Der Schutzwald im Naherholungsgebiet schützt auf natürliche Weise den Siedlungsraum, wird zugleich aber auch selbst durch Lawinen und Muren in Mitleidenschaft gezogen.
Der Schutzwald im Naherholungsgebiet schützt auf natürliche Weise den Siedlungsraum, wird zugleich aber auch selbst durch Lawinen und Muren in Mitleidenschaft gezogen.

Klimafit in die Waldzukunft

Der Innsbrucker Stadtwald ist ein wichtiger Naherholungsraum, er schützt aber insbesondere die Stadt und ihre Bevölkerung vor Naturgefahren. Doch der Klimawandel macht ihm zu schaffen – dafür wird gezielt mit klimafitten Bäumen aufgeforstet.

Um die Waldbestände langfristig widerstandsfähig und gesund zu halten, sind konsequente Aufforstungsmaßnahmen von zukunftssicheren Mischwäldern sowie bewusstseinsbildende Initiativen zur Bedeutung des Waldes notwendig. Von den rund 10.500 Hektar des Innsbrucker Stadtgebietes sind etwa 40 Prozent Wald, die vom städtischen Amt für Wald und Natur betreut werden. Eine Aufgabe, bei der vielfältige Bereiche abzudecken sind. Ein Kernbereich ist dabei die Pflege des Schutzwaldes: Mehr als zwei Drittel der Waldfläche in Innsbruck erfüllen laut neu genehmigtem Waldentwicklungsplan Schutzfunktion von besonderem öffentlichen Interesse. Die Aufrechterhaltung einer nachhaltigen Waldwirtschaft und vor allem die Schutzwaldpflege erfordern fachliche Betreuung durch Aufforstungen, Pflege und entsprechende Verjüngungsmaßnahmen in den Altbeständen. Dies wird in Kooperation zwischen dem Amt für Wald und Natur und den ca. 2.000 KleinwaldbesitzerInnen in Innsbruck garantiert.


„Der Wald als wichtiger Lebensraum für Mensch und Tier muss sich in Zukunft an die klimatischen Veränderungen anpassen, wie höhere Temperaturen, mehr Feuchtigkeit im Winter, trockenere Sommer, dadurch mehr Schädlingsbefall, aber auch vermehrt extreme Witterungsereignisse wie etwa zwei Sturmereignisse im vergangenen Jahr. Die Schutzwaldbestände an der Nordkette sind sehr alt und verlieren zunehmend ihre Stabilität und Vitalität. Deshalb wurden in den vergangenen vier Jahren in Zusammenarbeit mit Waldbesitzenden und im Zuge von Aufforstungsprojekten rund 74.000 klimafitte Bäume gesetzt, um die Schutzwaldfunktion und die Waldgesundheit zu bewahren. Auch zahlreiche Aktionen zur Bewusstseinsbildung rund um das Thema Wald stehen im Mittelpunkt des ganzjährigen Leistungsangebotes seitens des Amtes für Wald und Natur“, betont der ressortzuständige Vizebürgermeister, Ing. Mag. Johannes Anzengruber, BSc.

Jungpflanzen schützen

Damit die Verjüngung des Waldes gesichert und der aufgeforstete Jungbestand vor den Schneemassen geschützt wird, wurden zum Beispiel im Vorjahr 85 sogenannte Gleitschneeböcke ins Waldgebiet Gehrries, welches sich zwischen Höttinger Alm und Bodensteinalm befindet, gebracht. Die Errichtung von Dreibeinböcken ist eine wirkungsvolle Maßnahme, um Schneebewegungen einzubremsen, welche die Jungpflanzen erdrücken und teilweise sogar ausreißen können. Das Aufstellen der Böcke über den Pflanzen ist eine Pflegemaßnahme, die das gesunde Wachstum der Bäume gewährleistet. Es ist der Stadt Innsbruck ein wichtiges Anliegen, sich frühzeitig um jene Pflanzen zu kümmern, die später den wichtigen Schutzwald bilden, der wiederum den Siedlungsraum vor Lawinen und Muren sichert. Die Sicherung und Pflege der steilen Schutzwaldbestände ist eine laufende Aufgabe und Herausforderung für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer und Forstleute. Umgeben von alten Bäumen dauert es mindestens 30 Jahre, bis die Jungpflanzen den Schneehöhen von bis zu vier Metern gewachsen sind.

