Auch der Friedhof Pradl ist ein geschichtsträchtiger Ort der Ruhe und Einkehr.
Auch der Friedhof Pradl ist ein geschichtsträchtiger Ort der Ruhe und Einkehr.

Orte der Erinnerungskultur

Friedhöfe sind Ruheorte der Besinnung und bieten BürgerInnen Platz zum Trauern und Erinnern. Darüber hinaus bieten Innsbrucks Friedhöfe aber auch grüne Inseln und kunsthistorische Schätze, die dazu einladen, entdeckt zu werden.

In der Landeshauptstadt gibt es insgesamt 18 Friedhöfe: Sieben städtische und elf nichtstädtische Friedhöfe gehören zum Stadtbild. Für viele Menschen bedeuten die Orte der Ruhe, der Besinnung und der Begegnung. Die Bedeutung von Friedhöfen geht jedoch noch weit darüber hinaus: Der West-, der Ost- und der Mühlauer Friedhof sind seit 2012 Teil der „Europäischen Friedhofsstraße“. Diese Auszeichnung der internationalen Vereinigung „Association of Significant Cemeteries in Europe“ (ASCE), die sich für den Erhalt der Friedhöfe als Kulturgut einsetzt, wird an „besonders schöne Friedhöfe“ verliehen.

Innsbrucks Friedhöfe verfügen weiters über einen reichen Baumbestand und eine große Anzahl an Grünflächen mit einer vielseitigen Flora und Fauna: „In der Pflege der großen Parkanlagen steckt viel liebevolle und engagierte Arbeit – sowohl seitens der BürgerInnen als auch durch die MitarbeiterInnen des städtischen Grünanlagenamtes“, betont die ressortzuständige Vizebürgermeisterin Mag.a Uschi Schwarzl.

„Friedhöfe sind in erster Linie Orte der Andacht an unsere Verstorbenen und der inneren Einkehr. Sie sind aber auch Kulturgut und historisch bedeutsame Gedenkstätten, deren Kunstdenkmäler diese Orte spirituell bereichern.“ (Vizebürgermeisterin Uschi Schwarzl)

Historische Persönlichkeiten

Seit Juli 2019 steht für die sieben städtisch verwalteten Friedhöfe unter www.innsbruck.gv.at/friedhof eine Grabsuche als Web-Applikation zur Verfügung. „Wie viele Rückmeldungen aus der Bevölkerung zeigen, wird diese Suche gern und oft in Anspruch genommen – besonders natürlich um Allerheiligen und Allerseelen,“ berichtet Mag. Alexander Legniti.

Der langjährige Referatsleiter für Friedhöfe „kennt“ auch viele der Bestatteten, besonders wenn es sich um bekannte Persönlichkeiten handelt, die zum Teil in Ehrengräbern ruhen. Neben den ehemaligen Innsbrucker BürgermeisterInnen sind auch WissenschaftlerInnen wie der Geologe Adolf Pichler, der Philosoph Hermann Keyserling, die Geografin und Volkskundlerin Erika Hubatschek oder die Humanistin und Aktivistin Diana Obexer-Budisavljevic zu finden. „Der in Mühlau bestattete Grafiker Heinrich Caesar Berann ist für seine Panorama-Zeichnungen seit 1934 weltbekannt“, erzählt Legniti. „Ebenfalls dort findet sich das Grab des Goldschmieds Josef Kölblinger, der 1960 die Bildseite der 5-Schilling-Münze entwarf. All diese lassen sich auch über die Grabsuche finden.“

Kunst und Kultur

Am Friedhof Mühlau sind der Lyriker Georg Trakl, der Herausgeber der Literaturzeitschrift „Der Brenner“ Ludwig von Ficker, die SchriftstellerInnen Carl Dallago, Hermann von Gilm, Josef Leitgeb und Anna Maria Achenrainer, am Westfriedhof die Dramatiker Johann Otto Prechtler und Franz Kranewitter bestattet. „Das Trakl-Grab wurde in den 1950er-Jahren sogar einmal vom berühmten Schauspieler Oskar Werner besucht“, weiß Legniti. Für Literaturvermittlung wird der Mühlauer Friedhof immer noch genutzt: Im Mai findet dort beispielsweise eine Lesung der städtischen Aktion „Innsbruck liest“ statt.

Die Friedhöfe stehen allesamt unter Denkmalschutz. Kulturdenkmäler unterstreichen als Mahnmale für den Frieden und als Zeichen der Erinnerung die Bedeutung der letzten Ruhestätten. Bildende Künstler wie der Bildhauer Georg Loewit auf dem „Kinderfeld“ am Ostfriedhof oder die Bildhauer Rudi Wach und Helmut Millonig haben bleibende Schätze geschaffen. Die kunstvollen Mosaiken von Ernst Nepo am Westfriedhof tragen zur Wertschätzung der Verstorbenen bei.

Geschichte(n) erzählen

Mit dem Jüdischen Friedhof, dem Soldatenfriedhof in Amras oder der Landesgedächtnisstätte Tummelplatz finden sich im Stadtgebiet besondere historische Orte  und Gedenkstätten, die Innsbrucker Geschichte und Geschichten erzählen. In Amras wird insbesondere der Opfer politischer und rassistischer Verfolgung aller Nationen und Glaubensbekenntnisse, der Bombenopfer des Zweiten Weltkriegs und der Gefallenen der beiden Weltkriege gedacht. Das nordwestliche Grabfeld des 1917 südlich der Wiesengasse angelegten Amraser Militärfriedhofs wurde den vorwiegend aus Bosnien stammenden muslimischen Gefallenen der k.u.k Armee gewidmet. Die nach Osten orientierten Grabstelen tragen alle einen symbolischen roten Fez. Mehr unter www.amras.at/cms2/index.php/militaerfriedhof

Die Möglichkeiten der Bestattung sind vielfältig: Im „Grab der Einsamen“ am Ost- und am Westfriedhof werden die Toten aus aufgelassenen Urnennischen würdig und anonym beigesetzt. In diesen Urnensammelgräbern finden nicht nur sozial Bedürftige ihre letzte Ruhestätte. Diese Beisetzungen finden am ersten Donnerstag im März am Westfriedhof, und am ersten Donnerstag im Oktober am Ostfriedhof statt. An jene, die ihren Körper nach dem Ableben der Wissenschaft überlassen, erinnert das so genannte „Anatomiedenkmal“ am Ostfriedhof. Eine Übersicht über die städtisch und nichtstädtisch verwalteten Friedhöfe findet sich auf www.innsbruck.gv.at (Leben, Soziales | Tod | Friedhöfe). AS