
Innsbruck vor 100 Jahren - Mai 1925
2. Mai
Die Notlandung eines Flugzeuges. Am Donnerstag vormittags 11 Uhr wurde dem ständigen Innsbrucker Vertreter der „Compagnie Internationale Aerienne“ aus Wien gemeldet, daß dort ein Flugzeug dieser Gesellschaft zu einem Flug mit dem Ziel in Zürich aufgestiegen sei. Das Flugzeug sollte zwischen ½ 3 und 3 Uhr nachmittags Innsbruck überfliegen. Zur Vorsicht traf daraufhin der Vertreter der erwähnten Gesellschaft in Innsbruck Maßnahmen für eine allfällige Notlandung. Er ließ in den Reichenauer Feldern, in der Nähe des zukünftigen Flugfeldes einen geeigneten Platz abstecken und außerdem die Windrichtung markieren. Ebenso trug er für den Fall einer Landung des Flugzeuges Vorsorge. Um 2 ¼ Uhr traf das Flugzeug tatsächlich über Innsbruck ein, machte über der Stadt zwei Schleifen und ging dann auf dem bezeichneten Platz in der Reichenau nieder. Trotz des heftigen Föhns und trotzdem die Landung infolge der unzulänglichen Verhältnisse sehr schwierig war, ging sie glatt vonstatten. Die Vorsorge des Innsbrucker technischen Direktors hat sich als berechtigt erwiesen. Nach den Aussagen des Piloten war ihm die Möglichkeit einer Landung in Innsbruck sehr erwünscht, da ein Motor nicht ganz genau funktionierte. Der Führer des Flugzeuges war der Chefpilot der „Compagnie Internationale Aerienne“ in Wien, der von einem Mechaniker begleitet war. Als Passagier flog der Wiener Direktor der Gesellschaft mit. Der Flug galt dem Studium der zu errichtenden Linie Paris-Wien. Das Flugzeug selbst war ein dreimotoriger eleganter „Caudron“ mit 23 Meter Spannweite. In der geschlossen gebauten Kabine ist Platz für acht Passagiere und für das nötige Gepäck. Die Landung in Innsbruck geschah ausdrücklich auf eigene Verantwortung der genannten Gesellschaft, nachdem die „Tiroler Luftverkehrsgesellschaft“ ausdrücklich betont hatte, daß auf ihrem Flugfelde noch nicht gelandet werden könne. Sofort nach der Landung kam eine große Menge Zuschauer, denen gegenüber die Polizei, obwohl sie mit aller Energie ihren Dienst versah, einen schweren Stand.
[Anm.: Der Flughafen Innsbruck Reichenau wurde am 1. Juni 1925 eröffnet]

9. Mai
Vom Wunderdoktor in Hötting. Aus Hötting wird uns berichtet: Täglich sieht man vor der Stehbierhalle Meindl in der Höttingergasse Hunderte von leidenden Menschenkindern von den allerfrühsten Morgenstunden an auf den Wunderdoktor Gehrer warten. Die Wartenden sind nicht nur aus Kreisen der ärmeren Volksschichten, es kommen auch viele Leute aus Intelligenzkreisen und von der Geistlichkeit hilfesuchend zu diesem menschlichen Rätsel. Augenzeugen bestätigen, daß er „Blinde sehend und Lahme gehend“ gemacht hat, so daß der große Zuspruch infolgedessen leicht erklärlich ist, umsomehr, da Gehrer kein Honorar verlangt und höhere freiwillige Spenden zurückweist. Die große Ansammlung der Leidenden auf der Höttingergasse wird schon zum Verkehrshindernis. Mit Spannung sehen alle dem Ausgange des Prozesses entgegen.
23. Mai
Kriegerdenkmals-Einweihung. Die Israelitische Kultusgemeinde Innsbruck teilt mit: Morgen, Sonntag, den 24. ds. Mts, 11 Uhr vormittags, findet im städtischen Friedhofe (israelitische Abteilung) zu Ehren der gefallenen, in Innsbruck beerdigten jüdischen Soldaten die feierliche Einweihung des neuen Kriegerdenkmales statt.

Anlässlich des heurigen Gedenkjahrs möchten wir Sie auf zwei Veranstaltungen im Mai hinweisen:
Festakt Gedenkort Reichenau mit Enthüllung des ersten Namenssteins am 8. Mai um 11.00 Uhr am Areal des zukünftigen Gedenkorts an der Promenade östlich der Grenobler Brücke.
Veranstaltungsreihe „Fokus Reichenau. 80 Jahre Kriegsende 1945“. Der erste Vortragsabend „KZ-Gedenkstätten im Umbruch“ findet am 14. Mai um 19.00 Uhr im Plenarsaal des Rathauses statt.
Details zu den Veranstaltungen entnehmen Sie bitte dem Veranstaltungskalender „Tirol erinnert“.
Weitere Veranstaltungstipps unter Fokus Reichenau – 80 Jahre Kriegsende 1945 – Universität Innsbruck