„Die Verjüngung der Wälder und die Aufforstung mit klimafitten Bäumen ist eine dringende Notwendigkeit und langfristige sowie nachhaltige Investition in den Naturraum, den natürlichen Schutzschild und das Klima der Stadt Innsbruck.“

Vizebürgermeister Johannes Anzengruber

Vizebürgermeister Johannes Anzengruber

Jugend forstet auf

Einmal im Leben einen Baum pflanzen: Diese Möglichkeit bekamen im April 2022 SchülerInnen und Studierende im Rahmen des Projektes „Stadtwald Taubental“. Gemeinsam mit dem Amt für Wald und Natur setzen sie etwa 1.200 Bäume, vorrangig Tannen, Buchen, Lärchen, Kiefern und Eichen. Das Ziel des Projektes war es, der Jugend den Wald und seine Funktionen näher zu bringen und sie entsprechend für den Naturraum zu sensibilisieren. Bereits zum elften Mal fand zudem in Zusammenarbeit von Stadt, Landesforstdienst Tirol und Tiroler Forstverein das Bergwaldprojekt „Höttinger Alm“ des Österreichischen Alpenvereins statt. Freiwillige führten gemeinsam Aufforstungs-, Pflege- und Schutzarbeiten auf der Nordkette durch. Im Laufe der Projektwoche wurden unter Anleitung der städtischen Waldaufseher rund 250 Jungbäume gepflanzt.

Schadholz rasch entfernen

Vor den Folgen des Klimawandels ist auch die Esche nicht gefeit. Die Laubbaumart ist vom sogenannten Eschentriebsterben betroffen, welches unaufhaltsam die Bäume stark schädigt bzw. zum Absterben führt. An mehreren Standorten am Fuße der Nordkette wurden die Gefahrenbäume entfernt. Denn herabfallende Äste und Kronenteile sowie vereinzelt auch ganze umfallende Bäume stellen eine große Gefahr sowohl für Mensch als auch für Umwelt dar. Seit Jahren ist die Stadt darum bemüht, kranke Eschen an Wald- und Wegerändern zu entfernen.


Großflächige abiotische Schadereignisse wie Windwürfe und Schneebruch werden durch den Klimawandel immer häufiger auftreten. Diese begünstigen zusätzlich die Ausbreitung von Schädlingen wie dem Borkenkäfer und sorgen demzufolge für ein anhaltendes Schadholzaufkommen. Bei einer in der Forstwirtschaft sogenannten „Kalamität“ ist daher oft schnelles Handeln erforderlich. So wurden in Kranebitten oberhalb der Mittenwaldbahn aufgrund von zwei Sturmereignissen an die 1.000 Festmeter Schadholz aufgearbeitet. Wichtig ist, dass das Schadholz rechtzeitig aus dem Wald entfernt und brutuntauglich gemacht wird, um einer weiteren Massenvermehrung des Borkenkäfers entgegenzuwirken. MF

Zahlen und Fakten
• Von den 10.500 Hektar des Innsbrucker Stadtgebietes sind etwa 40 Prozent Wald.
• Zwei Drittel der Waldfläche in Innsbruck erfüllen eine Schutzfunktion.
• Knapp 74.000 klimafitte Bäume wurden seit 2019 im Stadtwald aufgeforstet.
• Im Jahr 2022 wurden 3.700 Laub- und 7.950 Nadelbäume gepflanzt.
• Garantierte Aufforstungen, Pflege und entsprechende Verjüngungsmaßnahmen in Kooperation der Stadt Innsbruck und ca. 2.000 KleinwaldbesitzerInnen
• Rund 4.000 Arbeitsstunden investierten städtische Forstarbeiter 2022 in die klimafitte Aufforstung.
• Aufarbeitung von ca. 4.000 Festmeter Schadholzmenge und 100 betroffenen WaldbesitzerInnen nach Windund Sturmereignissen
• 50 Tonnen Müll wurden aus dem Erholungsraum Wald entsorgt und entfernt.
• Circa 6.240 Müllkübelentleerungen wurden durchgeführt.
• Organisation und Aufstellen von etwa 250 Christbäumen im Stadtgebiet