Die Bäckerbühelgasse in St. Nikolaus heute, rund 40 Jahre nach der Zeit der GastarbeiterInnen in den 1960er- und 1970er-Jahren.
Die Bäckerbühelgasse in St. Nikolaus heute, rund 40 Jahre nach der Zeit der GastarbeiterInnen in den 1960er- und 1970er-Jahren.

Auf den Spuren der Gastarbeit

Rundgang erkundet Migrations-Geschichte in St. Nikolaus

Mit dem Leben der GastarbeiterInnen in Innsbruck beschäftigen sich mehrere Stadtrundgänge, die vom städtischen Referat „Strategie und Integration“ organisiert und vom Zentrum für MigrantInnen in Tirol (ZeMiT) durchgeführt werden. Die Bevölkerung ist eingeladen, sich an die Zeit der GastarbeiterInnen der 1960er und 70er-Jahre zu erinnern. Rund 11.000 Arbeitskräfte waren damals nach Österreich geholt worden, um den Wirtschaftsaufschwung und gesellschaftlichen Wohlstand zu schaffen. 

„Die erste große Migrationsbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde politisch herbeigeführt. Geplant war, die Menschen nach einem Jahr wieder in ihre Heimatländer zurückzuschicken. Weil der Bedarf an Arbeitskräften aber weiterhin enorm war, blieben viele im Land und auch in der Stadt Innsbruck“, klärt Integrationsstadträtin Mag.a Elisabeth Mayr über den Ursprung der Arbeitsmigration auf.

Historische Stationen

Ein Brennpunkt war St. Nikolaus, da der Wohnstandard niedrig und das Leben für GastarbeiterInnen somit leistbar war. Etwa im Turnushaus, Innsbrucks ehemaligem Seuchenhaus und Stadtgefängnis beim Waltherpark, das nach dem Krieg zu einem Wohnhaus umfunktioniert wurde. Eine weitere Station befindet sich in der Bäckerbühelgasse in einem der ältesten Stadtviertel. Der geführte Rundgang dauert 90 Minuten und beleuchtet die sogenannten Anwerbeabkommen, den Zugang zu Wohnraum und die Gründung migrantischer Lokale und Vereine.

Die Bäckerbühelgasse in St. Nikolaus in den 1970er Jahren. In einem der ältesten Stadtviertel Innsbrucks findet man Spuren der GastarbeiterInnen.
Die Bäckerbühelgasse in St. Nikolaus in den 1970er Jahren. In einem der ältesten Stadtviertel Innsbrucks findet man Spuren der GastarbeiterInnen.

Aktueller Bezug

Auch in der Gegenwart prägen prekäre Arbeitsverhältnisse die heimische Arbeitswelt. „Was damals am Bau oder in der Textilbranche galt, begegnet uns heute in der Landwirtschaft, im Tourismus und in der Pflege. Ausländische Hilfs- und Saisonarbeitskräfte werden zu fragwürdigen Bedingungen ins Land geholt. Hier braucht es dringend die Bereitschaft zu Verbesserungen für das Zusammenleben und einen sozialen Ausgleich“, appelliert Stadträtin Elisabeth Mayr an die Verantwortlichen auf Landes- und Bundesebene.

Aufgrund der beschränkten TeilnehmerInnenzahl ist jeweils eine Anmeldung im Referat „Strategie und Integration“ erforderlich: nicola.koefler@magibk.at, Telefon +43 512 5360-5190.