
Innsbruck vor 100 Jahren
3. Oktober
Auf der Thaurer Alm beobachtet man gestern abends von Innsbruck aus einen mächtigen Feuerschein, so daß man allgemein glaubte, eine Hütte oder eine Scheune sei dort ein Raub der Flammen geworden. Wie wir aus Hall erfahren, handelt es sich aber um die Ausrodung eines Stückes Waldgrund, der untertags und auch bis in die Nacht hinein ausgebrannt wird.
4. Oktober
Glossen zur Tagesgeschichte. „Alarm in Tirol“: Es gibt in Innsbruck einen Spaßvogel, der sich das Vergnügen macht, das Wiener Sensationsblatt „Die Stunde“ tüchtig aufsitzen zu lassen. Es ist uns schon öfters aufgefallen, daß in diesem Blatte „Spezialberichte aus Innsbruck“ erscheinen, die so ziemlich das dümmste sind, was sich die Berichterstattung leisten kann. Nichts kann aber dumm genug sein, die Wiener Redaktion der „Stunde“ glaubt alles, was ihr von Innsbruck aus über Tirol aufgebunden wird und präsentiert das ihren Lesern in größter Aufmachung. So wußte am 2. Oktober der Innsbrucker Berichterstatter dieser Zeitung von einem „Alarm in Tirol“ zu melden. In dem Berichte heißt es, daß die Vorgänge in Bayern die Tiroler mit größter Besorgnis erfüllen und daß durch eine Mobilisierung der Heimatwehr der Gefahr eines Uebergreifens eines monarchistischen Umsturzes in Bayern auf Tirol vorgebeugt worden sei. Am Montag abends hätte der Kommandant der Tiroler Heimatwehren, Dr. Steidle, einen Probealarm für ganz Tirol angeordnet und „kurz nach Einbruch der Finsternis (!) hatte sich Tirol in ein „bewaffnetes Lager“ verwandelt. Innerhalb einer Stunde sei von Innsbruck bis in das kleinste Tiroler Gebirgsdorf alles auf seinem Posten gestanden. Der Alarm sei also vorzüglich gelungen […].
5. Oktober
Wenn er Weiber sieht, ist er blind. Ein Knecht aus dem Oberinntal hatte einen Ausflug nach Innsbruck unternommen und war in die Gesellschaft eines Ehepaares geraten. Die Gesellschaft zechte in verschiedenen Wirtshäusern herum, bis der Knecht schon ziemlich betrunken war. Am Morgen erschien der Knecht bei der Polizei und erstattete die Anzeige, daß ihm 5 Millionen Kronen von dem Ehepaar gestohlen wurden. Daraufhin wurde das Ehepaar verhaftet. Die weiteren Erhebungen ergaben, daß das Ehepaar unschuldigerweise von dem Knecht verdächtigt wurde, da er die genannte Summe gar nicht bei sich hatte, sondern bei seinem Weggehen von zuhause kaum 500.000 K hatte. Der Knecht, zur Rede gestellt, gestand zu, daß er nur mutwilligerweise die Anzeige erstattet habe, weil er noch nicht ganz nüchtern gewesen sei. Wenn er Frauen sehe, werde er immer ganz blind und da rede er dann allerhand dummes Zeug daher. Der Knecht wird sich nun wegen Verleumdung und Irreführung der Behörden zu verantworten haben.

11. Oktober
Der Münzenfund bei den Erdarbeiten am Westbahnhof. Wie gemeldet, kamen am 2. d. M. mittags bei den Erdgrabarbeiten am Westbahnhof Münzen zum Vorschein. Insgesamt waren es: 42 Silbermünzen, 2 Goldstücke, 17 große Taler aus den Jahren 1767 bis 1792, 8 Stück mittelgroße Taler aus den Jahren 1766 bis 1797 und 6 Stück kleine Taler aus den Jahren 1765 bis 1803. Die Meldung, daß die Münzen von dem Diebstahl in Steinach am Brenner herrührten, trifft nicht zu. Die Münzen sind sehr gut erhalten und dürften erst kürzlich an der Fundstelle vergraben worden sein.
12. Oktober
Freiwillige Feuerwehr Innsbruck. Wir werden um Veröffentlichung folgender Mitteilungen ersucht: Am Samstag den 13. Oktober veranstaltet die Freiwillige Feuerwehr Innsbruck im Großgasthof „Grauer Bär“ einen Familienabend anläßlich der Verleihung der von der Republik gestifteten Ehrenmedaillen für 25- und 40jährige Dienste im Feuerwehr- und Rettungswesen. Gleichzeitig findet die Ueberreichung von Anerkennungsdiplomen der Landeshauptstadt Innsbruck für 10-, 20-, 30- und 40jährige ununterbrochene Dienstzeit statt […].
18. Oktober
Diebstähle. Aus einem Magazin in der Seilergasse 9 wurde einem Eisenhändler aus Wörgl eine neue Milchzentrifugenmaschiene samt Kiste im Gesamtgewicht von 56 Kilogramm, 26 Dollar wert, gestohlen.
19. Oktober
Violinkonzert Friedrich. Am Dienstag den 23. d. M. gibt der Violinvirtuose Wolfram Friedrich im großen Stadtsaale ein Konzert. Der Künstler, in Innsbruck bereits von früheren Konzerten her bestens bekannt, spielt an diesem Abend Werke von Mozart, Lalo, Kreisler, Hubay und Paganini. Die Klavierbegleitung hat wiederum Bruno Hartig übernommen. Kartenvorverkauf in der Musikalienhandlung Johann Groß.
22. Oktober
Verlegung des Alpenvereinsreliefs in den Hofgarten. Da die Geschäftsstelle des Alpenvereins im Handelskammergebäude ihre bisherigen Lokale verlassen muß, ist der Plan aufgetaucht, das bisher dort untergebrachte große Czelechowskische Relief von Tirol im Pavillion des Kammergartens (kleiner Hofgarten) aufzustellen […].