Der Naturraum auf der Nordkette: Die Lawinenkommission bewertet bereits ab dem ersten ergiebigen Schneefall täglich die Lawinen­situation auf der Innsbrucker Nordkette.
Der Naturraum auf der Nordkette: Die Lawinenkommission bewertet bereits ab dem ersten ergiebigen Schneefall täglich die Lawinen­situation auf der Innsbrucker Nordkette.

Aktuelle Lawinensperren online

Innsbruck ist die einzige Großstadt in den Ostalpen, die durch Lawinen gefährdet ist. Auch in der Landeshauptstadt beurteilt die Lawinenkommission bereits täglich die Lawinensituation auf der Innsbrucker Nordkette. Die Ergebnisse finden BürgerInnen auf www.innsbruck.gv.at.

Der Startschuss für die Arbeit der Lawinenkommission fällt jährlich mit der konstituierenden Sitzung Anfang Oktober. Ab diesem Zeitpunkt wird die Schneelage auf der Nordkette bis ca. April des darauffolgenden Jahres täglich bewertet und bei Bedarf entsprechende Empfehlungen (für Wegsperren usw.) ausgegeben.

Gefahr der weißen Pracht

Die letzte Großkatastrophe ereignete sich im Jahre 1935, als die Arzler Alm-Lawine bis zum Ortszentrum von Mühlau vorgedrungen ist. Vielen ist auch jene vom Jänner 2019 noch in lebhafter Erinnerung. Damals gab es ausschließlich Schäden im Gelände, Personen wurden nicht verletzt. Gerade vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, immer wieder zu sensibilisieren. Bereits kleine Schneebretter können zur Lebensgefahr werden. Auch bei Sprengungen sollte die Bevölkerung vorsichtig sein und etwaige Sperren akzeptieren: Die Schilder werden nie grundlos eingesetzt oder gar vergessen.

Ausgangslage

In der Landeshauptstadt ist die Lawinen-Kommission für die Nordkette zuständig. Die Gebiete auf der südlichen Seite wie beispielsweise der Patscherkofel fallen nicht in den Zuständigkeitsbereich der Stadt Innsbruck. Für das Siedlungsgebiet sind die Mühlauer Klamm-, Arzler Alm-, Höttinger Graben- sowie die Allerheiligenhof-Lawine relevant.

Arbeit für die Sicherheit

Die städtische Lawinenkommission umfasst insgesamt zehn Mitglieder, von denen zumindest drei an den täglichen Beratungen und Beurteilungen teilnehmen müssen. Sie setzt sich aus MitarbeiterInnen des Amtes Wald und Natur, der Nordkettenbahnen und externen, ortskundigen Personen zusammen. Für eine Beschlussfassung werden die Messdaten von Hafelekar und Seegrube, der Lagebericht des Lawinenwarndienstes, der Wetterbericht und sonstige meteorologische Daten sowie die eigenen Wahrnehmungen der Kommission berücksichtigt.
„Droht Lawinengefahr für Teile des bewohnten Stadtgebietes, so wird unverzüglich das Amt für Allgemeine Sicherheit und Veranstaltungen verständigt. Auch die Feuerwehr Innsbruck hat einen Lawineneinsatzzug, der im Falle einer Schneekatastrophe in enger Kooperation mit der Bergrettung tätig werden kann“, so Vizebürgermeister Ing. Mag. Johannes Anzengruber, BSc. Die städtischen Ämter werden auf Basis der Empfehlungen der Lawinenkommission tätig. Die MitarbeiterInnen des Amtes Wald und Natur betreuen ein Netz von Hinweistafeln auf der Nordkette, die im Falle einer Sperre durch die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr oder der Mobilen Überwachungsgruppe (MÜG) aktiviert werden. „Hier greift ein Rad ins andere. Vom Einrichten einer Wegsperre bis zur Kommunikation geht alles immer sehr schnell und unmittelbar, sodass die Sicherheit der Bevölkerung zu jeder Zeit gewährleistet ist“, berichtet Mag. Klaus Feistmantl, Leiter des Amtes für Allgemeine Sicherheit und Veranstaltungen.

„Die letzte Großkatastrophe ereignete sich im Jahre 1935, als die Arzler Alm-Lawine bis ins zum Ortszentrum von Mühlau vorgedrungen ist. Immer noch ist die Staublawine vom Jänner 2019 in unserer Erinnerung präsent. Bereits kleine Schneebretter können zur Lebensgefahr werden, deshalb sollten Sperren jedenfalls akzeptiert werden.“

Vizebürgermeister Johannes Anzengruber

Vizebürgermeister Johannes Anzengruber

Digital ‚up to date‘

Wie bisher werden die aktuellen Weg- und Lawinensperren auf der städtischen Website unter www.innsbruck.gv.at/weg-lawinensperren veröffentlicht und laufend aktualisiert. Da die neue städtische Website unter dem Motto „Mobile first“ gestaltet wurde, gelangt man auch via Handy unmittelbar zur Information.
InnsbruckerInnen bzw. FreitzeitsportlerInnen können sich auch über die App „Innsbruck gemeinsam“ unter dem Unterpunkt Nordkette Lawine Microtraining informieren. Die Lern-App zum Thema Verhalten im Naturraum ist zudem direkt mit der „Lawine Tirol App“ – der offiziellen App des Lawinenwarndienstes Tirol, verlinkt und verbindet damit Bewusstseinsbildung mit konkreten Lageeinschätzungen.

Lawinentafeln werden digital

Mit einem neuen Projekt soll die Information noch direkter übermittelt werden können. Der Schlüssel dazu sind digital eingespeiste Informationen. Im Rahmen des Projektes „LORIKO – Lokale Risikokommunikation“ werden derzeit die bestehenden Lawinen-Gefahrenschilder mit zukunftsweisenden Kommunikationstechnologien ausgestattet. Projektpartner der Stadt Innsbruck sind das Land Tirol, die Lo.La Peak Solutions GmbH und das Technologieunternehmen Kapsch Businesscom. Ziel ist es, mit Hilfe von „LoRa“ (Long Range Network) Warnhinweise künftig ressourcenschonend und zuverlässig in Echtzeit zu aktivieren. Aktuell wird die bestehende Beschilderung mit digitalen Komponenten ergänzt und als Pilotprojekt getestet. Gemeinsam mit dem Land Tirol werden die Ergebnisse nach dem Winter evaluiert und eine Weiterentwicklung angestrebt. KR