
Zukunftsfit von A nach B: Wer nützt welche Öffis?
Wir bewegen die Stadt – lautet der Slogan der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB) – und genau das tun sie. So bewegten die IVB auch in diesem Jahr zahlreiche Fahrgäste durch Innsbruck: Fast 40 Prozent aller Menschen ab sechs Jahre nutzen mit Stand Juni 2022 ein IVB-Zeitticket für die öffentlichen Verkehrsmittel, davon 62,1 Prozent der sechs bis 19-Jährigen. In den Bevölkerungsgruppen der 20 bis 59-Jährigen sind es 24 Prozent, ab 60 Jahre 37,6 Prozent und unter Studierenden 33,4 Prozent, die ein IVB-Zeitticket in Anspruch nehmen. Verschiedene Bevölkerungsgruppen nutzen öffentliche Verkehrsmittel in verschiedenem Ausmaß. Doch welche Rolle spielt dabei das Geschlecht?
Frauen fahren Öffis, Männer Auto
Sowohl die große Mobilitätsstudie des Landes Tirol als auch Statistiken der Stadt Wien belegen, dass Frauen häufiger öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Auch Wege zu Fuß und mit dem Fahrrad legt die durchschnittliche Frau weit häufiger zurück als der durchschnittliche Mann. Männer bevorzugen im Vergleich eher die Fortbewegung per Pkw.
Dass Frauen und Männer die Verkehrsmittel unterschiedlich nutzen, das hat reale Auswirkungen: So wurde in der Stadtplanung vergangener Jahrzehnte oft nur das Verkehrsmittel „Auto“ – und damit hauptsächlich männliche Verkehrsnutzung – in den Vordergrund gestellt. Städte, die nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut werden mussten, planten vor allem Städte für AutofahrerInnen beziehungsweise: für Autofahrer. Auch heute noch sind viele Städte für Autos und damit vor allem für Männer gebaut. Erst in den vergangenen Jahren wurden neue, weniger auf Pkw fokussierte Ansätze in der Stadtplanung ausprobiert. Der Bau neuer Radwege wie der Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln zeugt von einem sich wandelnden Stadtbild – das auch Verkehrsmittel, die häufiger von Frauen genutzt werden, berücksichtigt.
Wege zurücklegen
Doch Männer und Frauen unterscheiden sich nicht nur in der durchschnittlichen Art, wie sie Wege zurücklegen, sondern auch, wieso diese Wege zurückgelegt werden. Frauen sind im Patriarchat deutlich häufiger mit (unbezahlter) Care-Arbeit beschäftigt, sind öfter für Erledigungen des täglichen Lebens (Einkauf, Hol- und Bringdienste, Behördengänge) zuständig, während Männer häufiger rein arbeitsbezogene Wege zurücklegen.
Zeitgenössische Verkehrskonzepte, die nicht nur ökologische Aspekte wie die Klimafreundlichkeit der unterschiedlichen Verkehrsmittel betrachten, sondern auch das Geschlecht sowie generelle Verschiedenheiten in den Bedürfnissen aller VerkehrsteilnehmerInnen in den Fokus rücken, haben in Innsbruck längst Einzug gehalten. Erfolgreiche Projekte wie das (von 3. bis 5. November für eine Stunde pro Fahrt kostenlose) Stadtrad der IVB zeigen, dass es möglich ist, zukunftsfähige, klimafreundliche Verkehrsmittel niederschwellig zugänglich anzubieten.
„Ein erhöhter Fokus auf die Wege, die von Frauen zurückgelegt werden, ist wichtig für eine Stadt, in der alle gut und gerne leben können. Die Art, wie wir gemeinsam Mobilität nutzen, muss nicht nur klimafreundlich sein, sondern auch im Hinblick auf die Bedürfnisse aller Menschen jeden Geschlechts angepasst und bewusst weiterentwickelt werden.“ (Stadträtin Uschi Schwarzl)
Zukunftsfähige Verkehrsplanung
Auch die von den IVB stetig betriebene Modernisierung und der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes soll die Wege aller Menschen berücksichtigen und erleichtern. Teil davon ist auch die Umsetzung inklusiver Maßnahmen, die beispielsweise die Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigungen oder ohne deutsche Sprachkenntnisse bedienen. Davon zeugen barrierefreie Zustiegsmöglichkeiten sowie mehrsprachige Ansagen in allen IVB-Fahrzeugen. Auch Fahrradstreifen, die breit genug sind, um einen Überholvorgang zwischen zwei Fahrradfahrenden unterschiedlichen Tempos zu ermöglichen, sind Beispiele für eine umfassend bedürfnisorientierte Verkehrspolitik – ebenso die Lastenstadträder der IVB. Mit Verkehrsmitteln, die zu Zeiten fahren, zu denen nur eine Minderheit an Menschen arbeiten muss, zum Beispiel die Nightliner, rundet die IVB ihr umfassendes Angebot ab.
Jeder Tag bietet viele Wege, die zurückzulegen sind. Eine zukunftsfähige Verkehrs- und Stadtplanung muss die Bedürfnisse aller VerkehrsteilnehmerInnen berücksichtigen, um diese Wege erleichtern, ergänzen und so klimafreundlich wie möglich gestalten zu können. Das Fahrrad als umweltfreundlichstes Verkehrsmittel für längere Strecken in der Stadt ist im Sommer bereits jetzt die meistgenutzte Mobilitätsform: Die Stadt Innsbruck setzt mit dem Ausbau von Radinfrastruktur und Radwegen darauf, dass auch im Winter bald viele Frauen und Männer mehr, klimaschonend und gesundheitsfördernd in die Arbeit, auf die Uni oder zum Einkaufen radeln. FB