
Internationales Festival des Journalismus
Beim dreitägigen Festival werden mehr als 100 Mitwirkende aus 20 Ländern erwartet. Der Eintritt für meisten der fast 50 Veranstaltungen ist frei.
Mit einer Grußbotschaft von Österreichs Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen per Video, Grußworten u. a. vom Rektor der Universität Innsbruck Tilmann Märk und Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi beginnt am 13. Mai das erste internationale Festival des Journalismus und der Information in Innsbruck. Vom 13. bis 15. Mai treffen sich namhafte Journalistinnen und Journalisten mit WissenschaftlerInnen, VertreterInnen von NGOs und anderen Fachleuten aus verschiedenen Regionen Europas und der Welt. Die Stadt wird drei Tage lang ein offenes Gesprächsforum zu international drängenden Fragestellungen und Krisenregionen. Es gibt zahlreiche Diskussionen, Buchvorstellungen, Ausstellungen von Comics und Fotoreportagen, dokumentarische Filme und Audiofeatures.
Das Festival wendet sich an eine interessierte Öffentlichkeit. Der Eintritt für die meisten Veranstaltungen ist frei.
Die Veranstalter setzen zur Eröffnung einen Akzent mit einem Gespräch über den neuen internationalen Schutzschirm für verfolgte Journalistinnen und Journalisten. Reporter ohne Grenzen/ Deutschland, die Augstein Stiftung und die Schöpflin Stiftung haben im März 2022 unterstützt u.a. von der taz Panter Stiftung einen europäischen Fonds für Journalismus im Exil gegründet. Mit Daniela Kraus vom Presseclub Concordia, Wien, diskutieren Christian Mihr (ROG/D), der Journalist Michael Sontheimer und Barbara Junge, taz.
„Wie wichtig unabhängige und verlässliche Information, qualitativ hochwertiger Journalismus und fundierte Debatten für die Entwicklung von Demokratien und unsere tägliche Orientierung sind, zeigt sich angesichts des von Waldimir Putin geführten Angriffskrieges in der Ukraine, der globalen Klimakrise und der Pandemie vor aller Augen“, betonen die Gründer und Leiter des Festivals Benedikt Sauer und Markus Schennach.
Das Festival wird in Partnerschaft mit der Universität Innsbruck und Qualitätsmedien aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien und der Region veranstaltet: u.a. der Austria Presse Agentur, Christ und Welt, Der Standard, Die Zeit, Falter, Internazionale/Rom, Le Monde diplomatique/Berlin, ORF-Radio Ö1, ORF-Tirol, Reportagen/Bern, Süddeutsche Zeitung, taz und taz Panter Stiftung sowie der Tiroler Tageszeitung.
Zu einem Belarus-Schwerpunkt kommen aus dem Exil u.a. die Philosophin Olga Shparaga, die Journalistin Ljubou Kaspjarowitsch, der Politologe Walerij Karbalewitsch und (auf Einladung des Literaturhauses am Inn) die Essayistinnen Yaraslava Ananka und Iryna Herasimovich zum Festival. Das polnische Pilecki-Institut Berlin zeigt die Ausstellung „Es lebe Belarus!“ über die Demokratiebewegung von 2020, erstmals als Wanderausstellung.
Diskutiert wird auch über Menschenrechte und die erneut extrem bedrohliche Situation für Frauen in Afghanistan unter den Taliban mit der Vorsitzenden der Frauenrechte-NGO medica mondiale Monika Hauser, den afghanischen Journalistinnen Farahnaz Forotan und Parwana Rahmani und der langjährigen österreichischen Reporterin aus Krisenregionen Petra Ramsauer.
Über Herausforderungen und Standards von Krisenberichterstattung spricht ORF-Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary im ORF-Landesstudio Tirol.
Die Vertreibung von Menschen aus der Ukraine und die EU-Fluchtpolitik sind Themen einer Debatte mit dem Soziologen Gerald Knaus, Innsbrucks Bischof Hermann Glettler, Laura Leyser von Ärzte ohne Grenzen/A und JournalistInnen aus Rom und Berlin. Einen neuen Akzent durch Russlands Invasion in der Ukraine erhält auch das Gespräch von Dirk Rupnow mit dem Architekten Manuel Herz über dessen Synagoge von Babyn Yar bei Kiew, am Ort des verdrängten NS-Massakers. Es geht zudem um die massiv eingeschränkte Pressefreiheit in der Türkei, u.a. mit den türkischen JournalistInnen Barış Altıntaş und Yavuz Baydar und Christiane Schlötzer (Süddeutsche Zeitung) sowie um den verbleibenden Spielraum für unabhängige Information nach dem erneuten Wahlsieg Viktor Orbans in Ungarn und den Nachbarländern Tschechien und Rumänien. Auch wird ein Blick auf die Medienkonzentrationen in Frankreich mit einem Rückblick auf die Wahl in Frankreich geworfen, u.a. mi Valérie Robert von der Uni Sorbonne Nouvelle, Paris.
