Anfangs war Radiohören nur mit Kopfhörern möglich, um 1930.
Anfangs war Radiohören nur mit Kopfhörern möglich, um 1930.

Innsbruck vor 100 Jahren - Dezember 1925

Aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck von Renate Ursprunger

2. Dezember
Die Eisbahn an der Museumstraße, dort wo neben dem Museum Ferdinandeum der Brunnen plätschert und der Durchgang gegen das Gymnasium abzweigt, ist in schönster Entwicklung begriffen. Der in der letzten Nacht wehende Föhn peitschte den Wasserstrahl gegen den Weg, der dann schon in den Morgenstunden eine glatte Eisschicht zeigte. Gegen die Mittagszeit nahm die Schuljugend unter größtem Gaudium den Sportbetrieb auf dieser Eisbahn auf und pflegte ihn so eifrig, daß am gestrigen Nachmittag Passanten nur mit größter Vorsicht den Durchgang passieren konnten, ohne zu Fall zu kommen. Wir empfehlen dem Bauamt rechtzeitig für Bestreuung der gefährlichen Passage mit Sand oder Asche im Interesse der Sicherheit des Publikums zu sorgen.

3. Dezember
Austria-Tanzpalast. Was Schaffenskraft zu zeugen vermag, beweist die in jüngster Zeit erfolgte Umwandlung der Austria-Bar in einen hochmodernen Tanzsalon. Dunkelrote, japanische Seidentapeten, sowie Draperien und Baldachine aus dunkelroten Seidenrips, verleihen dem Lokale einen ungemein vornehmen Eindruck, der durch eine aus Hunderten von Glühlichtern bestehende Konturen- und Deckenbeleuchtung ins Magische erhöht wird. Der Entwurf für die prachtvolle Stätte stammt vom Architekten Erfort. An der Schöpfung haben sich Tapezierer Melzer, die Alpine Holz-Industrie-Gef., das Elektrogeschäft Schneider & Zösmayr und Malermeister Gumbert beteiligt.

5. Dezember
Josef Flunger †. Gestern nachmittags starb in der Innstraße der weitbekannte Gasthofbesitzer zum „Goldenen Stern“ Herr Josef Flunger im 79. Lebensjahre. Mit ihm scheidet ein Stück Alt-Innsbruck aus dem Leben; der Sternwirt hielt seine bekannte Gaststätte im altbürgerlichen Stil; der „Goldene Stern“ war schon zur Fuhrmannszeit einer der besuchtesten Gasthöfe an der Straße, die zum Haller Salzwerk führte. Bis in die jüngste Zeit war der „Goldene Stern“ als Einkehrhaus besonders in konservativen Kreisen bekannt und beliebt. Der Wirt J. Flunger, eine Natur von altem Schrot und Korn, war im ganzen Land volkstümlich, bis in die letzte Zeit erfreute er sich rüstiger Gesundheit, erst im vergangenen Sommer ließ sich der fast Achtzigjährige es nicht nehmen, das „Neueste“ mit zumachen, einen Rundflug über Innsbruck; er war der älteste Passagier des jüngsten Verkehrsmittels.

Reisende frequentierten gerne das Hotel Goldener Stern in der Innstraße, um 1905.
Reisende frequentierten gerne das Hotel Goldener Stern in der Innstraße, um 1905.

9. Dezember
Versammlung von Radioamateuren in Innsbruck. Am 7. ds. Mts. fand im Café „Max“ eine Versammlung von Radioamateuren im Beisein des offiziellen Vertreters der Tiroler Landesregierung und des Beirates der „Ravag“, Ing. Latzer, statt. Die Versammlung befaßte sich in einer lebhaften Aussprache mit dem gegenwärtigen Zustand der Radiobewegung in Innsbruck bezw. Tirol, wobei den Kernpunkt der Debatte die Störungen der Straßenbahn bildeten.

12. Dezember
Udet wieder in Innsbruck. Am Donnerstag mittags um halb 1 Uhr traf Oberleutnant Udet nach einem einstündigen Flug aus München in Innsbruck ein und landete glatt am Flughafen in der Reichenau. Bei diesem winterlichen Flug machte sich die strenge Kälte sehr stark bemerkbar. Die neue Maschine, mit der Udet ankam, ist über Auftrag eines Tiroler Fabrikanten gebaut worden und Udet hatte sie selbst nach Innsbruck abgeliefert.

Flugzeug „Tirol" der Tiroler Flugverkehrsgesellschaft mit der Nummer A-25. Diese Udet V12 „Flamingo" diente ab 1926 als offizielle Rundflugmaschine, um 1927.
Flugzeug „Tirol" der Tiroler Flugverkehrsgesellschaft mit der Nummer A-25. Diese Udet V12 „Flamingo" diente ab 1926 als offizielle Rundflugmaschine, um 1927.

15. Dezember
Die Gefährdung der Innsbrucker Universität. Wir haben Montag über die geplante Verlegung der philosophischen und juridischen Fakultät der Universität Innsbruck an die wiederzuerrichtende Universität in Salzburg berichtet und unserer Besorgnis über die dadurch entstehende Gefährdung unserer Universität Ausdruck gegeben. 

18. Dezember
Wucher mit Christbäumen. Seit Dienstag ist am Innrain der Christbaummarkt, der Verkauf geht aber sehr flau, weil die meisten Leute die geforderten Preise nicht zahlen können. Für mittelgroße Bäume werden 20 und noch mehr Schilling gefordert, bessere Bäume kosten von 30 Schilling aufwärts und einzelne Händler haben sogar die Unverschämtheit, für spannenhohe Bäumchen einige Schillinge zu verlangen. Es läge im Interesse der Bevölkerung, wenn das Marktamt die Preise der Christbäume der Kaufkraft der Bevölkerung entsprechend regeln und öffentlich bekanntgeben würde, denn das Weihnachtsfest soll doch schließlich kein Anlaß zum Auswurzen der Bevölkerung sein.

19. Dezember
Der Goldene Sonntag. Wie uns mitgeteilt wird, werden die Geschäftsläden am Goldenen Sonntag, also morgen, in der Zeit von 10 bis 12 und 2 bis 6 Uhr offen gehalten werden.

Das Bild „Verlorene Heimat“ von Thomas Riss hing bis zum Abbruch der Stadtsäle im dortigen Gemeinderatssaal.
Das Bild „Verlorene Heimat“ von Thomas Riss hing bis zum Abbruch der Stadtsäle im dortigen Gemeinderatssaal.