
Innsbruck vor 100 Jahren - Jänner 1924
2. Jänner
Die drei am Feldalphorn verschütteten Innsbrucker Schifahrer konnten bisher, entgegen verschiedenen Gerüchten, nicht geborgen werden. Wegen des andauernden Schneefalles und der auch für die Rettungsmannschaften außerordentlich großen Lawinengefahr mussten die Rettungsversuche schon am Sonntag eingestellt werden. Selbstverständlich wird man jede Gelegenheit benützen, um weiter nach den Verschütteten zu suchen; Die gegenwärtige Witterung lässt aber leider wenig Hoffnung auf einen Erfolg in nächster Zeit.
3. Jänner
Der zornige Malergehilfe. Ein Malergehilfe aus Hötting erschien in der Nacht auf 2. Jänner um halb 3 Uhr in einem Gasthaus in der Universitätsstraße, stänkerte die Gäste an und wollte in den Ballsaal hinein. Er wurde von Komitee-Mitgliedern des Vereins, der einen Ball hielt, auf die Stra- ße gedrängt. Darüber war der Mann sehr erbost. Er schrie, hieb um sich herum und zertrümmerte dabei eine Glasscheibe beim Haustor. Dem herbeigerufenen Wachmann gab er an, er sei gestochen worden. Die Ermittlungen haben aber ergeben, dass seine Verletzung an der Hand von der Zertrümmerung der Glasscheibe herrührt. […]
7. Jänner
Tobsuchtsanfall. In der Nacht auf den 4. Jänner bekam ein Innsbrucker Gastwirt, der schon seit längerer Zeit an Verfolgungswahn leiden soll, einen Tobsuchtsanfall. Er wollte zum Fenster hinausspringen und rief „er wolle zu seiner Mutter, die draußen liege“. Vier starke Männer konnten den Tobsüchtigen kaum festhalten. Er wurde durch die Rettungsabteilung in die Nervenklinik gebracht.
8. Jänner
Ein sträflicher Bubenstreich. Am Freitag um ungefähr 2 Uhr nachmittags schöpfte ein Hilfsarbeiter, der als Schneeschöpfer am Bahnhofplatz arbeitete, aus dem neben dem Gehweg befindlichen Abflusskanal mittels einer Stange und einem daran befestigten Glas aus dem Abflusswasser. Am Vortag war dort eine Korbflasche mit Rum zerschlagen worden und der Rum hatte sich dort im Abflusswasser angesammelt. Der Hilfsarbeiter schöpfte nun aus dem Kanal und verteilte das nun mit Schmutzwasser vermengte Getränk an vorübergehende Bürgerschüler im Alter von 13–15 Jahren […].

18. Jänner
Auf einem Balle die Brieftasche gezogen. Bei einer Faschingsunterhaltung wurde einem Ballbesucher während des Photografierens eine Lederbrieftasche gezogen. Eine des Diebstahls verdächtigte Frau wurde von einem Schutzmann zur Rede gestellt, leugnete aber zunächst hartnäckig. Die Frau gestand aber dann den Diebstahl zu. Sie lebt mit dem Bestohlenen in gemeinsamen Haushalte und gab an, die Tasche, in der sich circa 3000.000 Kronen befanden, deshalb gezogen zu haben, damit er, der schon betrunken war, kein Geld mehr verbrauchen könne.
Ein rabiater Hausknecht. Großes Aufsehen erregte in der Maria- Theresien- Straße am 16. Jänner um 9 Uhr abends ein Mann, der beleidigende Äußerungen über die Polizei fallen ließ. Gegenüber einem einschreitenden Schutzmann wurde er gewalttätig, fasste den Schutzmann an der Achselspange des Mantels und versetzte ihm mit der Faust einen Schlag ins Gesicht. Der Wachmann musste alle Kräfte anspannen, um sich des Angreifers zu wehren. Er sprach die Verhaftung aus, der sich aber der Mann mit aller Gewalt widersetzte. Auf dem Wege vom Kino bis zum Wachzimmer musste er geschleppt und getragen werden. Bis Assistenz eintraf, stieß er einem Wachmann den Helm vom Kopfe und biss einem anderen in den Zeigefinger. Im Wachzimmer schlug der Mann – er ist ein 23-Jähriger Hausknecht – derart um sich, dass er wiederholt von mehreren Schutzleuten gehalten werden musste.
26. Jänner
Vom Dache gestürzt. Eine aufregende Szene gab es in der Andreas-Hofer-Straße. Ein junger Mann, der auf dem Dache eines Hauses mit Abschaufeln des Schnees beschäftigt war, glitt aus und stürzte vom Dache ab. Zum Glück war er angeseilt und da das Seil beim Sturze standhielt, kam er mit dem bloßen Schrecken davon. Er baumelte längere Zeit frei in der Luft bis ihm von einem Fenster aus Hilfe zuteilwurde.
Rauferei unter Schneeschauflern. Ein Laufbursche und ein 12-Jähriger Volksschüler schaufelten miteinander in der Höttingergasse Schnee. Dabei gerieten sie in Streit und der Volkschüler schlug den Praktikanten mit der Schaufel auf die linke Hand und brachte ihm eine Verletzung schwerer Natur am Mittelfinger bei.
