(v.l. sitzend): Monika Klenovec, Hannes Gschwentner GF-NHT, Elisabeth Mayr, Claudia Lösch, Joe A. Manser, Gerhard Nussbaum. (v.l. stehend städt. MitarbeiterInnen des BBR ):Wolf Grünzweig, Martin Exenberger, Carina Wallnöfer-Meisinger, BBR-Vorsitzender Werner Pfeifer, BBR-Vors. Stv. Michael Berger, Monika Mück-Egg (Obfrau Gehörlosenverband Tirol), Matthias Gerl von der IIG, Martin Morandell.
(v.l. sitzend): Monika Klenovec, Hannes Gschwentner GF-NHT, Elisabeth Mayr, Claudia Lösch, Joe A. Manser, Gerhard Nussbaum. (v.l. stehend städt. MitarbeiterInnen des BBR ):Wolf Grünzweig, Martin Exenberger, Carina Wallnöfer-Meisinger, BBR-Vorsitzender Werner Pfeifer, BBR-Vors. Stv. Michael Berger, Monika Mück-Egg (Obfrau Gehörlosenverband Tirol), Matthias Gerl von der IIG, Martin Morandell.

Barrierefrei Bauen – nicht ob, sondern wie ist die Frage

Tagung des Innsbrucker Behindertenbeirats

Barrierefreiheit und Selbständigkeit ermöglichen, diese Themen waren der rote Faden, der sich durch das Programm der Tagung „Barrierefreies Bauen und Wohnen“ am gestrigen Montag, 27. Juni, in der Stadtbibliothek zog. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Innsbrucker Behindertenbeirat (BBR) anlässlich seines 20-Jahr-Jubiläums.

Die ExpertInnen aus dem In- und Ausland, Arch.in, DIin, Univ.-Lektorin Monika Klenovec, Arch. Joe A. Manser, Peter Noflatscher, DI Martin Morandell und DI Gerhard Nussbaum bearbeiteten am Vormittag in Kleingruppen gemeinsam mit den TeilnehmerInnen die Themenbereiche „Preis des barrierefreien Bauens“, „Smart Tools – neue Technologien“ und „Gesetze und Normen“. Am Nachmittag folgten Vorträge und Diskussionen im gut besuchten Veranstaltungssaal.

Stadträtin Mag.a Elisabeth Mayr hielt in ihren Grußworten fest, dass in Innsbruck schon viel geschehen sei, aber auch noch viel Arbeit vor uns liege – sowohl in baulicher als in gesellschaftlicher Hinsicht. „Barrierefreiheit nützt allen und ist nicht nur für eine kleine Gruppe da. Jede und jeder kann durch einen Unfall oder andere Schicksalsschläge, vielleicht auch nur kurzzeitig, behindert sein. Deswegen ist es wichtig, schon von Anfang an darauf zu achten“, betonte Mayr. „Klar ist, es stellt sich nicht die Frage, ob man barrierefrei baut, sondern nur noch wie“, fasste BBR-Vorsitzender Werner Pfeifer die Kernaussage der Tagung zusammen.

Vorträge greifen Probleme und Lösungen auf

Gerhard Nussbaum, stellvertretender Geschäftsführer und technischer Leiter beim Kompetenznetzwerk Informationstechnologie zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen (KI-I), berichtete über seine eigenen Erfahrungen nach seinem Unfall und auf welche Probleme er schon bei den einfachsten tagtäglichen Handlungen stieß. Er präsentierte neue technische Hilfsmittel, die es Menschen mit Behinderungen ermöglichen, den Alltag besser und vor allem selbständig zu meistern.

Martin Morandell, Gründer und CEO von Smart In Life, stellte innovative und praktische Technologien vor. Außerdem präsentierte er Angebote von Dienstleistern, die das Leben erleichtern können, beispielsweise augengesteuerte oder roboterbasierte Geräte und Maschinen zur Spracherkennung. Er stellte aber auch die klare Forderung auf, etwa dass bei Budgets und Ausschreibungen Barrierefreiheit mitgedacht werden muss, dass die Betroffenen selbst in Entscheidungen eingebunden werden, und, dass nicht alles neu erfunden werden muss, da es schon Best-Practice-Beispiele gibt.

Joe A. Manser, Gründer der Schweizer Fachstelle für Hindernisfreie Architektur in Zürich, berichtete über den Aufbau der Fachstelle, die 1980 ihre Arbeit aufnahm. Weiters führte er auf Basis einer Studie der ETH-Zürich aus, dass barrierefreies Bauen nicht wirklich teurer ist, wenn man schon von Anfang an die entsprechenden Notwendigkeiten einplant und beim Bauen mitdenkt. Das gilt für öffentliche und Arbeitsgebäude genauso wie für Wohnhäuser. Um rund 1,8 Prozent würden die Baukosten steigen, jedoch sei dies weitaus billiger als später in einem bereits errichteten Gebäude Umbauten vornehmen zu müssen, was sich mit rund 4 Prozent Mehrkosten auswirke.

Monika Klenovec, Access Consulting & Lehrbeauftragte für “Design for All/Universal Design“ an der Technischen Universität Wien und Initiatorin des „European Access City Award“, stellte Planungsgrundlagen auf europäischer und österreichischer Ebene vor. Sie referierte über die Tatsache, dass es in den meisten Ländern der EU keine Normen gibt und meist die Bauordnungen die einzigen Vorgaben bzw. gesetzlichen Rahmenregelungen sind. „In Österreich haben wir die ÖNORM, aber es gibt seit 2021 auch eine europäische Norm, die endlich den anpassbaren Wohnbau vorsieht“, erklärte Klenovec. Sie belegte mit zahlreichen Beispielen, dass klar sei, dass Barrierefreiheit für 10 Prozent der Bevölkerung unerlässlich, für 50 Prozent hilfreich und für 100 Prozent komfortabel ist.

Simultan-Dolmetschung in leichter Sprache

Den Abschluss bildete eine Podiumsdiskussion, moderiert von der ORF-erprobten Paralympics Goldmedaillengewinnerin Claudia Lösch. Die gesamte Veranstaltung wurde in Gebärdensprache und in Schrift übersetzt. Ein Novum stellte die Innsbruck-Premiere der Simultan-Dolmetschung in leichter Sprache dar. Diese ermöglicht es zum Beispiel Menschen mit Lernschwierigkeiten, direkt und zeitgleich den komplexen Vorträgen zu folgen. Ein Modell, welches gerade für Formate wie Tagungen eine weitere Möglichkeit zum Abbau von Barrieren darstellt. 

Rückfragehinweis:
Mag. Wolf Grünzweig
Koordinator Behindertenbeirat
Tel.: +43 512 5360 1317
E-Mail: wolfgang.gruenzweig@magibk.at