
Innsbruck vor 100 Jahren - Oktober 1919
2. Oktober 1919
Sprengung von Handgranaten im Tiergarten (Höttingerau). Wie von amtlicher Seite mitgeteilt wird, beginnt heute im Tiergarten d.i. innerhalb der Ummauerung des „Pulverturmes“ in der Höttingerau über Veranlassung des italienischen 6. Divisionskommandos in Innsbruck die Sprengung von etwa 2 500 Stück Handgranaten und anderer Geschosse. Da die Vornahme der Sprengungen bzw. Entladungen mehrere Tage Inanspruchnahme nehmen dürfte, wird die Bevölkerung trotz der getroffenen Vorsichtsmaßregeln darauf aufmerksam gemacht, daß der Aufenthalt in der Nähe des Tiergartens unter Umständen gefährlich sein könnte, weshalb es geboten erscheint, auch die nächste Umgebung desselben zu meiden. Der Tag der Beendigung der in Rede stehenden Operation wird zur Zeit bekannt gegeben werden.
6. Oktober 1919
Grüße aus der Gefangenschaft auf der Kakaokiste. Bekanntlich werden viele Kinder von der amerikanischen Hilfsaktion ausgespeist. Auf einer Kakaokiste, die in der Sillschule eintraf, stand nun: „Guten Appetit und beste Grüße aus amerikanischer Gefangenschaft senden K. Wenzel, Chemnitz, Sachsen, und Richard Wagner.“

7. Oktober 1919
Französische Besatzung Nordtirols? Aus Paris verlautet, daß in militärischen und politischen Kreisen Frankreichs große Unzufriedenheit mit den Grundsätzen herrsche, nach denen die Italiener die Besetzung Nordtirols ausüben. Gegen den Protest der Vertreter Italiens soll daher von Frankreich beantragt worden sein, die italienische Besatzung Nordtirols ganz oder teilweise abzulösen und durch 2000 Mann Franzosen zu ersetzen.
9. Oktober 1919
Stadttheater Innsbruck. Heute Donnerstag gelangt die erfolgreiche Operette „Eva“ (Das Fabriksmädchen) von Franz Lehar zur Uraufführung. Die Titelrolle singt Fräulein Annie Starnberg, die übrige Besetzung ist die gleiche wie bei der Erstaufführung. Am Freitag wird bei halben Preisen Franz Grillparzers Trauerspiel „Des Meeres und der Liebe Wellen“ gegeben. Samstag geht die phantastische Oper „Hoffmanns Erzählungen“ in Szene. Am Sonntag wird die Operettenneuheit „Schwarzwaldmädel“ gegeben. Am Nachmittag wird bei Abendpreisen die erfolgreiche Operette „Eva“ aufgeführt.
15. Oktober 1919
Fußballwettspiel. Wie bereits bekannt, spielt heute Mittwoch um 4 Uhr nachmittags auf dem Militärsportplatze die kombinierte Militärmannschaft von Innsbruck gegen die I A-Mannschaft des Fußballklub „Wacker“. Die Militärmannschaft tritt in folgender Aufstellung zu diesem Wettspiel an, welches gewissermaßen eine Probe für das am 25. Oktober stattfindende Wettspiel gegen die Wiener Mannschaft sein soll: Tor: Fritz; Verteidigung: Marx, Diesenbacher; Deckung: Ritsch, Weber, Leitner; Angriff: Pfister, Mattei, Wolchowe, Zini, Sailer. Ersatz: Böd, Winkler.

20. Oktober 1919
Ein oder zwei nett möblierte Zimmer. Ein oder zwei nett möblierte Zimmer, wenn möglich mit Klavier, Innsbruck oder nähere Umgebung für zwei junge Männer aus bester Familie eventuell mit Verpflegung gesucht. Offerte unter „Rasch 2988“ an die Verwaltung.
25. Oktober 1919
Tiroler, Freunde Tirols! An Euch Alle ergeht der Ruf: „Erscheint in Massen zu unserer ersten öffentlichen Werbeversammlung am Sonntag, den 26. Oktober 1919 um halb 11 vormittags im Hofe der Burg zu Innsbruck (bei schlechtem Wetter im großen Stadtsaal).“ Wer ein Herz hat für die Not des deutschen und ladinischen Volkstums jenseits des Brenners, wer helfen will zu seiner Stützung und Erhaltung, der höre von unserm Bund und seinen Zielen, der wirke durch seine Teilnahme mit, daß die Versammlung zu einer großen Kundgebung für unsere von uns gerissenen Brüder werde. Tretet in unsere Reihen und geht mit uns, nie wankend und nie zagend, dem einzigen leuchtenden Ziel entgegen, der Rettung Südtirols! Berufene Sprecher werden das Wort zu unserer Sache ergreifen. Innsbrucker Sänger werden vaterländische Chorgesänge vortragen. Der Bundesvorstand des „Andreas Hofer-Bundes für Tirol“.
27. Oktober 1919
Salzstangeln! Der Bademeister Paul Reindl in der Kirschentalgasse wurde, wie die „T. BH“ meldet, angezeigt, weil er Salzstangeln erzeugt hat. Bei der Revision seines Betriebes wurde dies auch tatsächlich festgestellt und überdies auch, daß er für Private Mehl zum Verbacken übernahm. Die Strafamtshandlung wurde eingeleitet.