
Innsbruck vor 100 Jahren - November 1921
4. November
Innsbrucker Turnverein. Freitag in der eigenen Halle, Fallmerayerstraße 12, nachstehende Turnstunden: Männerabteilungen von 6.00 bis 7.00 Uhr und 7.00 bis 8.00 Uhr, Jungturner von 8.00 Uhr bis halb 10.00 Uhr. Nächste Turnstunde am Dienstag. Turnhalle ist geheizt.
4. November
Der Fußballklub „Veldidena“ Innsbruck
veranstaltet am Samstag den 5. November in den Saallokalitäten des Gasthofes „Oesterreichischer Hof“ abends um 8.00 Uhr einen gemütlichen Familienabend, verbunden mit allerlei Belustigung. Die Klubleitung ladet sämtliche sporttreibende Vereine und Klubs, Freunde und Gönner mit ihren Familienangehörigen hierzu ein. Es ist alles aufgeboten, um einige recht vergnügte Stunden in Sportkreisen gewährleisten zu können.
5. November
Denkmalenthüllung. Die Enthüllung des Denkmales für die Gefallenen in St. Nikolaus vor der Pfarrkirche findet Sonntag, den 6. November, 9.00 Uhr vormittags, statt. Die Bevölkerung Innsbrucks wird zu zahlreicher Teilnahme eingeladen.
11. November
Stadttheater Innsbruck. Donnerstag halb 8 Uhr abends „Cavalleria rusticana“, musikalisches Drama von B Mascagni, „Der Bajazzo“, Oper von R. Leoncavallo. Musikalische Leitung: Dr. Alfred Lechner, Spielleitung: Ludwig Hagenauer. (Gewöhnliche Preise.) Freitag halb 8 Uhr abends „Der Wildschütz“, komische Oper von Albert Lortzing. Samstag (Staatsfeiertag) halb 3 Uhr nachmittags zu ermäßigten Preisen „Die Schützenstiefel“. Samstag 7 Uhr abends Festvorstellung zur Schillerfeier „Don Carlos, Infant von Spanien“. Auf der Stilbühne neu inszeniert von Spielleiter Walter Hanser. – Sonntag 11 Uhr vormittags „Erste Sonntag-Morgen-Aufführung“ zu außergewöhnlich ermäßigten Preisen (10 bis 60 K). Großes Eröffnungskonzert mit verstärktem Orchester unter Leitung des Direktors Max Köhler und Mitwirkung von Opernkräften. Vorverkauf an der Tageskasse Sonntag nachmittag halb 3 Uhr zu ermäßigten Preisen „Der letzte Walzer“. Sonntag halb 8 Uhr abends „Der Wildschütz“.
17. November
Bedenklicher Ankauf von Silber, Schmuck und Platin. Innsbruck 14. November. Vor dem Bezirksgericht Innsbruck (B. R. Dr. Großmann) hatten sich zwei Innsbrucker Pretiosenhändler wegen mangelnder Vorsicht beim Ankauf von Silbergegenständen und eines Schmuckes, sowie einer größeren Menge von künstlichen Zähnen mit Platinstiften und eine dritte Person wegen Diebstahlsteilnahme durch Überbringung von gestohlenen Gegenständen an einen dieser Räuber zu verantworten.
18. November
Allerlei Unfälle. Gestern früh brach einem Schlosser der Hammerstiefel während der
Arbeit; die Trümmer flogen ihm ans rechte Knie, das schwer beschädigt wurde, und
die Überführung ins Spital nötig machte. Eine andere Fahrt galt einem jungen Mann,
dem unweit des Westbahnhofes eine Fußkrampfader geborsten war; er kam im Rettungswagen zur chirurgischen Klinik. Ein 19-jähriger Student musste auch dorthin
geschafft werden, weil ihm seine Zimmerfrau mit einem Spazierstock im Streit einen
Bruch des Schienbeines verursachte.

23. November
Milchanlieferung. In der Zeit vom 15. bis 21. November wurden an die Stadt Innsbruck durchschnittlich täglich 2.826 Liter Vollmilch und 813 Liter Magermilch, zusammen 3.639 Liter Milch angeliefert.
24. November
50 Prozent Preissteigerung in einem Innsbrucker Geschäft innerhalb 10 Minuten. Meine Frau kaufte heute (Mittwoch, den 23. ds.) um 9.00 Uhr im Geschäfte Valentin Riggemann (Inhaber Heinrich Sternfeld), Herzog Friedrichstraße 36, Gulyaskonserven zum Preise von 100 Kronen das Stück. Eine Freundin meiner Frau musste für dieselben Konserven fünf Minuten später 120 Kronen und eine zweite Freundin und ein bekannter Herr weitere fünf Minuten später 150 Kronen für das Stück zahlen. Univ. Prof. Dr. Ferd. Kogler
30. November
Raubmord bei Hötting. In der Nacht von Montag zum Dienstag ist am Höttinger Berg eine grauenvolle Bluttat geschehen. Gestern früh gegen 8.00 Uhr fand der Höttinger Waldaufseher Mader am sogenannten „Hexenbödele“ oberhalb des am Wege nach Gramart gelegenen Plattenhofes die Leiche eines etwa 28-jährigen Mädchens auf, die nur mit der Unterwäsche bekleidet war. Die Tote lag etwa drei Meter vom Wege entfernt. Im Gesicht wies sie mehrere Stichwunden auf, der Hals war zur Gänze durchschnitten. Es ist zweifellos, dass ein Raubmord vorliegt. Nach den aufgefundenen Fußspuren ist zu schließen, dass zwei Täter in Betracht kommen, über die bis jetzt noch nichts festgestellt werden konnte. Eine Gerichtskommission hat gestern vormittags den Tatort besichtigt.
30. November
[Inserat.] Suche ein schönes Schaukelpferd gegen Kohle oder Kartoffeln einzutauschen. Adresse an den Auskunftstafeln unter Nr. 4697.
Der Band „Höhenflüge und Abgründe“ versammelt neue Forschungen zur Innsbrucker Stadtgeschichte mit einem Schwerpunkt auf der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Beiträge befassen sich mit Pionieren und ambitionierten Projekten ebenso wie mit Tragödien und aufsehenerregenden Verbrechen.
So gewährt Tanja Chraust in ihrem Aufsatz erste Einblicke in den Nachlass des bedeutenden Innsbrucker Luftfahrtpioniers Raoul Stojsavljevic (1887–1930), während Stefan Dietrich den bis heute rätselhaften Tod des Arztes Rudolf Priester (1899–1940) untersucht. Ist es am Ende mehr als nur ein Gerücht, Priester sei vom NS-Regime ermordet worden, weil er einen Tobsuchtsanfall Hitlers miterlebt und darüber in seinem Bekanntenkreis gesprochen hat?
Weitere Beiträge beschäftigen sich u.a. mit dem Bau der Patscherkofelbahn, dem Innsbrucker Goetheweg sowie der Gutenbergfeier 1900 in Innsbruck.
„Höhenflüge und Abgründe“, Schriftenreihe des Innsbrucker Stadtarchivs, Band 16
Innsbruck: Universitätsverlag Wagner 2021.
ISBN 978-3-7030-6559-0, 22 Euro
Erhältlich im Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck sowie im Buchhandel