Mühlauer Friedhof: Der Verzicht von glyphosathaltigen Herbiziden sorgt für eine Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten.
Mühlauer Friedhof: Der Verzicht von glyphosathaltigen Herbiziden sorgt für eine Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten.

Glyphosat-Verzicht: Was bringt’s?

Umweltgedanke zum Schutz der Innsbrucker Tier- und Pflanzenwelt

In der Stadt Innsbruck wird Nachhaltigkeit großgeschrieben. Auch im städtischen Grünanlagenamt wird der Umweltgedanke in Form schonender, naturnaher und nachhaltiger Pflege des öffentlichen Grünraums und des Verzicht auf glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel umgesetzt. Die Tiroler Landeshauptstadt folgt mit diesem Vorgehen dem Beispiel anderer umweltbewusster Städte.

Gut für Umwelt und Gesundheit
Nachdem die Verwendung von glyphosathaltigen Herbiziden in den vergangenen Jahren schon massiv eingeschränkt wurde, verzichtet das Amt für Grünanlagen seit mehr als einem Jahr zur Gänze auf derartige Mittel zur Unkrautvernichtung. Der Verzicht des „Allheilmittel“ gegen Unkraut auf die vom Grünanlagenamt betreuten Flächen freut den ressortzuständigen Stadtrat Mag. Gerhard Fritz: „Die Maßnahmen der Stadt Innsbruck zeigen: es geht auch ohne die Chemiekeule.“

Amtsvorstand Ing. Thomas Klingler befürwortet ebenfalls den Verzicht von derartigem Unkrautbekämpfungsmittel, denn es gehe auch um den Schutz der Bevölkerung und der städtischen MitarbeiterInnen. „Seit mehr als einem Jahr bekämpfen wir das Unkraut mechanisch, das bedeutet, dass wir im Stadtgebiet händisch jäten und gewisse Bereiche abflämmen“, betont Klingler und führt weiter aus: „Der Arbeitsaufwand ist wesentlich höher, weshalb wir versuchsweise Mittel auf natürlicher Basis einsetzen, die das Unkraut nicht so schnell sprießen lassen.“ Der personelle und zeitliche Mehraufwand rechnet sich für Umwelt und Gesundheit.

Artenvielfalt im Mühlauer Friedhof
Das umweltbewusste Verhalten seitens der Tiroler Landeshauptstadt erfreut auch seit einiger Zeit das städtische Referat „Friedhöfe“. Vergangenes Jahr fand der GEO-Tag der Artenvielfalt im Bereich der Nordkette Innsbruck statt. Im Rahmen der größten Feldforschungsaktion Europas war auch der Friedhof Mühlau Schauplatz von Untersuchungen. Dabei wurden einige seltene Tier- und Pflanzenarten entdeckt – ein Zeichen, dass auch auf den Innsbrucker Ruhestätten der Verzicht von Glyphosat Wirkung zeigt. Die Ergebnisse der Untersuchung werden im Laufe des Jahres im neuen Jahrbuch des Landesmuseums Ferdinandeum veröffentlicht.

Ein Tag im Zeichen der Flora und Fauna
Innerhalb von 24 Stunden galt es für die TeilnehmerInnen des GEO-Tages, eine Maximalzahl von Tieren und Pflanzen zu entdecken und systematisch zu dokumentieren. Das Ziel der jährlich stattfindenden Veranstaltung ist eine Bestandsaufnahme unserer unmittelbaren Umwelt. Dabei kommt die Frage auf: Was wächst und gedeiht in hiesigen Breiten? Ein ExpertInnenteam erforschte das gesamte Friedhofsareal und erstellte eine Artenliste. „Es soll dabei aufgezeigt werden, dass es eine erstaunliche Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten nicht nur in tropischen Urwäldern, sondern auch in Mitteleuropa zu entdecken gibt. Im Rahmen der Aktion soll das Bewusstsein für die Biodiversität vor unserer Haustüre geweckt werden“, erklärt der Leiter des Referates Friedhöfe und ebenfalls Teilnehmer des Aktionstags, Mag. Alexander Legniti.

Naturbewahrung im öffentlichen Raum
Das Leben am Friedhof im Stadtteil Mühlau findet im Kies, in Bäumen und Sträuchern und auch durch die vielfältige Vogelwelt statt. Eingebettet am Waldrand bietet er den BesucherInnen einen Ort der Ruhe, aber auch Ein- und Ausblicke auf die Stadt Innsbruck und die umgebende Landschaft. So haben beispielweise Grauschnäpper (Vogelart) am Mühlauer Friedhof erfolgreich gebrütet.

Eine bemerkenswerte Pflanzenart ist die „Euphorbia humifusa“, die am Mühlauer Friedhof vorkommt. Damit ist dies der erst zweite Nachweis dieser ursprünglich asiatischen Art. Sie zählt zu einer Artengruppe von kleinblättrigen, niederliegenden Wolfsmilch-Arten, die sich derzeit in Mitteleuropa stark ausbreiten. Neben der in Nordtirol bereits häufigen „Euphorbia maculata“ und der sich mittlerweile ebenfalls ausbreitenden „E. prostrata“ (beide Nordamerika) ist es hier zulande derzeit die seltenste Art. „Der Mühlauer Friedhof gilt somit auch als ein Beispiel für Naturbewahrung im öffentlichen Raum“, betont Referatsleiter Legniti. (MF)