Gut vernetzt im Quartier

Die Einbindung und aktive Mitarbeit aller Beteiligten war bei der Standortoffensive Rossau von Beginn an zentral. Als Schnittstelle fungiert seit Juli 2024 das Quartiersmanagement.

Die Weiterentwicklung der Rossau zum attraktivsten Wirtschaftsstandort Westösterreichs ist nur gemeinsam möglich: Das war von Anfang an klar, als die Stadt Innsbruck 2022 den Startschuss für die Standortoffensive Rossau gab. Um umsetzbare Maßnahmen für das völlig unstrukturiert gewachsene Gewerbegebiet im Osten der Stadt zu erarbeiten, mussten alle ins Boot geholt werden: Dort ansässige Unternehmen, Beschäftigte sowie politische EntscheidungsträgerInnen und ExpertInnen, die den Entwicklungsprozess begleiten.

Um den Standort entsprechend den Bedürfnissen der Menschen und der Umwelt zu gestalten, wurde in einem zweijährigen Prozess ein tragfähiger Zukunftsplan erarbeitet. „Mit diesem Entwicklungskonzept gestalten wir die ‚Stadt der kurzen Wege‘ zukunftsorientiert und lebenswert: sichere Fuß- und Radverbindungen, eine bessere öffentliche Anbindung und qualitätsvolle Aufenthaltsbereiche schaffen eine attraktive Umgebung für alle. Klimafitte und kühlende Bereiche mit mehr Bäumen und Grünflächen sollen künftig einen Beitrag zu einer nachhaltigen Raumentwicklung leisten“, betont Klima-, Mobilitäts- und Stadtplanungsstadträtin Janine Bex, BSc.

Sowohl in Sachen Mobilität, Energie, als auch Standortentwicklung findet über das Quartiersmanagement ein offener Austausch mit allen Stakeholdern in der Rossau statt. Bei Workshops und informativen Vernetzungstreffen können sich Unternehmen und Beschäftigte aktiv einbringen.

Stadträtin Janine Bex

Stadträtin Janine Bex
Die Quartiersmanagerinnen Verena Engel (l.) und Gudrun Pechtl arbeiten am Aufbau eines lebendigen Netzwerkes, um den Wirtschaftsstandort Rossau aktiv zu gestalten.
Die Quartiersmanagerinnen Verena Engel (l.) und Gudrun Pechtl arbeiten am Aufbau eines lebendigen Netzwerkes, um den Wirtschaftsstandort Rossau aktiv zu gestalten.

Die NetzwerkerInnen

Um die gemeinsam erarbeiteten kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen bestmöglich zu unterstützen, wurde im Juli 2024 das Quartiersmanagement Rossau geschaffen. Angesiedelt ist das vorerst auf drei Jahre angelegte Pilotprojekt als erweitertes Geschäftsfeld der Innsbruck Marketing GmbH (IMG). Mag.a Gudrun Pechtl und Verena Engel, MSc fungieren dabei als zentrale Anlauf-, Koordinations- und Vernetzungsstelle für UnternehmerInnen und andere NutzerInnen der Rossau. Im Gespräch mit Innsbruck informiert erzählen die beiden Quartiersmanagerinnen mehr über ihre Arbeit.

Wie ist bisher die Resonanz der Unternehmen bzw. der Beschäftigten in der Rossau?

Gudrun Pechtl: Wir wurden in der Rossau sehr herzlich aufgenommen. Unternehmen und Beschäftigte haben ein hohes Interesse an positiven Veränderungen im Wirtschaftsgebiet. Viele sehen die Installierung des Quartiersmanagements als wichtigen Schritt hin zu einer größeren Umsetzungsdynamik.

Verena Engel: Es wird sehr wertgeschätzt, dass es jetzt eine Anlaufstelle und Veranstaltungsformate gibt, dass man sich informieren, austauschen und auch mal beschweren kann. Zudem ist in diesem ersten halben Jahr schon viel Vertrauen entstanden, dass wir Anliegen ernst nehmen und verlässlich weiterverfolgen.

Welche Anliegen brennen den Menschen am meisten unter den Nägeln?

Engel: Ein Dauerbrenner ist das Thema Verkehr und Mobilität. Zum einen ist für viele der hier Beschäftigten das Dauerparken ein großes Problem. Hier wird gerade seitens der Stadt und mit starker Einbindung des Quartiersmanagements an einer Lösung gearbeitet. Zudem wünschen sich viele Rossau-NutzerInnen eine bessere Anbindung mit den Öffis und sichere Radwege. Auch hier wurden schon erste Initiativen auf den Weg gebracht oder umgesetzt. Aber da ist – da sind sich alle einig – noch viel Luft nach oben.
Pechtl: Auch Energie ist – nicht zuletzt durch die massiv gestiegenen Preise – für viele Betriebe ein sehr heißes Thema. Hier gibt es bereits sehr gute Beratungsangebote auf Einzelbetriebsebene, zu denen wir weitervermitteln können. Besonders interessant für die Rossau als „Quartier“ ist es, zukunftsorientierte Energieversorgung gemeinsam zu denken – von der Gründung von Energiegemeinschaften bis hin zu umfassenderen Konzepten für das ganze Quartier. Daran arbeiten wir im Austausch und in Kooperation mit den zuständigen Ämtern der Stadt Innsbruck und anderen Partnerorganisationen.
Engel: Immer wieder werden wir auch zum Thema Standortentwicklung kontaktiert . Hier geht es einerseits um Möglichkeiten der Weiterentwicklung am eigenen Betriebsareal, andererseits um Unternehmen, die Flächen in der Rossau suchen, anbieten oder entwickeln wollen. Und auch Fragen zur Mitarbeiterbindung, wie beispielsweise Möglichkeiten der betrieblichen Kinderbetreuung, beschäftigen die Unternehmen sehr.

