
Innsbruck vor 100 Jahren - Mai 1921
6. Mai
Museum Ferdinandeum. Der Eintrittspreis zur Besichtigung des Ferdinandeums wird ab Sonntag, den 8. ds. Mts. auf 20 K erhöht. Anspruch auf Ermäßigung des Eintrittspreises zu 5 K haben alle Personen, die sich als in Innsbruck wohnende oder als in einer tirolischen Gemeinde zuständig ausweisen.
14. Mai
Eine künstlerische Weinkarte. Die Direktion des „Café München“, die schon bei der Herstellung des prächtigen Lokales viel guten Geschmack und großen Kunstsinn bewiesen hat, legt nun eine Weinkarte auf, die als ein hervorragendes Zeugnis des Wertes unserer alpenländischen graphischen Industrie betrachtet werden muß. Die Karte – eigentlich ein Heft in großem Format – zeigt auf dem Umschlag ein Bild nach einem Original Weber-Tyrols und enthält im Inneren prächtige Farbendrucke mit Ansichten des Kaffeehauses nach Skizzen des Architekten Lois Welzenbacher, dem künstlerischen Gestalter des ganzen Unternehmens. Der rein graphische Teil des Heftes paßt sich mit seinem feinen geschmackvollen Stil gut der ganzen vornehmen Weinkarte an. Sowohl die Herstellung der Klischees der Farbenbilder als auch der Druck selbst besorte die Wagnerische Universitäts-Buchdruckerei in Innsbruck, die damit wieder ein schönes Zeugnis für ihre hervorragende Leistungsfähigkeit abgelegt hat.

14. Mai
Die einheimische Bevölkerung und die Gasthofpreise. Die Preise in den Innsbrucker Gaststätten für Unterkunft und Verpflegung sind in der letzten Zeit stark gestiegen und steigen immer noch weiter. So muß man jetzt schon in Innsbruck für ein ganz bescheidenes Hotelzimmer mindestens 60 bis 70 Kronen pro Tag bezahlen, während es schon vorgekommen ist, daß Innsbrucker Gasthofbesitzer von dienstlich nach Innsbruck reisenden Staatsangestellten für eine bescheidene Uebernachtungsgelegenheit 96 Kronen verlangt haben! Die gleiche Preissteigerung, die die einheimische Bevölkerung nicht mehr mitmachen kann, sieh man auch auf den Speisezetteln unserer Gasthöfe. So kostet bereits ein Abendessen für einen mit den Verhältnissen nicht vertrauten bei größter Sparsamkeit mindestens 60 bis 80 Kronen. Wohin das führen soll, ist nicht abzusehen. Den Einheimischen wird es bald ganz verwehrt sein, in den Gasthöfen überhaupt noch zu essen. […] [Anm.: 1 Krone (K) entspricht zu diesem Zeitpunkt der Kaufkraft von ungefähr 2-4 Euro (€)]
21. Mai
Geschmacklosigkeiten im Wahlkampf. Wir werden um Aufnahme folgender Zuschrift ersucht: Die letzten Jahre haben uns gezeigt, daß im Wahlkampf, besonders von Parteien, die auf schwachen Füßen stehen, Kampfmittel angewendet werden, die alles eher als einwandfrei sind. In dieser Hinsicht sind wir manche Geschmacklosigkeit gewöhnt und die verschiedenen Anrempelungen haben nur den Erfolg, daß sich die große Masse der Bevölkerung von Parteien, die persönliche Angelegenheiten ihrer politischen Gegner als Wahlagitationsmittel verwenden, angeekelt abwendet und von dem Parteigezanke überhaupt nichts mehr wissen will. So hat auch eine Innsbrucker Tageszeitung, die zwar keine große Leserzahl hat, aber dennoch so tut, als ob ihre Weisheit richtunggebend wäre, es für angezeigt befunden, die Kandidatur einer Dame in den Gemeinderat zu bespötteln, indem sie schreibt, daß die Betreffende in sich den Drang fühlt, ,,ihre volksbeglückende Tätigkeit aus den engen Zirkeln obskurer Vereine in die Gemeindestube zu verpflanzen". Soviel ich weiß, ist die so apostrophierte Dame Präsidentin des Landes- und Frauenhilfsvereines vom Roten Kreuz und Vizepräsidentin des Verbandes der österreichischen Berufsmilitärgagisten. Ich und viele meiner Kameraden möchten es uns sehr verbitten, unseren Verein als „obskur" zu bezeichnen und was den Verein vom Roten Kreuz anbetrifft, so glaube ich ruhig an alle die appellieren zu können, denen seit Jahren dank der aufopferungsvollen Tätigkeit der Präsidentin des Vereines in weitgehendem Maße Hilfen zuteil wurden, ob dieser charitive Verein auch zu den ,,obskuren" zu zählen wäre. Eine weitere Stellungnahme zu dem Artikel erübrigt sich wohl von selbst und kann über das, was das Blatt sonst noch über die Dame zu berichten weiß, ruhig hinweggegangen werden, denn es ist nicht wahr. Ohne Lüge könnte eben ein Wahlkampf nicht geführt werden. Hptm. D.
25. Mai
Zur Aufklärung. Um weiteren unliebsamen Verwechslungen vorzubeugen, erkläre ich hiermit, daß mir Frau Therese Bondi, Karmelitergasse (Villa Haida) vollkommen ferne steht und daher in keiner Weise mit ihr identisch bin. Therese Bondi, Adamgasse 9.
26. Mai
Tiroler Notgeld in Amerika. Großes Interesse herrscht für Tiroler Notgeld in Amerika, speziell für jenes nach Entwürfen von Oswald Hengst, hergestellt in der Wagnerischen Universitäts-Buchdruckerei, Innsbruck. Ein amerikanisches Haus machte große Bestellungen bei der Firma M. Wograndl in Innsbruck, Maximilianstraße 5, und übermittelte für die prompte Lieferung südamerikanisches Notgeld. Notgeldsammler können dieses bei der genannten Firma besichtigen.

28. Mai
500 Dollar nicht aber soviel Kronen verdienen Sie täglich mühelos durch den Vertrieb unserer überall leicht verkäuflichen originellen Neuheiten. Schreiben Sie noch heute unter Beischluß von 3 K für Porto an Neuheiten-Vetrieb „Bavaria“ Salzburg. Postfach 38. B21e
30. Mai
Eine ernste Mahnung an die Tiroler Fremdenverkehrsinteressenten. Die T. Z. K. schreibt uns: Der Tiroler Fremdenverkehr, der eine der wichtigsten Erwerbsquellen des Landes bildet, scheint einer ernsten Gefahr ausgesetzt zu sein, und zwar u. a. auch von Seite der Fremdenverkehrs-Interessenten. Diese Gefahr liegt in den exorbitant hohen Pensionspreisen, die von vielen, ja den meisten Gastwirten gefordert werden. Die Wirte pflegen die Pensionspreise in der Valuta des Fremden anzugeben und einzukassieren; sie bewegen sich um 50-70 Mark für den Tag, was ungefähr 500 bis 700 Kronen gleichkommt. Es liegen nun schon einige Aeußerungen vor, wonach zum Beispiel reiche deutsche Sommergaste billigere Pensionen in ihren deutschen Sommerfrischorten bezahlen können und hiefür geringere Bahnspesen zu tragen haben, die übrigens nächstens ebenfalls erhöht werden sollen, wodurch jedenfalls auch wieder der Zustrom eingedämmt werden dürfte.