
„Machen Sie also Mittel – oder ich gehe“
Dem Verhältnis zwischen Andreas Hofer und dem Innsbrucker Stadtmagistrat ist die derzeitige Ausstellung im Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck gewidmet, die gestern, 20. Februar 2020, eröffnet wurde. Kuratiert wurde die Schau über Andreas Hofer anhand neuer Dokumente von MMag. Dr. Matthias Egger (Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck) und Mag. Dr. Andreas Oberhofer (Stadtarchiv Bruneck).
Über das Verhältnis zwischen Hofers „Regiment“ und dem Innsbrucker Stadtmagistrat standen der Geschichtswissenschaft bislang nur sekundäre Quellen – in erster Linie die Aufzeichnungen von mehr oder weniger gut informierten Zeitgenossen – zur Verfügung. Wenngleich die Darstellung des Sandwirts und seiner Politik in diesen Selbstzeugnissen gewissen Schwankungen unterliegt, legen sie doch nahe, dass sich die Beziehung zwischen der kaiserlichen Hofburg und dem bürgerlichen Rathaus nicht ganz konfliktfrei gestaltete.
Neues aus der Vergangenheit
Ein Quellenfund im Innsbrucker Stadtarchiv ermöglicht es nun erstmals, das Verhältnis zwischen Andreas Hofers „Regierung“ und den Vertretern der Stadt anhand von amtlichen Korrespondenzen zu beleuchten.
„Das Stadtarchiv ist das historische Gedächtnis unserer Stadt. Gleichzeitig beherbergt es noch viele spannende Geheimnisse. Das ist das Aufregende, dass man immer wieder neue, bisher unbekannte Dokumente zur Geschichte unserer Stadt finden kann. Durch derartige Funde lernen wir die Vergangenheit unserer Stadt immer besser kennen und verstehen“, weiß die für Kulturbelange zuständige Vizebürgermeisterin Mag.a Uschi Schwarzl um die Bedeutung des Quellenfundes.
Bei den Dokumenten handelt sich um rund 30 im Original überlieferte Schreiben Hofers aus der Zeit vom 23. August bis zum 21. Oktober 1809, wobei mitunter auch die Konzepte für die Antwortschreiben des Stadtmagistrats erhalten sind. Anhand der neuen Quellen ist es nun möglich, diesen Abschnitt der Innsbrucker Stadtgeschichte eingehender zu beleuchten. Gleichzeitig ergänzen und bereichern die Schreiben das Bild des Sandwirts, dem mitunter auch der Kragen platzte.

Hintergrund
Am 13. August 1809 endete das dritte Gefecht am Bergisel mit dem Rückzug der bayerischen Truppen, die in weiterer Folge Tirol räumten. Andreas Hofer nutzte die Gelegenheit, mit seinen Gefolgsleuten, zwei Tage später, am 15. August in Innsbruck einzuziehen. Da keine österreichischen Truppen mit ihm einrückten, entstand ein Machtvakuum, das ihm die Möglichkeit eröffnete, anstelle des Landesfürsten die Führung der Regierungsgeschäfte zu übernehmen. Diesen Anspruch bekräftigte er in seiner berühmten Rede an die Innsbrucker Bevölkerung vom Balkon des Gasthauses „Goldener Adler“. In der Folge nahm Hofer mit seinen engsten Mitstreitern Quartier in der Hofburg. Dort etablierte er das – später so genannte – Bauernregiment, welches bis zu seinem Rückzug aus Innsbruck am 21. Oktober 1809 Bestand haben sollte. Schon bald musste der Wirt, Händler und Bauer Hofer jedoch erkennen, dass er mit den Verwaltungsaufgaben hoffnungslos überfordert war.
Zur Ausstellung
Die Ausstellung „‚Machen Sie also Mittel – oder ich gehe‘. Andreas Hofer und die Innsbrucker Stadtpolitik“ ist von 21. Februar bis 10. April 2020, Montag bis Freitag in der Zeit von 9.00 bis 17.00 Uhr im Stadtarchiv/Stadtmuseum, Badgasse 2, zu sehen.