Der Schulgebäudekomplex in der Leopoldstraße 15 ist in Bezug auf die Barrierefreiheit besonders gelungen.
Der Schulgebäudekomplex in der Leopoldstraße 15 ist in Bezug auf die Barrierefreiheit besonders gelungen.

Barrierefreiheit beginnt im Kopf

Der Magistrat agiert niederschwellig und bürgerInnenfreundlich. Ziel ist es, Informationen so aufzubereiten, dass jede und jeder sie versteht. Auch bei städtischen Bauvorhaben stehen die Bedürfnisse aller NutzerInnen im gleichen Maße im Vordergrund.

Einer Gesellschaft, die sich mit dem Thema Barrierefreiheit auseinandersetzt, ist es wichtig, Grenzen und Barrieren jeder Art abzubauen. Bewusstseinsbildung ist und bleibt ein Gebot der Stunde. Die Stadt Innsbruck ist bemüht, in diesem Sinne eine aktive Rolle bei diesem Thema einzunehmen.

Barrierefreies Rathaus

Innsbruck macht für Barrierefreiheit mobil: Seit einigen Jahren besteht das Onlinetool „Rathauswegweiser“, das in einer mobilen Version unter www.rathauswegweiser.at zur Verfügung steht und gemeinsam mit dem Tiroler Blindenverband entwickelt wurde. Weiters wurde mit dem Projekt „Innsbruck spricht: barrierefrei“, bei dem essentielle Informationen der städtischen Website www.innsbruck.gv.at in Leichte Sprache übersetzt wurden, ein weiterer Meilenstein verwirklicht. Seit diesem Jahr gibt es die Initiative barrierefreier Gemeinderatssitzungen via Livestream. Letzteres wurde im Mai 2020 das erste Mal umgesetzt. Vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie war es nötig, die Publikumsdichte bei Gemeinderatssitzungen zu reduzieren. Dennoch galt es, die Öffentlichkeit des Gremiums zu wahren. Darüber hinaus sollten weitere Schritte in Richtung Barrierefreiheit umgesetzt werden: Man entschied sich, die Sitzungen nicht nur in Gebärdensprache zu übersetzen, sondern auch schriftgedolmetscht anzubieten. Damit ist Innsbruck Vorreiterin und setzt als erste Kommune in Österreich live gestreamte, barrierefreie Gemeinderatssitzungen für hörbeeinträchtigte Menschen um.

Bereits seit 2015 befasst sich eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe im Stadtmagistrat zweimal jährlich mit dem Thema Barrierefreiheit. Hier wird versucht, möglichst viele Parameter zu berücksichtigen. Sowohl bauliche wie auch organisatorische Maßnahmen stehen dabei im Mittelpunkt. Im Jahr 2019 konnte im Rahmen der baulichen Barrierefreiheit bei städtischen Amtsgebäuden in Kooperation mit der Innsbrucker Immobiliengesellschaft (IIG) beispielsweise die automatische Schiebetür im Fundservice umgesetzt werden. Eine barrierefreie WC-Anlage und zusätzliche Geländer stehen seit vergangenem Jahr auch in den Außenstellen in der Colingasse 5a und der städtischen Musikschule zur Verfügung.

„Ohne Barrieren lebt es sich leichter, egal ob beim Zugang zu Informationen oder der Überwindung von baulichen Hürden. Es ist uns ein Anliegen unser Angebotsspektrum im Sinne der Barrierefreiheit zu erweitern. Innsbruck soll eine Stadt für alle sein.“ (Bürgermeister Georg Willi)

Vom Keller bis zum Dach

Wenn es um barrierefreies Bauen und Wohnen geht, denkt man im Allgemeinen an Hilfslösungen für Menschen mit Beeinträchtigungen oder SeniorInnen. Um den Lebensraum baulich so zu gestalten, dass die Infrastruktur allen NutzerInnen zu Gute kommt, braucht es eine fokussierte Betrachtungsweise. Die IIG ist auch bei diesen Fragen besonders nah am Thema. Bei Neubauten wird bereits von der Planung an darauf eingegangen und geachtet. Anders ist es bei Wohnungssanierungen. Das Thema nachträglicher Lifteinbau wird in Innsbruck seit Jahren kontinuierlich verfolgt. Im Vorjahr wurden einige Anlagen nachgerüstet: In den Wohngebäuden in der Kajetan-Sweth-Straße 54, in der Schubert- und der Mozartstraße, in der Defreggerstraße 42–44 und in der Gabelsbergerstraße 28 wurden diverse Erneuerungen bzw. ein Neubau des Aufzugs durchgeführt.

Auch Maßnahmen im Innenraum, wie jene im Sanitärbereich, werden bestmöglich umgesetzt. Konkret bedeutet das, dass etwa eine nach außen aufgehende Tür sowie schwellenlose Duschen eingebaut werden. Im Rahmen von allgemeinen Instandsetzungen werden von der IIG zudem schwerpunktmäßig Geländer- und Handlaufverbesserungen, Stufenmarkierungen, Gegensprechanlagen nach dem Zwei-Sinne-Prinzip  (Induktionsanlagen inklusive Lichtglocke) sowie die bereits angesprochenen Aufzugsanlagen mit Halbstockanbindung (kann mit Plattformtreppenlift nachgerüstet werden) umgesetzt.

Fokus Bildungseinrichtungen

Viele öffentliche Gebäude im Stadtgebiet sind im Eigentum der Stadt Innsbruck, so auch viele Bildungseinrichtungen. 2019 wurden in sieben städtischen Kinderbildungs- bzw. Betreuungseinrichtungen insgesamt elf effektive Verbesserungen durchgeführt (z. B. Rampenanlagen, Bodenmarkierungen). Ein Leuchtturmprojekt in puncto Barrierefreiheit ist die im Mai 2020 fertiggestellte Sanierung der Volksschule Altwilten/Mittelschule Leopoldstraße. Viele Standards, die für Wohngebäude vorgesehen sind, wurden hier im Schulgebäudekomplex umgesetzt. Neben der barrierefreien Erreichbarkeit vom Haupteingang bzw. Nebeneingang mittels zusätzlicher Rampen, einer barrierefreien Klingelanlage, Geländer- und Handlaufverbesserungen mit taktilen Handlaufinformationen gibt es dort nun taktile Bodeninformationen vom Eingang bis zur ersten Ansprechstelle. Darüber hinaus wurden barrierefreie WC-Anlagen installiert. Durch das Amt für Schule und Bildung wurde in weiterer Folge auch bei der Einrichtung die Barrierefreiheit bestmöglich berücksichtigt. KR