
Austausch, Patenschaft, Freundschaft
„Die Stadt ist etwas größer als Innsbruck, besitzt eine Universität, liegt im Grenzgebiet und gehörte einst zu den alten österreichischen Vorlanden. Sie wurde viele Jahrhunderte eng mit Innsbruck verwaltet.“ Mit diesen Worten warb der damalige Innsbrucker Bürgermeister DDr. Alois Lugger am 18. Mai 1961 im Stadtrat für eine Städtepartnerschaft mit Freiburg. Nach diesen Worten sollten noch zwei Jahre bis zur Verwirklichung der Partnerschaft vergehen. Heute gilt die Städtepartnerschaft mit Freiburg nicht nur als die älteste, sondern auch als besonders lebendige Städtepartnerschaft Innsbrucks. Denn regelmäßig werden Abordnungen der jeweiligen Partnerstadt zum fachlichen Austausch in den Breisgau oder nach Tirol entsendet.
Freiburg und Innsbruck feiern 60-jährige Städtefreundschaft: Anlässlich des Jubiläums reiste von Mittwoch, 27. September bis Freitag, 29. September, eine Delegation aus Innsbruck angeführt von Bürgermeister Georg Willi, der für Städtepartnerschaften und Außenbeziehungen ressortzuständigen Stadträtin Mag.a Christine Oppitz-Plörer, Stadträtin Mag.a Uschi Schwarzl sowie Mitgliedern des Innsbrucker Gemeinderates nach Baden-Württemberg. Bei dem Jubiläumsbesuch gab es Fachgespräche, etwa über Wahlsysteme oder den Wandel von Kulturinstitutionen. Auch ExpertInnen der städtischen Verwaltung im Bereich Wohnungsvergabe, Kultur, Gebäudemanagement sowie Personal und Wildtiermanagement folgten der Einladung und nahmen vor Ort einen Fachaustausch mit deutschen KollegInnen vor. Höhepunkt des dreitägigen Besuchs war der feierliche Festakt am Donnerstagabend im Theater Freiburg.

„Einander besser kennen und verstehen lernen war die ursprüngliche Idee der Städtepartnerschaften, die in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist. Kooperationen zwischen Kommunen sind ein effektives Instrument, um Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammenzuführen. Im Mittelpunkt von Städtepartnerschaften steht neben dem persönlichen Aufeinandertreffen, genauso der Erfahrungsaustausch, die Erhaltung des Friedens sowie die gemeinsame Suche nach Lösungsmöglichkeiten für anstehende Probleme in unseren Städten, angefangen vom bezahlbaren Wohnraum bis hin zum Klimawandel. Innsbruck und Freiburg sind ein lebendiges Beispiel dafür, wie gelebte Städtepartnerschaft funktioniert“, betont Bürgermeister Willi.

„Seit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde vor mehr als 60 Jahren gab es viele Gelegenheiten des Austausches zwischen den Mitgliedern unserer beiden Gemeinderäte und Verwaltungen. Besonders freut mich, dass bisher ebenso auf bürgerschaftlicher Ebene viele Begegnungen erfolgten, die sich über Jahrzehnte zu Freundschaften entwickelt haben“, betont die ressortzuständige Stadträtin Oppitz-Plörer und führt weiter aus: „Im April konnten wir eine Delegation aus Freiburg in Innsbruck begrüßen, nun folgte der Gegenbesuch. Es wurde vereinbart, dass der Austausch auf Verwaltungsebene verstärkt wird und Mitarbeitende in der jeweils anderen Stadt hospitieren, um vertiefte Einblicke in die Prozessorganisation zu erhalten und gemeinsam lernen zu können.“
Schwarzwälder Kaltblut für Innsbruck
Im Stadttheater Freiburg wurde das 60-jährige Bestehen der Partnerschaft gebührend gefeiert. Unter anderem trug sich die Delegation aus Innsbruck in das Goldene Buch der Stadt Freiburg ein. Bereits im April dieses Jahres hat die Stadt Innsbruck rund um Bürgermeister Willi und Stadträtin Oppitz-Plörer an Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn die Patenschaft für das Bartgeierküken „Maxi“ im Innsbrucker Alpenzoo überreicht. Im Gegenzug erhielt die Tiroler Landeshauptstadt im Rahmen des Festaktes als Geschenk die Patenschaft für ein Schwarzwälder Kaltblut. Bereits einen Tag zuvor wurde das Kaltblut-Pferd namens „Willi“ in seinem Zuhause auf dem Mundenhof, einem Tier-Natur-Erlebnispark in Freiburg, besucht.

