Die Bedeutung des Waldes oberhalb von Hötting war auch in früheren Jahrhunderten unumstritten. Das Bild aus 1896 zeigt einen hohen Waldanteil.
Die Bedeutung des Waldes oberhalb von Hötting war auch in früheren Jahrhunderten unumstritten. Das Bild aus 1896 zeigt einen hohen Waldanteil.

Vielseitige Funktionen des Waldes

Der Wald als Kulturlandschaft hat eine lange Geschichte. Seit jeher hat er in Innsbruck eine hohe Bedeutung für die Bevölkerung. Ein Beispiel ist die Nutzung des Waldes entlang der Nordkette.

Gestaltet der Mensch die Natur, wird von Kulturlandschaft gesprochen. Auch der Wald um Innsbruck ist von Menschenhand geprägt und wird seit Jahrhunderten gepflegt und erhalten. „Die Natur wird zusehends als Selbstverständlichkeit wahrgenommen. Jedoch müssen wir unsere Landschaft pflegen, damit sie erhalten bleibt. Die Stadt Innsbruck geht beim schonenden Umgang mit dem Boden und insbesondere dem Wald mit gutem Beispiel voran“, betont der zuständige Vizebürgermeister Franz X. Gruber. Der Referatsleiter für Land- und Forstwirtschaft, Ing. Albuin Neuner, ergänzt: „Hierzulande war sich der Mensch immer schon der Bedeutung des Waldes bewusst. Früher war Holz als Energieträger und für die Bergwerke eine wichtige Einnahmequelle, danach bekam der Wald immer mehr eine Schutzfunktion. Mittlerweile wird auch die erholsame Wirkung des Waldes zu einem zentralen Thema für die städtische Bevölkerung.“

Energielieferant

In früheren Jahrhunderten lag der Fokus vor allem darauf, die Leistungsfähigkeit des Waldes zu erhalten. Die Bergwirtschaft verschlang Unmengen an Holz. Der Inn wurde als Hauptstrecke für den Holztransport vom schweizerischen Engadin bis oberhalb von Hall genutzt. „Die Stadt Innsbruck hatte ebenso einen hohen Holzbedarf. Der Rohstoff wurde als Bau- und Brennholz genutzt. Es gab lange Zeit keinen anderen Energieträger“, berichtet Neuner und blickt weiter in die Geschichte zurück: „Es gab genaue Bestimmungen, wer wie viele Ladungen Brennholz bekam. Räte bekamen mehr, gefolgt von Beamten, Professoren sowie Bürgerinnen und Bürgern. Verweise zur Regelung des Holzbezugs gehen bis ins 17. Jahrhundert zurück.“ In den Jahrhunderten danach rückte der Fokus mehr auf den Schutz der Bevölkerung.

Schutzwald

„Innsbruck ist die einzige Landeshauptstadt bzw. Stadt mit überregionaler Bedeutung in Österreich, deren Siedlungs- und Wirtschaftsraum direkt von Lawinen, Steinschlag und Muren bedroht ist“, erklärt der Referatsleiter. Als Beleg für die steigende Bedeutung des Schutzwaldes nennt Neuner den Höttinger Bannwald: „1732 gab es ein Verbot, geschlagene Flächen zu beweiden, um die Produktionskraft des Waldes zu erhalten, aber auch zum Schutz der Bevölkerung. Wichtig war, dass der Wald zur Ruhe kommt und sich entwickeln kann.“ Zu Zeiten von Kaiser Maximilian I. wurde die Waldwirtschaft in der Region genau geregelt. „Wobei man erwähnen muss, dass es Kaiser Max nicht ausschließlich um den Schutzwald ging. Er wollte zudem auch seiner Passion, der Jagd frönen“, sagt Neuner mit einem Augenzwinkern.

„Der Wald als Kulturlandschaft ist durch mehrere Funktionen geprägt. Vom Energieträger über den Schutzwald bis hin zum Erholungsraum haben alle Innsbruckerinnen und Innsbrucker ein Interesse daran, die Natur zu pflegen und zu schützen.“

Vizebürgermeister Franz X. Gruber

Vizebürgermeister Franz X. Gruber

Erholungsraum

Der Wald in der Alpenstadt ist unumstritten noch heute ein wichtiges Element für den Schutz von Naturgefahren. 62 Prozent der gesamten Waldfläche Innsbrucks sind Schutzwald. „Im vergangenen Winter haben wir diese Funktion insbesondere auf der Nordkette wahrgenommen“, erinnert Vizebürgermeister Gruber an die Schneemengen und Lawinenabgänge im Jänner dieses Jahres und ergänzt im Allgemeinen: „Rund 80 Prozent des Innsbrucker Waldes sind mit hohen Sozialfunktionen ausgestattet und daher von öffentlichem Interesse. Die Wohlfahrts- und Erholungsfunktion zeigt sich unter anderem auch auf der Nordkette.“ Dort gibt es ausgewiesene
Frischluftschneisen. Dabei handelt es sich um definierte Grünzüge, die im örtlichen Raumordnungskonzept festgeschrieben sind. Besonders an heißen Sommertagen bekommen diese Zonen bzw. der gesamte Wald eine noch höhere Bedeutung: „Durch die Verdunstung und Beschattung ist es im Wald immer kühler als im urbanen Gebiet“, erörtert Albuin Neuner. Die Mitarbeiter des Forstamts erhalten und betreuen aktuell knapp 150 Kilometer Forst-, Rad- und Wanderwege im Stadtgebiet – das entspricht beispielsweise einer Fahrtstrecke von Innsbruck nach Sillian. (Saku)