Die Kranebitter Innauen beheimaten 92 seltene Brutvogelarten und stehen daher unter besonderem Schutz.
Die Kranebitter Innauen beheimaten 92 seltene Brutvogelarten und stehen daher unter besonderem Schutz.

Naturjuwel Inn

Der Inn ist nicht nur Namensgeber von Innsbruck. Mehr als 23 Kilometer Uferbereiche schützen vor Hochwasser, bieten ausreichend Naherholungsräume quer durch das Stadtgebiet und weisen eine einzigartige Fauna und Flora auf.

Nicht nur der Mensch hat es sich im Inntal rund um den Fluss gemütlich gemacht, auch der Biber ist – knapp 200 Jahre nach seiner Ausrottung zurückgekehrt. Davon  zeugen einige Spuren im Stadtgebiet von Innsbruck. 

Fleißiger Landschaftsgestalter

2010 stieß man im Bereich der Mühlauer Brücke auf die ersten Biberspuren. Ein entdeckt werden. Im Zuge des Neubaus des Altersheimes übersiedelte diese  Biberfamilie auf das gegenüberliegende Ufer in der Reichenau. Mittlerweile gibt es in Innsbruck vermutlich vier Biberfamilien, wovon zwei am Inn zu finden sind. Der  Biber bevorzugt vegetarische Ernährung. Im Sommer frisst er fast alles, was grün ist, im Winter sind Baumrinden oft die einzige Nahrung. Damit ergeben sich auch  Konflikte zwischen Mensch und Biber: Durch das Anknabbern der Bäume entsteht die Gefahr, dass diese umstürzen. Die MitarbeiterInnen des Amtes für Grünanlagen  untersuchen daher laufend die Beschaffenheit der Bäume in den Revieren des Bibers und fällen stark angeknabberte Stämme. Wenn möglich, lassen sie im Anschluss  den Baum oder zumindest einen Teil der Äste als Futter liegen. Außerdem wurde in den vergangenen Jahren ein Großteil der Bäume mit sogenannten Drahthosen  gegen Biberverbiss geschützt. Sichtbar werden die Biberpopulationen meist durch die rege Dammbautätigkeit. Das korpulente Nagetier bevorzugt zum Schwimmen  eine gewisse Wassertiefe und einen konstanten Wasserspiegel, weshalb er das Wasser mithilfe eines Dammes staut.

„Der Inn ist nicht nur ein Naturjuwel, sondern auch als Bezugspunkt in der Freizeitgestaltung der Innsbruckerinnen und Innsbrucker von enormer Bedeutung. Die Stadt Innsbruck legt viel Wert darauf, dieses Juwel inmitten der alpin-urbanen Charakteristik der Landeshauptstadt bestmöglich zu erhalten.“

Vizebürgermeister Johannes Anzengruber

Vizebürgermeister Johannes Anzengruber

Vielfältige Innauen

in weiterer besonderer Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten sind die Kranebitter Innauen. Das 16,3 Hektar große Gebiet entlang des nördlichen  Innufers vom Kranebitter Bach bis zur Gemeindegrenze von Innsbruck bietet ein Zuhause für 92 seltene Brutvogelarten. Seit 2005 sind die Innauen als Sonderschutzgebiet ausgewiesen. Sie dienen auch als wichtiger Rastplatz für viele Zugvögel. Sowohl im regionalen als auch im überregionalen Kontext gelten die  Kranebitter Innauen daher als besonders artenreich. Zum Schutz dieser Arten herrscht jährlich von 1. Februar bis 1. Juli ein Betretungsverbot in einem Teil des Schutzgebiets. Aufgrund der Eintiefung des Inns kam es zu einem geänderten Wasserhaushalt und einem Rückgang periodischer Überschwemmungen. Durch  diesen Rückgang veränderte sich auch die Auenlandschaft. Waren die Kranebitter Innauen früher noch von Sand- und Schotterbänken sowie Weidengebüsch  gekennzeichnet, überwiegt nun ein dichter Auenwald mit Harthölzern wie Kiefern, Fichten oder hochstämmigen Weiden. Auch Neophyten, also ursprünglich hier  nicht verbreitete Pflanzen, machen der Flora in den Kranebitter Innauen zu schaffen. Drüsiges Springkraut und Gemeiner Sommerflieder werden daher regelmäßig  von Freiwilligen und städtischen MitarbeiterInnen entfernt.

Die Äsche – der Fisch des Jahres 2021 – befindet sich nur noch selten unter den Fängen der Fischerinnen und Fischer. Daher werden regelmäßig Besatzäschen (Zuchtfische) im Inn ausgesetzt.
Die Äsche – der Fisch des Jahres 2021 – befindet sich nur noch selten unter den Fängen der Fischerinnen und Fischer. Daher werden regelmäßig Besatzäschen (Zuchtfische) im Inn ausgesetzt.

Bedrohte Fischarten

Seit nunmehr 145 Jahren besitzt die Fischerei-Gesellschaft Innsbruck einen Pachtvertrag über das Innrevier der Stadt. Ziel dieser Gesellschaft ist es, schädliche Einflüsse von den Gewässern fernzuhalten und den Fischbestand zu sichern. Die Fischfauna des Inns ist heute aber zunehmend bedroht. Waren in den späten 1980er-Jahren noch an die 28 Fischarten im Inn beheimatet, sind es aktuell nur mehr vier – die Bachforelle, Regenbogenforelle und vereinzelt die Äsche und Groppe. Grund dafür sind die Verbauungsmaßnahmen in der Vergangenheit, schmutzige Abwässer, die in den Inn geleitet werden, und staubedingte Veränderungen des  Wasserpegels. Eine weitere Bedrohung für die im Inn vorhandene Fischfauna stellt das in den vergangenen Jahren vermehrte Auftreten fischfressender Vögel dar. Die  Fischerei-Gesellschaft Innsbruck setzt daher auf umfangreiche Besatzmaßnahmen, also das gezielte Aussetzen bestimmter Mengen an gezüchteten Fischen.  Mittlerweile sind die durch Besatzmaßnahmen in die Gewässer gegebenen Fische für rund 75 Prozent des Fischbestandes in Tirol verantwortlich. Einzig die  Regenbogenforelle schafft es von sich aus, ihren Bestand zu vermehren und somit die Fischerei in Innsbruck am Leben zu erhalten. Das ist insofern beeindruckend, da diese Forellenart in Tirol erst seit rund 200 Jahren beheimatet ist. Das Aussetzen der Zuchtfische kann jedoch nur eine Übergangslösung sein. Langfristig ist die  fischökologische Situation am Inn nur durch tiefgreifende flussbauliche und wasserwirtschaftliche Maßnahmen zu verbessern. Die Nebengewässer spielen dabei eine  entscheidende Rolle. Um die Vielfalt im und um das Wasser zu erhalten, braucht es wieder funktionsfähige Laich- und Aufwuchsplätze.

 

Kühles Auffangbecken

Das wichtigste und größte der Nebengewässer ist die Sill. Doch auch kleine Bäche wie der Sulzenbach, Höttinger Bach oder Mühlauer Klammbach können im Frühjahr  große Mengen an Schmelzwasser befördern. Der Inn dient dabei als natürliches Auffangbecken. Darüber hinaus sorgt er für die nötige Abkühlung in den heißen  Sommermonaten. An den Naherholungsflächen in Ufernähe weht eine angenehme Brise und lädt die Bevölkerung der Landeshauptstadt zum Verweilen ein. Der Inn –  ein Juwel, das es zu erhalten gilt. JD