
Wie Wirtschaft weiblicher wird
Es ist lange her, dass die heimische Wirtschaft ausschließlich von Männern dominiert wurde. „Frauen sind unverzichtbar geworden“, weiß Wirtschaftsstadträtin Mag.a Christine Oppitz-Plörer und führt weiter aus: „Inzwischen steht das eigentlich für die meisten außer Frage, deshalb wird oftmals um Bewerberinnen besonders geworben. Auch so im Stadtmagistrat Innsbruck“, erklärt die Stadträtin und verweist dabei auf das Frauenförderungsprogramm der Stadt, das es seit 2015 gibt. Ziel des Programms ist es, für Frauen bestehende Nachteile zu beseitigen bzw. auszugleichen und den Frauenanteil in allen Organisationseinheiten, auf allen Hierarchieebenen und in allen Funktionen zu erhöhen. Ein Blick auf die tirolweiten Zahlen zeigt: Die Anzahl der weiblichen Führungskräfte im Land steigt. In Tirol sind aktuell mehr als 14.100 Betriebe in Frauenhand (Stand März 2022).
Innsbruck in Zahlen
In der Stadt Innsbruck sind knapp über 32.000 Frauen aktuell Erwerbspersonen. Das ergibt eine allgemeine Erwerbsquote von 48,2 Prozent. 92,7 Prozent der weiblichen Erwerbspersonen sind unselbstständig erwerbstätig (29.824), 6,7 Prozent (2.163) selbstständig tätig. Bei den Männern hingegen ist eine deutlich höhere Selbstständigenrate zu verzeichnen: Hier sind es 11,6 Prozent. Die Zahl der unselbstständig erwerbstätigen Frauen in Innsbruck lässt sich außerdem noch weiter differenzieren: 73,4 Prozent (21.888) sind Angestellte, 21,9 Prozent (6.540) sind Arbeiterinnen, der Rest ist arbeitslos oder weist eine unbekannte Berufsstellung auf.
Einen Geschlechterunterschied gibt es in der Tiroler Landeshauptstadt auch in den am stärksten besetzten Wirtschaftsabschnitten: Bei Frauen sind es das Gesundheits- und Sozialwesen (21,8 Prozent), vor dem Handel (17 Prozent) und Erziehung und Unterricht (14,3 Prozent). Bei den Männern hingegen Handel (13,6 Prozent), Herstellung von Waren (10,4 Prozent) und Erziehung und Unterricht (9,7 Prozent).
„Frauen in Führungspositionen tun der Wirtschaft gut. Es muss sichergestellt werden, dass Frauen die gleichen Möglichkeiten wie Männer haben. Eine gute Infrastruktur in Bezug auf Kinderbetreuung und öffentlichen Verkehr sind dafür wichtige Faktoren.“ (Stadträtin Christine Oppitz-Plörer)
Starke Interessensvertretung
Seitens der Wirtschaftskammer Österreich gibt es ein gemeinsames Netzwerk für Frauen. „Frau in der Wirtschaft“ hat es sich zum Ziel gesetzt, Frauen eine Plattform zu bieten, sie zu unterstützen, ihre Interessen zu vertreten und ein gemeinsames starkes dynamisches Netzwerk zu bauen. „Frauenpower tut der Wirtschaft gut“, ist sich Oppitz-Plörer sicher: „Meiner Meinung nach gibt es zahlreiche Bereiche, in denen Frauen mit Männern nicht nur mithalten, sondern sie teilweise auch überholen können. Frauen gelten beispielsweise oftmals als kreativer und überlegter bei ihren Entscheidungen als ihre männlichen Pendants.“
Problem Teilzeit
Auch in Innsbruck arbeiten zahlreiche Frauen in Teilzeit. „Das ist weiterhin ein Problem“, erklärt Oppitz-Plörer und führt weiter aus: „Es sind immer zu einem großen Teil die Frauen, die sich um die Betreuung der Kinder bzw. Angehörigen kümmern und deshalb ihre eigene Erwerbstätigkeit zurückschrauben. Dabei handelt es sich um unbezahlte Sorgearbeit. Besonders im Hinblick auf die Pension haben sie dadurch große Einbußen.“ Aber auch dem Erreichen von Führungspositionen steht Teilzeitarbeit immer noch häufig im Weg.
Gleichstellung noch weit weg
Aus dem Global Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums ging 2021 hervor, dass der Weg bis zur Gleichstellung von Männern und Frauen noch ein weiter ist: 268 Jahre dauert es demnach noch, bis eine Geschlechtergleichstellung in allen Bereichen erreicht ist. Dies wurde auch im Gleichstellungsindex des Österreichischen Städtebundes aufgegriffen. Daraus geht hervor, dass Gleichstellung im städtischen Bereich oftmals einfacher ist als im ländlichen, da eine gute Infrastruktur des öffentlichen Nahverkehrs eine wichtige Rolle dabei spielt. Auch ist das Angebot an Kinderbetreuungsplätzen im urbanen Bereich größer. Dass die Gleichstellung in Städten bzw. dichtbesiedelten Gebieten etwas weiter fortgeschritten ist, lässt auch der Gleichstellungsindex vermuten. Während der Indexwert von ganz Österreich aktuell bei 51 Punkten liegt, beträgt dieser in der Tiroler Landeshauptstadt 76 Punkte. Linz und Graz liegen mit 78 Punkten an der Spitze. DG
Der Gleichstellungsindex des Österreichischen Städtebundes ist online hier zu finden.