
Inklusionspreis für barrierefreie Live-Übertragung aus Gemeinderat
Seit April 2020 werden die Sitzungen des Innsbrucker Gemeinderats nicht nur live gestreamt, sondern auch in Gebärdensprache übersetzt und schriftgedolmetscht. Damit ist Innsbruck Vorreiterin und setzte die erste live gestreamte, für hörbeeinträchtigte Menschen barrierefreie Gemeinderatssitzung in Österreich um. Für dieses Pilotprojekt wurde der Stadtmagistrat Innsbruck vor kurzem ausgezeichnet und mit dem Inklusionspreis 2022 der Lebenshilfe prämiert.
Im Rahmen eines Pressegesprächs im Vorfeld der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause wurde der Inklusionspreis nochmals live und in Farbe präsentiert. Gezeigt wurde ein von ORF III produzierter Beitrag, der am 4. Juli 2022 in „Österreich heute – das Magazin“ ausgestrahlt worden ist. „Ich freue mich sehr, dass der Inklusionspreis in Tirol heuer dem Stadtmagistrat Innsbruck für das Projekt der ‚Barrierefreien Live-Übertragung der Gemeinderatssitzung‘ verliehen wurde“, betonte Bürgermeister Georg Willi bei dem Pressegespräch, das von einer Gebärde- und Schriftdolmetschung begleitet und via Youtube aus dem Plenarsaal übertragen wurde. „Vielen Dank allen Beteiligten, die in der Umsetzung dieser Initiative beteiligt waren bzw. es immer noch sind.“

Barrieren abbauen
„Wir als Stadtverwaltung wollen unsere gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und mithelfen, Barrieren im Kopf und im Alltag von Menschen mit Behinderungen abzubauen. Die barrierefreie Übertragung der Gemeinderatssitzungen ist eine der zahlreichen Umsetzungen, die belegen, dass Inklusion im Stadtmagistrat Innsbruck gelebt wird“, erklärte René Sukopf, Leiter der städtischen Geschäftsstelle Marke und Markenkommunikation.
„Wir haben die Gunst der Stunde ergriffen und im Rahmen der Corona-Ausschüsse begonnen, zumindest die aktuelle Stunde, auf Kosten des Behindertenbeirates, in Gebärdensprache und in Schrift dolmetschen zu lassen. Heute werden die Sitzungen bis 17 Uhr übersetzt und die Kosten von der Geschäftsstelle Marke und Markenkommunikation getragen“, freut sich der Vorsitzende des Behindertenbeirates (BBR) Innsbruck, Werner Pfeifer. „Nächster Schritt muss natürlich sein, dass die öffentlichen Sitzungen komplett bis zum Ende übersetzt werden, damit wirklich alle der gesamten Tagesordnung und den dazugehörigen Debatten folgen können.“
„Inklusion ist ein allumfassender Begriff und bleibt nicht vor den Toren der politischen Debatten stehen“, gibt Caroline Bergsleitner, Leiterin der Beratungsstelle für Gehörlose zu Bedenken und führt weiter aus: „Um allen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich eigenständig und direkt über die Abläufe der Sitzung, Meinungen und Standpunkte der Fraktionen des Innsbrucker Gemeinderates zu informieren, ist uns eine transparente und qualitativ hochwertige Kommunikation wichtig. Für Menschen mit einer Höreinschränkung ist diese Teilhabe einerseits durch Gebärdensprachdolmetscherinnen und –dolmetscher und andererseits durch die simultane Verschriftlichung möglich.“
„Schriftdolmetschen ist Verschriftlichung in Echtzeit“, weiß Agnes Tauscher, Vertreterin des Österreichischen SchriftdolmetscherInnen-Verbands (ÖSDV) aus der Praxis. „Damit können Menschen mit Hörbeeinträchtigung am beruflichen und sozialen Leben teilhaben, auch wenn sie das Gesprochene nicht oder nur zum Teil verstehen können. Schriftdolmetschen leistet so einen Beitrag zur Inklusion und damit zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.“
Selbstbestimmung und Teilhabe
Die Lebenshilfe prämiert seit 2016 in Kooperation mit den Österreichischen Lotterien inklusive Projekte, die Selbstbestimmung und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft fördern. Insgesamt wurden für den Inklusionspreis 2022 über 80 Projekte aus ganz Österreich eingereicht.MD