Bei dem Schwarzwälder Kaltblut handelt es sich um eine alte Pferderasse, die vorzugsweise für die schwere Waldarbeit unter ungünstigen Bedingungen im Schwarzwald gezüchtet wurde. Für die musikalische Umrahmung der Feier sorgte der Jugendchor „Voice Event". Im Zuge des Jubiläumsjahres fand im Vorfeld außerdem ein Austausch auf musikalisch-kultureller Ebene zwischen den Jugendchören beider Partnerstädte statt. Gemeinsam wurde im Juli mit dem Titel „Summer in the (Twin) City“ ein gelungenes Musikprojekt veröffentlicht.
„Die beiden Latschenkiefern, die im Partnerschaftshain gemeinsam gepflanzt wurden, lassen unsere Freundschaft weitere Wurzeln schlagen und gedeihen. Auch Brücken stellen eine symbolische Verbindung dar und verbinden nicht nur Stadtteile, Dörfer oder verschiedene Orte miteinander, sie bringen auch immer Menschen und Kulturen zusammen. Sie können vielseitige Funktionen erfüllen, etwa Barrieren und Ängste überwinden und Getrenntes oder Geteiltes wieder zusammenführen. Insbesondere die Wissensvermittlung in den Bereichen Kultur, Umwelt und Mobilität hat sich in der Vergangenheit als Brücken bauendes Instrument bewährt. So bietet unter anderem die neueste Ausgabe der Schriftenreihe ‚Zeit – Raum – Innsbruck‘ einen Einblick in die langjährige Geschichte der Städtepartnerschaft“, betont Stadträtin Schwarzl.

Jubiläumsband als Gastgeschenk
Diese überreichte Innsbrucks Kulturamtsleiterin Dr.in Isabelle Brandauer der Partnerstadt Freiburg als Gastgeschenk über die sechs Jahrzehnte Partnerschaft. Das städtische Stadtarchiv/Stadtmuseum widmet dem 60-Jahr-Jubiläum mit Freiburg einen eigenen Band. Das Werk beleuchtet die vielfältigen Beziehungen zwischen den beiden Städten aus verschiedenen Blickwinkeln. Ein Beitrag handelt beispielsweise von den Verbindungen der Universitäten und auch der Kunstaustausch wird beschrieben. Die Beziehung vom Roten Kreuz Innsbruck und jenem in Freiburg ist ebenso Thema wie die Patenschaften der Partnerstädte für Innsbrucks Brücken. Band 17 der Schriftenreihe trägt den Titel „Freiburg i. Br. – Innsbruck. Zur Geschichte einer Partnerschaft“.
Bereits am Dienstag, 26. September, las der international erfolgreiche Innsbrucker Autor Bernhard Aichner, dessen Bücher sich regelmäßig in den Bestseller-Listen finden, in der Freiburger Stadtbibliothek aus „Bildrauschen“.
Innsbruck international
Freiburg im Breisgau ist die älteste von Innsbrucks sieben Partnerstädten. Die Verbindung mit der 236.000 EinwohnerInnen großen Stadt reicht bis in die Habsburger Zeit zurück. 1963 unterzeichneten die damaligen Stadtoberhäupter, Bürgermeister DDr. Alois Lugger und Oberbürgermeister Dr. Eugen Keidel, offiziell die Partnerschaftsurkunde. Mittlerweile pflegt Tirols Landeshauptstadt Partnerschaften zu insgesamt sieben Städten weltweit. In den Jahren von 1963 bis 1998 schloss Innsbruck Verträge mit folgenden sieben Städten: Aalborg (Dänemark), Freiburg (Deutschland), Grenoble (Frankreich), Krakau (Polen), New Orleans (USA), Sarajevo (Bosnien und Herzegowina), Tbilisi (Georgien).MF