
Ein Tag im Schneepflug
Es ist noch stockfinstere Nacht, als Christian Nairz seinen Unimog I-75 besteigt. Der 53-Jährige ist seit zwanzig Jahren mit dem tonnenschweren Gerät auf Innsbrucks Straßen unterwegs. Haupteinsatzgebiet: Die engen Gassen und steilen Straßen in Hötting. Zweitausend Kilogramm Streugut fasst sein Tank – Salz und Sole. 180 PS geben ihm den nötigen Schub, um bei Eis und Schnee die schneebedeckten Straßen zu räumen. Geräumt wird, sobald rund zwei Zentimeter Schnee liegen. „In den engen Gassen ist es oft Millimeterarbeit, das Fahrzeug zu manövrieren. Du musst immer konzentriert sein. Aber der Schnee muss weg“, schmunzelt Nairz und dreht den Zündschlüssel. Der Motor brummt auf, los geht’s.
Dieselgeruch, Salz und Sole
Geschneit hat es bis zu diesem Tag Mitte November in der Stadt zwar noch nicht, im städtischen Bauhof in der Rossaugasse herrscht aber seit Wochen Hochbetrieb. Die Räumfahrzeuge müssen flott gemacht, die riesigen Salz- und Streusilos aufgefüllt werden. In der Werkstätte lagern die bis zu drei Meter breiten Schneepflüge, von denen jeder 800 bis 1000 Kilo auf die Waage bringt. Christian Nairz und seine KollegInnen müssen den Pflug vor jedem Einsatz ankoppeln – ebenfalls Millimeterarbeit. Dieselgeruch liegt in der Luft, die Schneeräumflotte ist gerüstet für den Winter.
Rund um die Uhr bereit
Der Winterdienst des Amtes ist 24/7 in Bereitschaft. Die Straßenmeisterei fährt auch nachts die Stadt ab, um die Witterungslage beurteilen und die Fahrer rechtzeitig in den Dienst setzen zu können. „Das ist oft mitten in der Nacht. Und auch wenn es keinen Schnee gibt, müssen wir fahren und streuen, weil aufgrund der kalten Temperaturen Eis gebildet wird, das die Straßen rutschig macht“, erklärt Amtsvorstand Ing. Peter Hölzl vom Amt für Straßenbetrieb.
„Die Straßen im Winter frei von Schnee und Eis zu halten, ist für die Stadt eine enorme Aufgabe. Bedingt durch den Klimawandel fällt insgesamt zwar weniger Schnee, Extremniederschläge mit großen Neuschneemengen nehmen jedoch zu.“ (Stadträtin Uschi Schwarzl)
Fakten
Der Winterdienst bedeutet einen hohen Aufwand. Rund 2.500 Tonnen Streusalz und 20 Tonnen Kies werden auf Innsbrucks 550 Straßenkilometer pro Saison aufgebracht. Gelagert wird das Streugut in Holzsilos im Straßenbauhof und am Parkplatz beim ehemaligen Hafengelände am Innrain. Die Großfahrzeuge legen rund 80.000 Kilometer pro Jahr zurück, Klein- und Trägerfahrzeuge 105.000 Kilometer. Bei Starkniederschlägen kommen auch bis zu 25 externe FrächterInnen für Räumung und Streuung bzw. die Schneeverfuhr zum Einsatz. 127 MitarbeiterInnen sind aktuell beim Amt für Straßendienst beschäftigt.
Räumflotte
„Wir sind bemüht, die Räumflotte durch regelmäßigen Austausch und Neuanschaffungen in Schuss zu halten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen – speziell bei Extremniederschlägen – sehr hohe Belastungen in Kauf nehmen“, unterstreicht die ressortzuständige Stadträtin Mag.a Uschi Schwarzl.
Tägliche Herausforderung
Christian Nairz ist in Hötting angekommen. Für eine Räumrunde braucht er, wenn es schneit, rund fünf Stunden. Sein Gebiet reicht von der Hungerburg bis Kranebitten. „Oft ist es schwierig, weil man keinen Platz für den geschobenen Schnee findet. Aber es geht sich dann doch immer aus.“ Einmal ist sein Pflug umgekippt und musste von der Innsbrucker Berufsfeuerwehr geborgen werden. Am Ende konnte der sympathische Höttinger jedoch das tun, was er als seine Mission ansieht: weiterräumen. WG