
Wenn fremde Pflanzen heimische verdrängen
Die zunehmende Ausbreitung von Neophyten beeinträchtigt nicht nur das Ökosystem, sondern hat auch Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, wie etwa als Auslöser von Allergien, Verbrennungen und Vergiftungen. Neophyten verursachen zudem große wirtschaftliche Schäden, zum Beispiel an Gebäuden und landwirtschaftlichen Kulturen. In Tirol sind mittlerweile rund 600 Neophyten dokumentiert, diese stehen etwa 1.800 heimischen Pflanzenarten gegenüber.
„Die massive Ausbreitung von Neophyten hat negative Auswirkungen auf die Diversität der heimischen Pflanzen und Tierwelt, aber auch auf die Gesundheit von Menschen. Prävention durch Information ist eine der wichtigsten und kostengünstigsten Formen der Bekämpfung von Neophyten.“ Vizebürgermeister Johannes Anzengruber |
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Für Tirol sind derzeit 14 gebietsfremde Arten als problematisch eingestuft. Diese werden als „invasive Neophyten“ bezeichnet. Die meisten dieser Neophyten bereiten keine weiteren Probleme, auch wenn sie sich in der Natur ausbreiten. Invasive Arten breiten sich unkontrolliert aus und können heimische Pflanzengesellschaften verändern und die daran angepasste heimische Tier- und Pflanzenwelt verdrängen. Sechs Neophyten, die in Tirol besondere Bedeutung haben, werden hier beschrieben:

Beifußblättriges Traubenkraut (Ragweed)
Ambrosia artemisiifolia
Auswirkung: hohes Gesundheitsrisiko, Pollenallergie (allergisches Asthma), Kontaktallergie, Ackerunkraut, Ertragseinbußen in der Landwirtschaft
Bekämpfung & Entsorgung: Blütezeit von August bis Oktober, Lebensdauer der Samen im Boden bis zu 40 Jahre, bei kleinen Mengen vor der Blüte Pflanzen mit der Wurzel ausreißen und im Hauskompost oder in der Biotonne entsorgen, ab Blütezeit gut verpackt mit dem Restmüll entsorgen, nicht mit dem Biomüll – nicht kompostieren, Achtung beim Hantieren mit Bodenmaterial – Samenverschleppung!

Südafrikanisches (Schmalblättriges) Greiskraut
Senecio inaequidens
Auswirkung: Pflanze enthält leberschädigende Inhaltsstoffe (Pyrrolizidin-Alkaloide), betroffen sind Weidetiere sowie Menschen und Bienen
Bekämpfung & Entsorgung: Pflanze blüht von Mai bis November, in milden Wintern auch ganzjährig, muss idealerweise vor der Fruchtbildung mit den Wurzeln ausgerissen werden, kann bei kleinen Mengen im Hauskompost oder Biotonne entsorgt werden, ab Blütezeit gut verpackt mit dem Restmüll entsorgen, nicht mit dem Biomüll – nicht kompostieren.

Drüsiges Springkraut
Impatiens glandulifera
Auswirkung: Verdrängung heimischer Arten, Veränderung der Vegetationsentwicklung, Behinderung der Naturverjüngung, potentielle Erhöhung von Erosionsrisiken
Bekämpfung & Entsorgung: blüht von Ende Juni bis November, einzelne Pflanzen und kleine Bestände kurz vor der Blüte ausreißen, bei Massenbeständen alternativ Mahd, nach Bekämpfung mehrjährige Nachkontrolle sicherstellen, vor der Fruchtreife abgeschnittenes oder ausgerissenes Material im Hauskompost oder der Biotonne entsorgen, nach der Fruchtbildung gut verpackt mit dem Restmüll entsorgen.

Kanadische- und Riesen-Goldrute
Solidago canadensis, S. gigantea
Auswirkung: Verdrängung pflanzlicher und tierischer Artenvielfalt, sehr effizienter Besiedler von Brachland, Veränderung der Vegetationsentwicklung, Behinderung der Naturverjüngung, Wertminderung landwirtschaftlicher Flächen
Bekämpfung & Entsorgung: blühen von Juli bis Oktober, Ausreißen als effiziente Maßnahme, dabei möglichst alle Rhizome (unterirdische Erdspross) entfernen, bei Massenbeständen alternativ Mahd zweimal im Jahr (im Mai und vor der Blüte), oberirdisches Pflanzenmaterial ohne Blüten im Hauskompost oder Biomüll entsorgen, ab Blühbeginn und Rhizome in den Restmüll.

Gemeiner Sommerflieder, Schmetterlingsstrauch
Buddleja davidii
Auswirkung: Verdrängung heimischer Arten, insbesondere lichtliebender Pionierarten, Gefahr der Instabilität bei Gebäuden
Bekämpfung & Entsorgung: die Blütezeit reicht von Juli bis Oktober (November), bei Pflanzen in Gärten den Blütenstand unmittelbar nach der Blüte und vor der Fruchtbildung abschneiden, um die Samenbildung zu verhindern, Jungpflanzen und Sämlinge ausreißen, Ausgraben der Pflanze mit dem gesamten Wurzelsystem, nicht blühende Pflanzen in den Hauskompost oder Biomüll entsorgen, fruchtende Pflanzen sehr gut verpackt in den Restmüll.

Japan-, Sachalin-, Bastard-Staudenknöterich
Fallopia japonica, Fallopia sachalinensis, Fallopia x bohemica
Auswirkung: Verdrängung heimischer Konkurrenzpflanzen, Schäden an Gebäuden oder Uferbefestigungen, Staudenknöterich-Sippen weisen unter den in Tirol vorkommenden Neophyten den größten Verdrängungseffekt auf
Bekämpfung & Entsorgung: Blütezeit Ende Juli bis September, die drei Staudenknöterich-Sippen weisen eine enorme Regenerationskraft auf, großflächige und etablierte Bestände sind nur sehr aufwändig kontrollierbar und oft nicht mehr vollständig zu entfernen, das Ausgraben stellt die effizienteste Methode dar, alternativ Mahd zur Schwächung der Population, beginnend bei einer Wuchshöhe von 40 bis 60 Zentimetern und sechs bis acht Mal pro Jahr, im besten Fall einige Jahre, Material mit unterirdischen Pflanzenteilen nur über Restmüll entsorgen, nicht kompostieren oder im Biomüll entsorgen. MF
Referatsleiter Ing. Albuin Neuner
Trientlgasse 13
Tel.: +43 512 5360 7184
E-Mail: post.wald.natur@innsbruck.gv.at
Ass.-Prof. Mag. Dr. Konrad Pagitz
Institut für Botanik (Neophytenzentrum Tirol)
Universität Innsbruck
Tel.: +43 512 507 5959
E-Mail: konrad.pagitz@uibk.ac.at oder neophyten@uibk.ac.at
www.uibk.ac.at/botany/neophyten-tirol/
Handbuch Land Tirol: Strategie für Tirol im Umgang mit gebietsfremden Pflanzenarten (Neophyten)
www.tirol.gv.at/fileadmin/themen/umwelt/naturschutz/Neophyten_Broschuere.pdf
Übersicht: Problematische Arten
www.uibk.ac.at/botany/neophyten-tirol/problematische_arten/