Für einen möglichst reibungslosen Baustellenverlauf ist eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten wichtig. Baustellenkoordinatorin Martina Gura (3. v. r.) bespricht mit Polizei, Baufirma, IKB, Verkehrsbehörde und IVB die Verkehrsführung an der Baustelle Fürstenweg.
Für einen möglichst reibungslosen Baustellenverlauf ist eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten wichtig. Baustellenkoordinatorin Martina Gura (3. v. r.) bespricht mit Polizei, Baufirma, IKB, Verkehrsbehörde und IVB die Verkehrsführung an der Baustelle Fürstenweg.

Hinter den Kulissen

Die städtische Infrastruktur unterliegt stetigen Erneuerungen. Als Baustellenkoordinatorin behält Martina Gura den nötigen Überblick.

Auch heuer werden notwendige Schritte gesetzt, um eine sichere und funktionierende Infrastruktur für alle am Versorgungsnetz beteiligten Personen im Stadtgebiet zu gewährleisten. „Die zentrale Aufgabe der Baustellenkoordination ist eine reibungslose Zusammenarbeit aller Beteiligten zu fördern. Ziel ist es, die Auswirkungen der Baumaßnahmen auf den Alltag und die Mobilität der Bevölkerung sowie der Wirtschaftsbetriebe so gering wie möglich zu halten. Dazu sind Koordination und Kommunikation der Schlüssel zum Erfolg“, betont Stadträtin Mag.a Uschi Schwarzl.

Seit März 2019 ist Dipl.-Ing. Martina Gura, BEd als Baustellenkoordinatorin und verkehrstechnische Sachverständige der Stadt Innsbruck tätig. Wo ihre Aufgabengebiete liegen, wie die Koordination von Baustellen vonstatten geht, aber auch wie es ihr als Frau in einer von Männern dominierten Arbeitsumgebung geht, erzählt sie im Interview.

Für die Stadt Innsbruck sind Sie im Tiefbau tätig. Was sind Ihre Hauptaufgaben?
Gura: Meine Arbeit gliedert sich im Grunde in zwei Bereiche. Als verkehrstechnische Sachverständige ist es meine Aufgabe, bei Verkehrsverhandlungen zu Baumaßnahmen im öffentlichen Straßenraum Lösungen für eine sichere Verkehrsabwicklung zu finden. Dabei gilt es, die Interessen aller VerkehrsteilnehmerInnen, die zu Fuß, mit dem Rad, dem öffentlichen Verkehrsmittel oder dem Auto unterwegs sind, ausgewogen zu berücksichtigen. In meiner Funktion als Baustellenkoordinatorin geht es nicht um die bauliche Abwicklung der einzelnen Baustelle, sondern um das Zusammenwirken der Baustellengeschehen untereinander, um die Verkehrsbeeinträchtigungen möglichst gering zu halten. Zudem ist die rechtzeitige Information über diese Bauvorhaben an Betroffene ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit. In allen Bereichen gilt es, viele Gespräche und Verhandlungen zu führen.

Wie lange dauert es von der Planungsphase bis zur Finalisierung eines Bauvorhabens?
Gura: Hier gibt es große zeitliche Unterschiede. Viele Bauvorhaben im Tiefbau haben eine
Vorlaufzeit von zwei bis fünf Jahren. Dabei gibt zum Beispiel die IKB bekannt, dass in
den nächsten Jahren die Erneuerung von alten Wasserleitungen in einem bestimmten Straßenzug nötig sein wird. Durch diese frühe Kommunikation kann die Budgetplanung, aber auch die Absprache mit anderen Leistungsanbietern und Organisationen rechtzeitig erfolgen. Ziel ist eine gemeinsame Bauabwicklung anstelle von vielen kleinen Baustellen, die sich über mehrere Jahre ziehen.

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf?
Gura: Ich arbeite sehr eigenständig und doch im Team und bin im stetigen Austausch mit vielen unterschiedlichen Unternehmen und Institutionen. Durch meine tägliche Arbeit kann ich unsere Stadt aktiv mitgestalten. Das alles sind Teile meiner Arbeit, die mir große Freude bereiten.

„Abgeschlossene Bau- und Sanierungsmaßnahmen sorgen für verbesserte Lebensqualität bei Innsbrucks Bürgerinnen und Bürgern. Dazu gehören auch vorübergehende Einschränkungen, die stets so gering wie möglich gehalten werden.“ (Stadträtin Uschi Schwarzl)

Die Baubranche wird von Männern dominiert. Welche Erfahrungen machen Sie als Frau vor allem in der Zusammenarbeit?
Gura: Gerade zu Beginn meines Dienstverhältnisses hatte ich die Befürchtung, als Frau in dieser Branche mit Vorurteilen konfrontiert zu sein. Tatsächlich funktionieren die Zusammenarbeit und Kommunikation in der Regel einwandfrei und wertschätzend. Teilweise bin ich bei Besprechungen die einzige Frau im Raum und meistens fällt mir dies erst im Nachhinein auf. Aus meiner persönlichen Erfahrung hat sich die Gesprächskultur in den letzten Jahrzehnten sehr zum Positiven verändert.

Worin liegen die Schwierigkeiten in Ihrem Beruf als Koordinatorin?
Gura: FußgängerInnen und AnrainerInnen wollen und müssen trotz Baustelle durchkommen beziehungsweise zu- und abfahren, die Baufirma könnte aber viel schneller arbeiten, wenn die Straße ganz gesperrt wäre. Jeder möchte das schnelle, neue Internet und intakte Leitungssysteme, aber keine Baustelle vor der Haustür. Und schließlich – eine Baustelle ohne Beeinträchtigung des Verkehrs im Straßenraum durchzuführen, ist leider unmöglich, denn der Platz, den die Baustelle braucht, muss den VerkehrsteilnehmerInnen vorübergehend „weggenommen“ werden. Wie man sieht, gibt es viele unterschiedliche Interessen, die aufeinanderstoßen, sich widersprechen und trotzdem alle ihre Berechtigung haben. Daher ist es ein ständiges Bemühen, unter Einbindung vieler verschiedener Stellen, ein Gleichgewicht zu finden und die Interessen aller so gut es geht zu berücksichtigen.

Das Interview führte Barbara Gutleben.

Hinweis: Welche Projekte zurzeit in Innsbruck anstehen und mit welchen Einschränkungen zu rechnen ist, lesen Sie aktuell hier
 im Baustellenüberblick.