
Innsbruck vor 100 Jahren
6. November
Die Wiener Philharmoniker in Innsbruck. Heute abends um 8 Uhr findet im Stadtsaale das zweite Konzert der Wiener Philharmoniker statt. Die wenigen Sitzplätze-Karten sind im Vorverkauf im Landesreisebureau, Bozner Platz, erhältlich. Stehplatzkarten sind gänzlich ausverkauft. Das Konzert beginnt Punkt 8 Uhr und werden mit Beginn die Saaltüren geschlossen.
7. November
Jahreshauptversammlung des Skiklubs Innsbruck. Um mittwochabends fand im „Grauen Bären“ die diesjährige ordentliche Jahreshauptversammlung des Skiclubs Innsbruck unter dem Vorsitz des Hofrates Dr. Rasim statt. In seinem Tätigkeitsbericht verwies der Vorstand insbesondere auf die sportlichen Leistungen der Klubmitglieder im vergangenen Winter, die insbesondere bei den verschiedenen Sprungkonkurrenzen Ausgezeichnetes leisteten. Professor Janner als Obmann der Jugendriege berichtete über den Jugendskilauf im Winter 1923/24. Der Jugendabteilung des Klubs gehören derzeit 232 Mittelschüler an (Gymnasium, Realschule, Gewerbeschule und Handelsakademie). […]
18. November
Innsbruck die „teuerste Stadt. Die letzten statistischen Erhebungen über die Teuerungsverhältnisse in den einzelnen Städten haben mehrmals ergeben, daß Innsbruck angeblich die teuerste Stadt Österreichs sei. Wie festgestellt werden kann, entspricht dies jedoch nicht den Tatsachen. Abgesehen davon, daß Innsbruck hinsichtlich Fleisch, Brot, Milch und Wohnungsverhältnisse wesentlich billiger ist als Wien, könnten noch eine Reihe von anderen Provinzstädten aufgeführt werden, in denen sich die Lebensmittelverhältnisse tatsächlich teurer als in Innsbruck stellen.
21. November
Wie Südtiroler Studenten in Innsbruck behandelt werden. Ein Innsbrucker Leser schreibt uns: „Man möchte es kaum für möglich halten, daß in unserer Stadt, wo bei jeder Gelegenheit Sympathiekundgebungen für Südtirol stattfinden, folgendes vorkommen kann: Der Aufsichtsrat der Handelsakademie hat beschlossen, ab 1. Dezember das bisherige Schulgeld von monatlich 70.000 K auf 150.000 K für Österreicher zu erhöhen, also eine Erhöhung von zirka 114.3 Prozent. Südtiroler werden als Ausländer behandelt – sie müssen den fünffachen Betrag, also 750.000 K pro Monat zahlen. Heißt das nicht, unterjochte Tiroler, die aus Liebe zu ihrem Heimatlande, zu uns gekommen sind, um in der deutschen Muttersprache ihre Studien zu vollenden, gewaltsam zu zwingen, Innsbruck zu verlassen? Wie viele Südtiroler Studenten, deren Väter zum größten Teile Diener des österreichischen Staates waren, können dies hohe Schulgeld leisten? Was immer für Gründe den Aussichtsrat der Handelsakademie bewogen hat, zu diesem Akt zu schreiten – jeder Tiroler und die Innsbrucker besonders, werden sich sagen, dies hätte vermieden werden müssen! Noch ist der 1. Dezember nicht gekommen. Diese Zeilen mögen dazu beitragen, den Aufsichtsrat der Handelsakademie zu bewegen, die Südtiroler nicht als Ausländer zu betrachten und dadurch zu verhindern, daß die Südtiroler Studenten der Innsbrucker Handelsakademie diese Anstalt verlassen müssen.“

26. November
Schwindeleien en gros. Vor dem Schöffengericht Innsbruck begann gestern eine ursprünglich für mehrere Tage angesetzte Verhandlung gegen den Kaufmann Richard Leitner aus Wien, den Kaufmann Franz Xaver Mitterdorfer aus Schwaz und den Agenten Egon Bramböck aus Innsbruck die des Betruges und der Mitschuld am Betrüge angeklagt sind, wobei es sich um Summen handelt, deren Umsatzhöhe in die Hunderte von Millionen geht. Die jungen Leute — Leitner ist 27, Mitterdorfer 22 und Bramböck 20 Jahre alt — haben sich ein ganz eigenes Betrugssystem zurechtgelegt. Leitner bezog Waren im Werte von fast einer Milliarde auf Kredit und bezahlte sie zum Teil mit ungedeckten Schecks, die er auf ein ganz geringfügiges Konto Mitterdorfers zog, der von diesen Manipulationen wusste und sie unterstützte. Der dritte im Bunde war Bramböck; der trat aber erst auf den Plan, als die den Wiener Kaufleuten herausgelockten Waren nach Innsbruck verschleppt wurden, um hier von Bramböck und Mitterdorfer als Pfand für Darlehen zu dienen. Die Grundlagen für diese „Warenbelehnungen" bildeten von Leitner ausgestellte überfakturierte Rechnungen, durch die die Darlehensgeber über den tatsächlichen Wert der Waren getäuscht wurden. […]

29. November
Die vorgeschichtlichen Gräberfunde in Wilten. In den letzten Jahren wurden wiederholt auf dem Gelände von Wilten westlich der Wiltener Pfarrkirche in der Nähe des Stubaitalbahnhofes und des neuen Wiltener Friedhofes gelegentlich von Bauarbeiten mit Grabungen eine Reihe von prähistorischen Funden gemacht, die auf das Vorhandensein eines weitausgedehnten UrnengräberfeIdes schließen ließen. […]. Die damaligen Funde zeichnen sich durch besonderen Reichtum an Bronze-Inventar der Gräber aus, zahlreiche sehr gut erhaltene und künstlerisch hervorragend schöne Fibeln, Messerklingen, kunstvoll verzierte Nadeln usw. sind die kostbare Ausbeute der damaligen Grabungen. […]