Welche Ergebnisse konnten bisher erzielt werden?

Pechtl: Der größte Erfolg der bisherigen Arbeit ist, dass wir bereits zu wichtigen AkteurInnen zwischen den UnternehmerInnen, der Stadtverwaltung, der Politik und anderen Anspruchsgruppen geworden sind. Essenziell für unseren Erfolg sind gute Kommunikations- und Infokanäle. Hier konnten wir gemeinsam mit unseren PartnerInnen schon viel Struktur schaffen.
Engel: Für den Aufbau des Rossau-Netzwerks haben wir mit dem Quartiersfrühstück, das quartalsweise stattfindet, ein gutes Veranstaltungsformat gefunden, weitere werden folgen. Inhaltlich arbeiten wir zu allen aus dem Entwicklungskonzept „Standortoffensive Rossau“ abgeleiteten Handlungsfeldern. Im Bereich Mobilität unterstützen wir die Stadt mit relevanten Perspektiven aus der Rossau, zum Beispiel bei der Erarbeitung des neuen Parkraummanagements, das noch heuer kommen soll, der Straßenraumgestaltung oder zum öffentlichen Verkehr. Ein besonderer Fokus liegt aktuell auf der Erschließung der Rossau mit dem Stadtrad, bei der wir sehr aktiv mitwirken und die Unternehmen vor Ort einbeziehen. Ein größeres Projekt war unser Infonachmittag zum betrieblichen Mobilitätsmanagement. In diesem Rahmen haben wir ausführlich über Möglichkeiten des betrieblichen Mobilitätsmanagements und über Förderungen informiert. In weiterer Folge unterstützen wir auch Unternehmen, die selbst etwas in dem Bereich tun wollen.

Pechtl: Zum Thema Energie arbeiten wir, wie oben beschrieben, in Richtung lokaler Konzepte. Es wird im März eine Veranstaltung zu den unternehmerischen Potenzialen von Energiegemeinschaften für die Rossau geben. Auch noch größer gedachte Pilotprojekte sind am Start, werden aber länger dauern. Darüber hinaus schaffen wir mit einem eigenen ÖKOPROFIT Zertifizierungsprogramm für die Rossau gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Tirol einen niederschwelligen Zugang zu einem einfachen und praxisorientierten Umweltmanagementsystem. Das Programm begleitet Unternehmen dabei, Umweltinformationen strukturiert zu sammeln, zu managen und für Dritte, wie beispielsweise Kunden oder Banken, bereitzustellen. Auch die Kreislaufwirtschaft ist ein Thema, zu dem wir bereits Angebote geschaffen haben. Ein Workshop dazu hat Mitte Jänner in der Rossau stattgefunden, weitere Schritte werden gemeinsam mit den Unternehmen festgelegt.

Inwiefern findet ein Austausch mit Wirtschaftstreibenden in der Rossau statt bzw. in welcher Form können sich ansässige Unternehmen und deren Beschäftigte konkret einbringen?

Engel: In den ersten Monaten hat der Austausch mit Unternehmen oft in Einzelsettings stattgefunden. Wir haben die Unternehmen besucht und in ausführlichen Gesprächen ihre Situation, Erfahrungen und Bedürfnisse kennen gelernt. Mittlerweile kommen auch viele UnternehmerInnen und in der Rossau arbeitende Menschen direkt auf uns zu. Für die Zukunft sind, neben dem Quartiersfrühstück, weitere, auch gezieltere, Vernetzungsformate geplant. Die Rossau ist unglaublich divers, da braucht es unterschiedliche Angebote für verschiedene Branchen und Unternehmensgrößen. Zudem sind alle Infoveranstaltungen und Workshops des Quartiersmanagements sehr interaktiv angelegt. Es geht immer darum, die UnternehmensvertreterInnen zu Wort kommen zu lassen und den Austausch untereinander zu ermöglichen. Zukünftig werden wir auch verstärkt mit thematischen Umfragen arbeiten, um auf diesem Weg zu erfahren, was Unternehmen in der Rossau beschäftigt. Die erste Umfrage planen wir, gemeinsam mit der Standortagentur Tirol, rund um das Thema Betriebsentwicklung bzw. Nachverdichtung am eigenen Standort in der Rossau.

Ist eine Weiterentwicklung des Standortes Rossau ohne aktive Mitarbeit aller Beteiligten aus Ihrer Sicht überhaupt möglich?

Pechtl: Definitiv nein. Wir verstehen unsere Arbeit als fortlaufenden Beteiligungsprozess. Unsere Aufgabe ist es, in den nächsten Jahren ein starkes, lebendiges Netzwerk aufzubauen, das die Rossau aktiv gestaltet und weiterbringt. Das kann nur in einem kontinuierlichen Austausch zwischen den AkteurInnen vor Ort, der Politik, Verwaltung und anderen Stakeholdern und ExpertInnen gelingen.MD

Nähere Infos zum Quartiersmanagement und den Link zum Newsletter finden Sie auf www.quartier-rossau.at