Fahrradstädte: Ob zum Sporteln oder einfach nur zur Fortbewegung – Fahrradfahren steht in Innsbruck (o.) ebenso wie in Freiburg (u.) hoch im Kurs.
Fahrradstädte: Ob zum Sporteln oder einfach nur zur Fortbewegung – Fahrradfahren steht in Innsbruck (o.) ebenso wie in Freiburg (u.) hoch im Kurs.

Zwei Städte und ein sportlicher Plan

In sportlicher Hinsicht haben Innsbruck und Freiburg einiges gemeinsam: Allem voran eine bewegungsfreudige Bevölkerung und einen Plan, um dem Anspruch als „Sportstadt“ weiterhin und langfristig gerecht zu werden.

Innsbruck ohne Sport – einfach undenkbar. Ob in den Bergen, am Inn, auf der grünen Wiese oder in der Halle, die Möglichkeiten sich sportlich zu betätigen, sind vielfältig. Um das bestehende, bereits sehr umfassende Angebot an Sportmöglichkeiten zu fokussieren und weiter auszubauen, wurde im Sommer 2020 ein Sportentwicklungsplan (SEP) gestartet. „Der dreijährige Entwicklungsprozess wurde vom städtischen Sportamt in Kooperation mit dem Institut für Sportwissenschaften (ISW) der Universität Innsbruck erarbeitet und bewusst breit angelegt“, erklärt Sportstadträtin Mag.a Elisabeth Mayr. „Das bedeutet, dass zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen, Infrastrukturbetreiberinnen und -betreiber sowie die Bevölkerung eingebunden wurden, um bestehende Strukturen noch stärker als bisher am Bedarf und an den Wünschen der Sporttreibenden auszurichten.“

Bewegtes Freiburg

Ebenfalls sehr bewegungsaktiv präsentiert sich Innsbrucks Partnerstadt Freiburg. Geografisch begünstigt durch Schwarzwald, Rheinebene und das gemäßigte Klima bieten sich ebenfalls optimale Bedingungen für Sport und Bewegung. Um die dortige Infra-, Angebots- und Organisationsstruktur des Sports zu optimieren, wurde in Freiburg bereits von November 2002 bis April 2004 eine kommunale Sportentwicklungsplanung durchgeführt.

„Für uns war von Anfang an klar, dass wir über den Tellerrand hinausschauen möchten, indem wir den Austausch mit anderen Städten pflegen“, betont Innsbrucks Sportamtsleiter Romuald Niescher. „Deshalb sind wir im Sommer 2022 auf Einladung unserer Partnerstadt zusammen mit dem ISW zu einem Informationsaustausch nach Freiburg gefahren. Dabei haben sich auch in Bezug auf den Sportentwicklungsplan einige Gemeinsamkeiten ergeben.“ Beispielsweise seien beide Städte gefordert, nicht nur Angebote für Einheimische zu schaffen, sondern auch für Studierende und Gäste. „Gute Beispiele dafür sind die Kletter- und die Skatehalle in Innsbruck, die von beiden Gruppen intensiv genutzt werden“, fügt Niescher hinzu.

Ausgebaut werden müsse überdies das digitale Angebot im Sportbereich beider Städte. So ist bereits bei manchen Innsbrucker Sportstätten, wie den universitären Tennisanlagen oder bei den städtischen Kunsteislaufplätzen für das Eisstockschießen, eine Online-Reservierung durchführbar. Aber auch darüber hinaus können digitale Lösungen helfen, den Arbeitsaufwand in der kommunalen Sportstättenverwaltung drastisch zu reduzieren, die Betriebskosten zu senken, die Fehleranfälligkeit zu minimieren und gleichzeitig die Transparenz für BürgerInnen, IndividualsportlerInnen und Sportvereine zu erhöhen.

„Ebenso wie Innsbruck ist Freiburg eine sehr bewegungsaktive Stadt. Die Erfahrungen, die unsere Partnerstadt mit dem Sportentwicklungsplan in den Jahren 2003 und 2004 gemacht hat, können wir für unseren Prozess nutzen.“

Amtsführende Stadträtin Elisabeth Mayr

Amtsführende Stadträtin Elisabeth Mayr

Sport- und Naturraum

Ein Thema, das Innsbruck genauso wie Freiburg betrifft, ist die Verantwortung für einen sensiblen Umgang mit dem Naturraum. So ergaben Befragungen in beiden Städten, dass die Menschen am liebsten Sport und Bewegung in der freien Natur betreiben. Gleichzeitig gilt es aber auch, die Natur vor Beeinträchtigungen und Schäden durch Sporttreibende bzw. Sportinfrastrukturen zu schützen. Damit verbunden sind außerdem Klimawandelanpassungsmaßnahmen, weil sich zunehmende Hitze und Trockenheit unter anderem bei der Bewässerung von Naturrasenplätzen bemerkbar machen, Kunstrasenplätze aber weniger Hitze absorbieren können. „Darüber hinaus sind steigende Energiekosten für Sportanlagen ein Thema“, hält Niescher fest: „Längere Öffnungszeiten, etwa von Flutlichtanlagen, bringen zwar ein größeres Angebot, aber gleichzeitig auch höhere Kosten mit sich. Deshalb muss man sich anschauen, was machbar ist und was man sich im jeweiligen Fall leisten kann.“ Das Erhöhen der Energieeffizienz, etwa durch Umrüstung auf LED-Beleuchtung, und das Heben von neuen Energiepotenzialen, etwa durch die Installation von Photovoltaik-Anlagen, sind dabei konkrete Maßnahmen, die laufend umgesetzt werden.

Eine große Herausforderung für beide Städte bedeutet ebenso die Flächenknappheit. Einhergehend mit dem Bevölkerungswachstum wird nämlich auch das Ringen um verfügbare Sport- und Bewegungsflächen immer härter. In diesem Fall gilt es Dachflächen verstärkt für Sportzwecke und vorhandene Flächen, sofern möglich, multifunktional zu nutzen.

Nachhaltiger Prozess

„Ob es sich um eine Stadt in Westösterreich oder eine Stadt in Süddeutschland handelt, die Aufgabenstellungen und Herausforderungen sind ähnlich“, fasst der Sportamtsleiter zusammen. Wichtig sei in jedem Fall, dass der Entwicklungsprozess nachhaltig gehandhabt werde. In Innsbruck ist deshalb geplant, die Bevölkerungsbefragungen alle fünf Jahre zu wiederholen. „Bei unserem Austausch in Freiburg waren wir uns alle einig, dass ein gelingender Sportentwicklungsplan eine gewisse Regelmäßigkeit braucht, damit Vergleiche möglich sind und neue Erkenntnisse miteinbezogen werden können.“ Wenngleich der Sportentwicklungsplan in Innsbruck diesen Sommer finalisiert werde, sei das aber kein Abschluss, sondern ein Prozess, der laufend weiterentwickelt werden müsse. MD