
Rezepte für mehr Nachhaltigkeit
Der Begriff Nachhaltigkeit existiert bereits seit 300 Jahren. Entstanden ist er aufgrund der in vielen Regionen Mitteleuropas herrschenden Holznot infolge unkontrollierter Rodung. 1713 wies der sächsische Kurgraf Carl von Carlowitz erstmals auf dieses Problem hin und verwendete dafür das Wort Nachhaltigkeit. Der Wald sollte demnach nicht länger als unbegrenzt vorhandenes Gut, sondern als begrenzt vorhandene und schonend zu nutzende Ressource gesehen werden: Diese Sicht bildete den Ursprung der heutigen Forstwirtschaft, bei der das Interesse am Waldbestand eine wichtige Rolle spielt.
Zutaten für Nachhaltigkeit
Eine einfache Erklärung oder ein Patentrezept für nachhaltiges Handeln gibt es nicht. Im September 2015 hat die UNO die sogenannte „Agenda2030“ verabschiedet – 17 unterschiedliche Ziele, sogenannte Social Development Goals (SDGs), wurden definiert. Wie bei einem Kochrezept finden sich dabei sehr unterschiedliche Zutaten, die alle für sich genommen wichtig sind. Ökologie sowie Bekämpfung von Armut und Hunger finden sich darunter ebenso wie Frieden und Bildungschancen, bezahlbare und saubere Energie oder der nachhaltige Konsum und die Produktion von Waren.
Plastikfrei einkaufen
Einer, der sich ein Herz für mehr Nachhaltigkeit gefasst hat, ist Engin Dogan. Der ehemalige Bankkaufmann entdeckte bei einer Weiterbildung seine wahre Leidenschaft für Lebensmittel. Nach längerer Vorbereitung gründete er 2018 das „Greenroot“ am Marktgraben 14. Dort werden Obst und Gemüse, Gewürze, Nüsse, Getreide sowie Waschmittel und Hygieneprodukte angeboten Die Besonderheit: im Greenroot ist so gut wie nichts verpackt. Die KundInnen bringen Plastik- oder Glasbehälter selbst mit. Der Vorteil neben weniger Verpackungsmüll: Man kauft genau die Menge, die man braucht. „Mir war vor allem wichtig, dass auch die Qualität der Produkte hoch ist“, sagt Dogan. Bio ist bei ihm Standard. Mittlerweile hat er nebenan auch ein kleines Café eingerichtet, wo man frisches Brot und kleine Süßspeisen erwerben kann. Der Jungunternehmer hat mit seiner Idee auch fünf neue Arbeitsplätze geschaffen.
„Nachhaltig wirtschaften bedeutet, das eigene und das unternehmerische Handeln zu hinterfragen und Lösungen im Sinn von Mensch und Umwelt anzustreben.“ (Stadträtin Christine Oppitz-Plörer)
Kilometergeld für Sportliche
Ein weiteres Erfolgsmodell ist „Sportler Witting“ in der Maria-Theresien-Straße. Das Unternehmen mit mehreren hundert MitarbeiterInnen und Firmensitz in Bozen beschäftigt einen eigenen Nachhaltigkeitsbeauftragten. Dieser arbeitet laufend an der betrieblichen Klimastrategie. Den MitarbeiterInnen werden beispielsweise IVB-Jahreskarten, sogenannte Jobtickets, zur Verfügung gestellt. Wer mit dem Rad oder zu Fuß in die Arbeit kommt, erhält dafür ein Kilometergeld von 20 Cent aufs Konto ausbezahlt. „Für uns als sportlichen Betrieb, der für naturnahe Erlebnisse steht, liegt das geradezu in der DNA“, ist Florian Dusini, Nachhaltigkeitsbeauftrager des Unternehmens, überzeugt.
Die Stadt handelt
Auch Städte und Gemeinden sind in punkto Nachhaltigkeit gefordert. Die Stadt als Gesellschafterin von rund 30 Unternehmen im öffentlichen Interesse ist direkt am wirtschaftlichen Handeln beteiligt. Nachhaltigkeit spielt dabei eine immer wichtigere Rolle. In den vergangenen Jahren wurde etwa das Energieeffizienz-Projekt „Sinfonia“ umgesetzt, das von 2014 bis 2019 abgewickelt wurde. Im Rahmen dessen wurde die gesamte öffentliche Beleuchtung in der Stadt auf sparsame LED-Beleuchtung umgestellt. Die eingesparte Strommenge entspricht dem Verbrauch von rund 7.000 Innsbrucker Haushalten.
Aktuell läuft gerade der Prozess zur Weiterentwicklung des Wirtschaftszentrums Roßau an. Dabei geht es darum, das größte Innsbrucker Gewerbegebiet fit für die Zukunft zu machen. Durch Verbesserungen, etwa im Bereich öffentliche Verkehrsanbindung, soll der Standort attraktiver werden Ein Ziel dabei ist, innovative Betriebe anzusiedeln. Der Entwicklungsprozess soll im Frühling 2024 abgeschlossen sein. WG