Innsbruck vor 100 Jahren - September 1920
1. September 1920
Heimkehrer aus Rußland. […] Nach Igls ist am vergangenen Freitag August Georg Wopfner nach sechsjähriger Gefangenschaft heimgekehrt. Am 26. Dezember 1914 geriet er verwundet in russische Gefangenschaft, war zuerst in einem Spital in Moskau und dann im Lager von Krasnojarsk, wo er ununterbrochen bis zur Heimkehr schmachtete. Die Gemeinde Igls hat dem Heimkehrer, den sein altes Mütterlein erwartete, festlich empfangen.
4. September 1920
Ein neues Kaffeehaus in Innsbruck. Gestern abends wurde hier das nach den Entwürfen des Architekten Lois Welzenbacher neuerbaute und eingerichtete Kaffeehaus „Stadt München“, Ecke Landhausstraße-Erlerstraße, durch eine kleine interne Feier, zu der Vertreter aller interessierten Kreise geladen waren, eröffnet. Für den allgemeinen Besuch wird das neue Kaffeehaus am Montag den 6 ds. Um 7 Uhr abends seine Pforten auftun. […] Das neue Kaffeehaus macht nicht bloß dem Schöpfer der innenarchetektonischen Ideen und dem heimischen Kunstgewerbe, sondern auch der G.m.b.H. Kaffee München als auf alle künstlerischen Intentionen des Arch. Welzenbacher verständnisvoll eingehende Auftraggeberin mit Direktor Schütz an der Spitze hohe Ehre und kann als kulturelle, für das Ansehen Innsbrucks hochbedeutsame Tat nur wärmstens begrüßt werden.
7. September 1920
Innsbrucker Gebirgs-Trachten-Erhaltungs- und Schuhplattler Verein „Alpina“. Dienstag 8 Uhr abends Vereinsabend mit Probe. Mittwoch „Gmoanabend“ beim „Schwarzen Adler“.
9. September 1920
Volksfest beim Tivoli. Am Sonntag zog die schneidige Postmusikkapelle punkt zwei Uhr durch Innsbrucks Straßen zum Tivoli, wo sich alt und jung an den dargebotenen Spielen (Glücksfischerei, Schießbude, Tanz auf der Alm usw.) belustigten; die Frau Wirtin bemühte sich die vielen Gäste prompt zufrieden zu stellen; alles klappte gut, so daß der allgemeine Wunsch geäußert wurde, das Volksfest nochmals abzuhalten. Deshalb wird am kommenden Sonntag (12. September) nachmittags, halb 3 Uhr, das Volksfest, verbunden mit Vereinskonzert wiederholt.
11. September 1920
Dr. Karl Renner in Innsbruck. Der Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten, Dr. Karl Renner, wird am Montag den 13 d. M. um 8 Uhr abends im großen Staatsaale in Innsbruck über die kommenden Wahlen und schwebende politische Fragen sprechen.
15. September 1920
In größter Lebensgefahr befand sich am Montag ein Knabe in der Nähe des Rechenhofes ober Mühlau. Auf dem Waldboden oberhalb des Weges, der von der Hungerburg zum Rechenhof führt, waren große Baumstämme aufgeschichtet, ohne sie gegen das Abrollen zu sichern. Als am Montag um 5 Uhr abends eine Frau aus Pradl mit ihren drei Kindern dort weilte, setzte sich der 10jährige Sohn auf den äußersten Baumstamm, der ins Rollen kam und ungefähr einen Meter weit abrutschte. Der Knabe lag mit den Oberschenkeln unter dem Baum. Auf die Hilferufe eilten aus der nahen Mersi-Villa Leute herbei, darunter der kräftige Senner der Rumeralpe, dem es gelang, mit einem starken Brette den mehrere Zentner schweren Baumstamm so weit zu heben, daß der Knabe herausgezogen werden konnte. Er erlitt nur schmerzhafte Quetschungen an den Füßen, wäre aber unrettbar verloren gewesen, wenn der Baum über den Oberkörper weiter gerutscht wäre.
18. September 1920
Einen bösen Hieb über den Kopf erhielt vorgestern in der zweiten Morgenstunde am Saggen ein junger Mann. Es soll sich um ein Mädchen gehandelt haben. Das Blut floß reichlich aus der verletzten Schlagader. Die Rettungsabteilung brachte den Überfallenen in ärztliche Behandlung.
22. September 1920
F.C. „Pradl“ – F.C. „Rapid” (Jungmannschaft) 5:0 (1:0). Am letzten Sonntag fand im Klosterkasernenhof bei strömendem Regen ein Fußballwettspiel zwischen obgenannten Jungmannschaften statt, wobei [der] F.C. „Pradl“ mit 5:0 siegreich den Platz verließ. Das Spiel leitete Herr Ertl vom F.C. „Wacker“ in sehr guter Weise.
25. September 1920
Spätsommertage von ungewöhnlich hoher Temperatur sind seit dem kalendermäßigen Herbst angebrochen, die warme, in den Mittagsstunden sogar heiße Luft, danken wir wohl dem Südwind, der seit einer Woche sein stürmisches, jetzt sein mildes Regiment führt. Wenn die gegenwärtige, angenehme, auch den Kulturen günstige Witterung anhalten würde, worauf allerdings bei der Laune des Innsbrucker Wettergottes kein Verlaß ist, so dürften wir uns wohl noch für den Oktober auf schöne Herbsttage freuen.
29. September 1920
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