgelöst wurde), wodurch der erste Innsbrucker Flughafen endgültig obsolet wurde. Für die Dauer seiner zivilen Nutzung war der Flughafen Reichenau trotz Einschränkungen unermüdlich in Betrieb und erfreute sich großer Beliebtheit in der Bevölkerung – was auch der bemerkenswerten Arbeit von zwei Innsbrucker Luftfahrtpionieren aus den Anfangsjahren der Aeronautik zu verdanken ist: Alfred von Eccher und Raoul Stoisavljevic.

Pioniere der Luftfahrt
Major Alfred von Eccher erwarb 1917 den Privatpilotenschein. Nach seiner Ausbildung bei den k.u.k. Luftfahrttruppen war er später bis Kriegsende Kommandant der Flieger an der Tiroler Front. In den darauffolgenden Jahren widmete er sich der damals noch jungen zivilen Luftfahrt im Land Tirol, für das er auch als Flugsachverständiger tätig war. Im August 1926 führte er unter anderem auch die erste Landung eines Flugzeugs in Igls durch, die von zahlreichen Menschen beobachtet und medial begleitet wurde.

Medial und öffentlich begleitet führte Alfred von Eccher die erste Landung eines Flugzeugs in Igls durch. Der Besitzer des Feldes, auf dem das Flugzeug landete, zog Schadenersatzforderungen in Erwägung – die Bevölkerung feierte Alfred von Eccher für diesen Pionierflug von der Reichenau nach Igls.
Medial und öffentlich begleitet führte Alfred von Eccher die erste Landung eines Flugzeugs in Igls durch. Der Besitzer des Feldes, auf dem das Flugzeug landete, zog Schadenersatzforderungen in Erwägung – die Bevölkerung feierte Alfred von Eccher für diesen Pionierflug von der Reichenau nach Igls.

Ein Jahr zuvor wurde Alfred von Eccher zum ersten Leiter des neuen Flughafens Reichenau ernannt. Neben der Leitung des Flughafens, die er bis 1928 ausübte, war Alfred von Eccher als Pilot beschäftigt, so flog er selbst auch regelmäßig mit der Rundflugmaschine „Tirol“ (Modell: Udet U-12 „Flamingo“), und konnte damit zahlreiche Fluggäste begeistern – neben Rundflügen führte er auch Gletscherflüge durch, die als besonders spektakulär empfunden wurden.

Der erste Innsbrucker Flughafendirektor Alfred von Eccher mit seiner Rundflugmaschine „Tirol“ und seinem Dackel vor dem Flughafen Reichenau.
Der erste Innsbrucker Flughafendirektor Alfred von Eccher mit seiner Rundflugmaschine „Tirol“ und seinem Dackel vor dem Flughafen Reichenau.

Raoul Stoisavljevic absolvierte 1913 die Ausbildung zum Flugzeugführer, ab 1914 war er zudem diplomierter Feldpilot. Im Ersten Weltkrieg wurde er zu einem der effektivsten Kampfpiloten der Habsburgermonarchie. In den 1920er-Jahren setzte er sich für die zivile Luftfahrt ein und testete etwa Landemöglichkeiten in Innsbruck. Als der Flughafen Reichenau eröffnete, wurde er zum stellvertreten Leiter des Flughafens ernannt. Auch Raoul Stoisavljevic war weiterhin als Pilot tätig: So führte er regelmäßig Flugzeug-Höhentransporte durch, bei denen er Berghütten per Flugzeug mit Lebensmitteln und Baumaterial belieferte – unter anderem auch für den Bau der Nordkettenbahn.

Flughafenleiter-Stellvertreter Raoul Stoisavljevic (Spitzname: "Stoi") war ein legendärer Pilot der Innsbrucker Luftfahrt.
Flughafenleiter-Stellvertreter Raoul Stoisavljevic (Spitzname: "Stoi") war ein legendärer Pilot der Innsbrucker Luftfahrt.

Ab 1928 war Raoul Stoisavljevic zudem als Pilot bei der Österreichischen Luftverkehrs AG engagiert und führte Linienflüge durch. Insgesamt absolvierte er in der Zeit von 1928 bis 1930 rund 200.000 Flugkilometer ohne Pannen. Auf einem Postflug von Innsbruck nach Zürich am 2. September 1930 verunglückte Raoul Stoisavljevic mit seiner Maschine (Junkers F 13) tödlich im dichten Nebel am Krottenkopf-Massiv in Garmisch-Partenkirchen (Bayern). Ein Jahr nach seiner Beisetzung am Innsbrucker Westfriedhof, die unter großer Anteilnahme der Bevölkerung erfolgte, wurde für ihn ein Denkmal am damaligen Flughafengelände in der Reichenau errichtet. Heute steht das Denkmal für Raoul Stoisavljevic auf einer Grünfläche zwischen dem Flughafen Kranebitten und der Kranebitter Allee.

Das Denkmal für Raoul Stoisavljevic wurde ein Jahr nach seinem Tod am Flughafen Reichenau errichtet. Heute befindet es sich in der Nähe des Flughafens Kranebitten. Zwei weitere Denkmäler, die Raoul Stoisavljevic gewidmet sind, befinden sich am Krottenkopf-Massiv (Bayern) und in Wiener Neustadt (Niederösterreich)
Das Denkmal für Raoul Stoisavljevic wurde ein Jahr nach seinem Tod am Flughafen Reichenau errichtet. Heute befindet es sich in der Nähe des Flughafens Kranebitten. Zwei weitere Denkmäler, die Raoul Stoisavljevic gewidmet sind, befinden sich am Krottenkopf-Massiv (Bayern) und in Wiener Neustadt (Niederösterreich)

Weiterführende Informationen zu den Anfangsjahren der Innsbrucker Luftfahrt finden sich in der aktuellen Buchreihe „Flieger aus Tirol und Vorarlberg in den k.u.k. Luftfahrtruppen“ sowie der Publikation „Höhenflüge und Abgründe“ (Zeit - Raum - Innsbruck, Band 16) des Stadtarchivs Innsbruck, die unter www.innsbruck.gv.at/shop auch online bestellt werden können.

Weitere Informationen zur Geschichte des Flughafens Reichenau finden sich zudem in der Juni-Ausgabe von „Innsbruck informiert“ (Erscheinungstermin: 6. Juni 2025) und auf www.innsbruck-erinnert.at. FB