Aus Kanada reist der Menschenrechtsanwalt Robert Tibbo an, der als Anwalt des Whistleblowes Edward Snowden selbst ins Visier der Behörden geriet. Tibbo spricht über Whistleblowing mit Standard-Vizechef Rainer Schüller bzw. über die Schikanen für Snowdens Helfer in Hongkong mit dem Standard-Journalisten Steffen Arora.
Mehrfach sind die Klimakrise und Klimaberichterstattung Thema beim Festival, beispielsweise bei einem Gespräch mit dem Klimaforscher Georg Kaser (Akademie der Wissenschaften, Univ. Innsbruck) und der Klimajournalistin Sara Schurmann sowie einer Ausstellung im Innsbrucker Dom mit Bildern des namhaften britischen Fotojournalisten Gideon Mendel, seiner eindrucksvollen Porträtserie „Drowning World“ (Ertrinkende Welt). Es geht auch um den EU-Green-Deal, die Folgen des Klimawandels für Italiens Land- und Weinwirtschaft (in Kooperation mit dem Italien-Zentrum), um die Fahrradtauglichkeit von Städten bei einer Radtour mit niederländischen Mobilitätsexperten und um Herausforderungen und Perspektiven für den alpinen Städtetourismus. Auch ist die Entwicklung von Europaregionen (mit Beteiligung u.a. der Tiroler Tageszeitung) und deren öffentliche Wahrnehmung Gesprächsgegenstand.
Über ihre langjährige investigative Arbeit sprechen die Ibiza-Aufdecker Frederik Obermaier und Bastian Obermayer (für viele Jahre bei der Süddeutschen, nun Der Spiegel). Über „die Glaubwürdigkeit von Blogs, Wikis & Co.“ spricht Leonhard Dobusch mit Claudia Garád von Wikimedia Österreich und Re:publica-Gründer Markus Beckedahl. Die Journalistinnen Ann Esswein und Pascale Müller berichten von ihren Recherchen für Reportagen zu Altenpflegerinnen aus Osteuropa, Olivier van Beemen (NL) über die Expansionsmethoden von Heineken in Afrika. Und über die jüngsten Recherchen zu sexualisierter Gewalt in kirchlichen Einrichtungen diskutiert Süddeutsche-Vizechefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid mit Georg Löwisch (Christ und Welt), der WDR-Mitarbeiterin Christina Zühlke und dem Theologen Hans Zollner/ Univ. Gregoriana, Vatikan.
Servus.Grüezi.Hallo sagen die drei ZEIT-Journalisten Matthias Daum, Florian Gasser und Lenz Jacobsen bei ihrem „transalpinen Podcast“, live, zu einer noch unbekannten Gästin.
Der Ausstellungsparcour des Festivals führt auch in das TAXISPALAIS – Kunsthalle Tirol, wo die beliebten Comics von Le Monde Diplomatique /Deutsche Ausgabe gezeigt werden, für das Journalismusfest kuratiert von Comicredakteurin Karoline Bofinger und Nina Tabassomi.
Geladen wird auch in den Cinematograph zu Dokumentarfilmen und zum „Hörkino“, gemeinsamen Hören von beeindruckenden Radio-Features.
„Wir möchten ein Fenster öffnen für die komplexe Gegenwart, in der wir leben. Und freuen uns auf gut 100 Mitwirkende aus 20 Ländern“, so die Festival-Gründer Benedikt Sauer und Markus Schennach. Der Journalist Benedikt Sauer arbeitet seit langem als Österreich-Berichterstatter für Rai Südtirol, war beim Standard und Kolumnist der Tiroler Tageszeitung, und lehrt an der Universität Innsbruck Medienkommunikation. Markus Schennach war für viele Jahre Geschäftsführer des Freien Radios Innsbruck Freirad und Obmann des Verbandes Freier Rundfunk Österreich (VFRÖ).
Die Veranstaltungsorte des Festivals befinden sich in Innsbrucks Innenstadt, sind zu Fuß oder mit dem Rad gut zu erreichen. Mehrere internationale Organisationen und Vereine aus der Region sind Partner. Die Festival-Zentrale befindet sich im Treibhaus.
Finanziert wird das Festival von Stadt Innsbruck, Land Tirol, Innsbruck Tourismus, Innsbruck Marketing, Universität Innsbruck, Europaregion Tirol–Südtirol–Trentino, Tirol Werbung, taz Panter Stiftung, GPA JournalistInnen, RTR, AK Tirol, ERSTE Stiftung, Alpenkonvention, Israelitische Kultusgemeinde Tirol und Vorarlberg.
Weitere Informationen unter www.journalismusfest.org