
Neue Stadtansichten
Innsbruck ist als alpin-urbane Stadt in den Alpen über die Grenzen Tirols hinaus bekannt. Sinnbildlich dafür steht die Sichtachse von der Maria-Theresien-Straße bis in die Altstadt und auf die Berge. Der historische Kern der Stadt rund um das Goldene Dachl ist und bleibt ein Juwel. Auch die Sehenswürdigkeiten neueren Datums wie die Stationen der Hungerburgbahn, der markante Sprungturm am Bergisel oder auch das Haus der Musik Innsbruck prägen mittlerweile den Charakter der Landeshauptstadt. Aber es gibt noch viel mehr Schönes von städtebaulicher Qualität zu entdecken, wenn man mit offenen Augen durch die Straßen geht.
Wozu Stadtplanung?
Wie in jeder Stadt gibt es auch in Innsbruck eine Instanz, die auf das große Ganze beim Planen und Bauen schaut: die Innsbrucker Stadtplanung und -entwicklung. Neben dem Festschreiben von Entwicklungszielen im ÖROKO (Örtliches Raumordnungskonzept) werden Studien zu Themen des modernen Städtebaus erarbeitet. Damit gelingt es, einzelne Aspekte im Detail zu betrachten. Wesentlich ist auch die laufende Aktualisierung von Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen (Details dazu auf Seite 40).
Darüber hinaus wird in Innsbruck das Thema Baukultur seit Jahrzehnten besonders hochgehalten. Der Sachverständigenrat für Stadt- und Ortsbildschutz und der Innsbrucker Gestaltungsbeirat diskutieren das Thema regelmäßig anhand konkreter Projekte. Besonders stolz ist die Landeshauptstadt auf die jahrzehntelange Wettbewerbskultur, die sich bereits in den 1990er-Jahren etabliert hat. Die Liste der dokumentierten Wettbewerbe reicht sogar in das Jahr 1985 zurück.
„Die Identität einer Stadt lässt sich an vielem bemessen. Am offensichtlichsten ist vielleicht, wie sich die Stadt auf den ersten Blick anfühlt. Es sind vor allem die Gebäude, die im Zusammenspiel mit dem öffentlichen Raum und dem Naturraum ein Bild erzeugen, das urbanes Lebensgefühl ausdrückt. Eine behutsame Planung und das Zusammenspiel aller Bereiche sind deshalb sehr wichtig“, betont Bürgermeister Georg Willi.
Innsbrucks oberster Stadtplaner DI Dr. Wolfgang Andexlinger beschreibt das Spannungsfeld, in dem sich die Stadtplanung tagtäglich befindet, so: „Die Stadtplanung setzt auf Dialog. Dabei steht das Abwägen von Positionen immer im Vordergrund. Beim Thema Baukultur geht es um das große Ganze, das im Zuge von Neu- und Umbauten mitbedacht wird und wesentlich zur Lebensqualität einer Stadt beiträgt.“
„Architektur erfüllt keinen Selbstzweck. Die gelungene Planung und Bebauung von Stadtraum ist im besten Sinne ein echter Mehrwert. Durch die Vorgaben der Stadtplanung ist gewährleistet, dass sich Innsbruck qualitativ weiterentwickelt.“ (Bürgermeister Georg Willi)
Mehr als schöner Schein
Immer wieder ist es schön, sich auf eine Entdeckungstour durch die eigene Stadt zu machen. Ein etwas anderer Stadtspaziergang führt zu einem historischen Gebäude, einem besonderen Wohnbau und einem geschichtsträchtigen, aber innovativen Bildungsbau.
Historisch, aber neu
Ein besonderes, historisches Gebäude befindet sich in der Conradstraße 6 im Saggen. Vor Kurzem wurde die Fassade des Jugendstilhauses im Einvernehmen mit dem SOG-Beirat und nach den Kriterien des Denkmalschutzes erneuert. Zudem wurde der Bestandsdachboden ausgebaut.
Anders Wohnen
Das Konzept des Mehrgenerationenwohnens wurde in Innsbruck im „Haus im Leben“ 1 + 2, am Fürstenweg/Amberggasse/Daneygasse umgesetzt. Seit 2020 stehen dort 43 wohnbaugeförderte Wohnungen zur Verfügung. Die Erdgeschoßzone bietet den BewohnerInnen eine Vielfalt an Angeboten im direkten Wohnumfeld. Vom Friseur bis zum Zahnarzt, von der Kinderkrippe bis zum Stadtteiltreff ist vieles direkt vor Ort. Für die Innsbrucker Stadtplanung war die Projektbegleitung besonders spannend, da vielfältige Themen von den öffentlichen Sockelzonen, dem Vorplatz und dem Grünanlagenkonzept mit einem alternativen Wohnkonzept in Einklang zu bringen waren (vgl. Bild 2).

Innovativer Campus
Der Schulcampus Wilten in der Leopoldstraße 15 wurde generalsaniert und der Dachboden ausgebaut. Darüber hinaus wurde das Gebäude mit einem innovativen Energiekonzept ausgestattet. Dies alles ist bei historischer Bausubstanz nicht ganz so einfach. Gemeinsam ist es der Innsbrucker Stadtplanung, der Innsbrucker Immobiliengesellschaft und dem Denkmalschutz gelungen, das historische Gebäude in eine moderne Lehr- und Lernumgebung der Zukunft umzuwandeln. MF
