Am Equal Pay Day wurde von der Stadt Innsbruck  auch heuer auf eine geschlechtergerechte Bezahlung hingewiesen.
Am Equal Pay Day wurde von der Stadt Innsbruck auch heuer auf eine geschlechtergerechte Bezahlung hingewiesen.

Starke Signale für Frauen setzen

Im November mahnen mehrere Aktionstage die noch immer fehlende Gleichstellung von Frauen ein – dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen sowie Femizide in Österreich hingegen weiter zunehmen, zeigt, wie dringlich das Thema Frauenrechte sowie die Möglichkeit zur Selbstbestimmung in unserer Gesellschaft sind.

Werfen wir einen Blick zurück in den November 1918: Am 12. November wurde zeitgleich mit der Gründung der Republik das allgemeine, gleiche Wahlrecht eingeführt und damit auch Frauen politische Teilhabe ermöglicht – ein Meilenstein der Demokratie. Bis dahin waren Frauen von politischen Aktivitäten, Bildung und der Teilnahme am Vereinswesen weitgehend ausgeschlossen. Noch 1975 durften verheiratete Frauen nur mit Zustimmung ihrer Männer einem Beruf nachgehen. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ war bereits 1911 ein Kampfbegriff, als bei der größten Frauendemonstration in der österreichischen Geschichte in Wien 20.000 Frauen und Männer das Frauenwahlrecht und gleichen Lohn für gleiche Arbeit einforderten.

Heute, im Jahr 2022, ist die Forderung nach Lohngerechtigkeit nach wie vor nicht erfüllt. Der Equal Pay Day wurde im Jahr 2009 eingeführt, um die Einkommenslücke zwischen vollzeitbeschäftigten Frauen und Männern zu illustrieren und Veränderungen oder Stagnation im Laufe der Jahre deutlich zu machen: In Tirol fällt der Tag heuer auf den 18. Oktober – ab diesem Zeitpunkt arbeiten Frauen in Tirol statistisch gesehen „gratis“. Der Einkommensnachteil von Frauen, die Vollzeit arbeiten, liegt in Tirol somit bei 20,5 Prozent. Auch bei den Pensionen ist der geschlechtsspezifische Unterschied in Tirol besonders deutlich: 2022 war der Equal Pension Day in Tirol bereits am 22. Juli, die durchschnittliche Pension einer Frau ist somit um 44,3 Prozent niedriger als die eines Mannes.

In der Teilzeit-Falle

Frauen leisten zugleich noch immer den Löwenanteil der unbezahlten Arbeit, ob im Haushalt, bei der Kinderbetreuung oder der Versorgung von Angehörigen, die gepflegt werden müssen. Vor allem aus diesem Grund arbeiten Frauen im Laufe ihres Lebens öfter und länger in Teilzeit. In die 20,5-Prozent-Gehaltslücke sind diese Einkommensnachteile aus Teilzeitbeschäftigung noch gar nicht eingerechnet. Dazu kommt, dass Teilzeitjobs pro Stunde auch meistens deutlich schlechter entlohnt werden als Vollzeitjobs und gerade in Branchen, in denen überwiegend Frauen beschäftigt sind, vergleichsweise niedrige Löhne bezahlt werden.

Drohende Altersarmut

„In Wahrheit ist die Lohnschere also noch viel größer. Wer Teilzeit arbeitet, leistet deswegen nicht weniger, gerät aber in finanzielle Abhängigkeit und riskiert zudem Altersarmut“, erklärt Frauenstadträtin Mag.a Elisabeth Mayr und ergänzt: „Unabdingbar ist daher, dass es qualitätsvolle Kinderbildungs- und -betreuungsangebote gibt, die leistbar, ganztägig, ganzjährig zur Verfügung stehen. Auch mobile und stationäre Pflegeangebote sind essentiell, damit Frauen überhaupt die Möglichkeit haben, einer Vollzeitarbeit nachzugehen. Gleichzeitig braucht es besonders in CARE-Berufsfeldern – wie Kinderbildung, -betreuung oder Altenpflege – auch bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Entlohnung. Chancengleichheit und Gleichstellung muss ganzheitlich verstanden und ganzheitlich angegangen werden“, betont Mayr und verweist darauf, dass es hier landesweit, aber auch in Innsbruck noch viel zu tun gibt.

„Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist leider ein nach wie vor brandaktuelles Thema. Wir dürfen es nicht als ‚Privatsache‘ abtun oder verharmlosen. Es liegt in unserer Verantwortung, ein niederschwelliges Angebot zu stellen, das von Frauen ohne Skrupel, Angst oder Scham aufgesucht werden kann. Dabei geht es um Sensibilisierung, Prävention und um die akute Hilfestellung im Notfall.“

Amtsführende Stadträtin Elisabeth Mayr

Amtsführende Stadträtin Elisabeth Mayr

Flagge gegen Gewalt

Die Gleichstellung der Geschlechter sowie das Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit zählen zu den Grundrechten. Gewalt gegen Frauen ist eine Verletzung dieser Grundrechte, die seit 1981 am frauenpolitisch wichtigen „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ am 25. November in den Mittelpunkt gestellt wird. Als sichtbares Zeichen wird am Balkon des Innsbrucker Rathauses mit der „Frei leben ohne Gewalt“-Fahne Flagge gegen Gewalt an Frauen und Mädchen gezeigt – eine von mehreren Initiativen, die das städtische Referat für Frauen und Generationen zu frauenspezifischen Themen setzt.

Frauen-Nachttaxi

Sicherheit bedeutet gerade in den Nachtstunden für Frauen Lebensqualität. Um abends sicher nach Hause zu kommen, gibt es in Innsbruck seit 1995 das Frauen-Nachttaxi, das Frauen und Mädchen sowie Kinder beiderlei Geschlechts bis zum vollendeten 15. Lebensjahr in Begleitung von Frauen abends bis vor die Haustür bringt. Unter der Telefonnummer +43 512 55 17 11 kann das Nachttaxi von November bis März täglich von 20.00 bis 4.00 Uhr bestellt werden, von April bis Oktober täglich von 21.00 bis 4.00 Uhr. Das Frauen-Nachttaxi kostet im gesamten Stadtgebiet 5,50 Euro, die maximale Wartezeit beträgt 20 Minuten. Am Heiligen Abend, zu Silvester und am Faschingsdienstag fahren keine Frauen-Nachttaxis.

Von Frauen für Frauen

Das städtische Frauenreferat arbeitet eng mit dem unabhängigen feministischen Netzwerk Frauen*vernetzung zusammen, das seit 2014 in Tirol frauenspezifische Anliegen vertritt. Die rund 30 Organisationen und Initiativen der Frauen*vernetzung haben ein gemeinsames Ziel: die vielen Formen der Benachteiligung von Frauen sichtbar zu machen und für ihre Anliegen durch gemeinsame Aktionen eine Öffentlichkeit zu schaffen. Wer sich bei der Frauen*vernetzung einbringen und über aktuelle Termine, Aktionen und Gesprächsrunden informiert bleiben möchte, findet Informationen unter www.frauenvernetzung.tirol AS