Eine Delegation aus Grenoble bei der Taufe der neuen „Grenobler Brücke“
Eine Delegation aus Grenoble bei der Taufe der neuen „Grenobler Brücke“

Brücken in die (Städte-)Partnerschaft

Während man beispielsweise in der Innsbrucker Partnerstadt Grenoble eine „Avenue d’Innsbruck“ findet und in Freiburg im Breisgau eine „Innsbrucker Straße“ entlanggehen kann, sind es in Innsbruck Brücken, die an Partnerstädte erinnern. Doch wie kam es eigentlich dazu?

Die „Innsbrucker Stadtnachrichten“ vom Juli 1980 kündigten erstmals die Benennung zweier Innsbrucker Brücken nach Partnerstädten an. Dieser Akt galt nicht nur als Zeichen der innerstädtischen Verbundenheit, sondern wurde als „ein Weg zum gemeinsamen Europa“ gesehen. Bis heute sind vier von Innsbrucks sieben Partnerstädten namensgebend für Brücken: Grenoble, Freiburg, Tiflis und New Orleans.

Die beiden ersten Partnerschafts-Brücken

Im Laufe der 1960er- und 1970er-Jahre wurde die Verkehrsinfrastruktur in Innsbruck stark ausgebaut. Zwei maßgebliche Faktoren dafür waren der Bau der Brenner- und Inntalautobahn und die zweimalige Austragung der Olympischen Winterspiele in den Jahren 1964 und 1976. Im Jahr 1968 erfolgte erstmals der Anschluss der Landeshauptstadt an die Inntal-Autobahn mit der Anschlussstelle Innsbruck-Ost. Der Ausbau des Südrings hatte durch die Errichtung der 1964 eröffneten Olympia­brücke beim Tivoli-Stadion zu diesem Zeitpunkt bereits an Fahrt aufgenommen. Ein wichtiges Anliegen der Stadtregierung war, eine attraktive Fernanbindung zu schaffen, den wachsenden Fernverkehr aber möglichst vom bereits überlasteten Stadtkern fernzuhalten. Im Rahmen dieser regen Bautätigkeit sollten auch zwei neue Brückenprojekte realisiert werden: Einerseits der Um- und Ausbau der heutigen Grenobler Brücke, damals noch „Reichenauer Brücke“, zwischen dem Langen Weg und dem Olympischen Dorf, die für das Verkehrsaufkommen zu klein geworden war. Als zweite Maßnahme war andererseits die Errichtung der späteren Freiburger Brücke zwischen Innrain und Höttinger Au unter dem Namen „Holzhammerbrücke“ vorgesehen.
Der Umbau der Reichenauer Brücke war nach rund eineinhalb Jahren abgeschlossen und konnte knapp zwei Monate vor Beginn der Olympischen Spiele 1976 offiziell für den Verkehr freigegeben werden. Schwieriger gestaltete sich die Situation bei der Holzhammerbrücke. Einige hundert AnrainerInnen der Holzhammerstraße, die zu diesem Zeitpunkt eine stille Sackgasse hin zum Inn bildete, protestierte gegen das Projekt „Holzhammer-Brücke“, welches zur Folge haben sollte, dass „ihre“ Straße in Kombination mit der Brücke zum Verbindungsstück für die Bundesstraße B 174 zwischen Südring und Höttinger Au wurde. Die Proteste waren erfolglos. Eine weitere Problematik stellte die Art der Ausführung dar: Die Beteiligten in Bund und Stadtregierung konnten sich lange Zeit nicht einigen, ob das Projekt als Flachbrücke, Hochbrücke oder als Untertunnelung des Inns durchgeführt werden sollte. Aus diesen Gründen kam es zu massiven Verzögerungen des Projekts. Erst im Jahr 1978 konnte mit dem Bau begonnen werden.
Für die beiden neuen, prestigeträchtigen Brückenprojekte beschloss der Gemeinderat auf Vorschlag des Kulturausschusses im Mai 1980 eine Umbenennung in „Freiburger Brücke“ statt „Holzhammerbrücke“ und „Grenobler Brücke“ statt „Reichenauer Brücke“. Freiburg und Grenoble waren die beiden ersten (und damals einzigen) Städte, mit denen Innsbruck eine Partnerschaft geschlossen hatte: Freiburg war seit 1963, Grenoble seit 1964 offiziell Innsbrucks Partnerstadt. Die feierlichen „Taufen“ beider Brücken erfolgten im Beisein von Delegationen aus beiden befreundeten Städten am 28. Juni 1980. Zu diesem Zeitpunkt war die Freiburger Brücke allerdings noch gar nicht fertiggestellt, wie im Bild ersichtlich wird.

Zur New-Orleans- und Tiflis-Brücke

In den 1980er- und 1990er-Jahren kamen weitere Partnerstädte hinzu: Sarajevo, Tiflis, New Orleans und Krakau. Partnerstädte zu „Paten“ neuer Innsbrucker Brücken zu machen wurde quasi zur „Tradition“, der die jeweilige Innsbrucker Stadtregierung gerne nachkam. Im Jahr 2001 wurde die New-­Orleans-Brücke als Verbindung zwischen dem Baggersee in der Roßau und dem Olympischen Dorf für den Verkehr freigegeben. New Orleans war zu diesem Zeitpunkt erst seit sechs Jahren Innsbrucks Partnerstadt, jedoch waren die Beziehungen der beiden Städte schon lange besonders gut: Gemeinsame Austauschprojekte der beiden Universitäten und das jährlich stattfindende New-Orleans-Festival zeugen von einer jahrzehntelangen engen Zusammenarbeit.
Die neueste der „Partnerschafts“-Brücken bildet die Tiflis-Brücke über die Sill, welche als Teil der Neugestaltung eines Naherholungsgebietes am Sillzwickel umgesetzt wurde. Sie wurde im Jahr 2011 eröffnet. Die beiden „neuen“ Brücken stehen in einem interessanten Kontrast zur stark befahrenen Grenobler und Freiburger Brücke: Sie sind nur für den Fußgänger- und Radfahrerverkehr, bzw. die New-Orleans-Brücke auch für den öffentlichen Verkehr geöffnet. (von Hanna Fritz)

Bürgermeister Dr. Alois Lugger mit einer Abordnung der Stadt Freiburg bei der Brückentaufe der „Freiburger Brücke“ am 28. Juni 1980. Die Brücke ist zu diesem Zeitpunkt noch im Bau.
Bürgermeister Dr. Alois Lugger mit einer Abordnung der Stadt Freiburg bei der Brückentaufe der „Freiburger Brücke“ am 28. Juni 1980. Die Brücke ist zu diesem Zeitpunkt noch im Bau.