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Eine Gedenktafel für den „Sprach-Nussbaum“

20 Jahre Österreichische Selbsthilfe-Initiative Stottern (ÖSIS)
Zur Erinnerung an die Vereinsgründung der Österreichischen Selbsthilfe-Initiative Stottern (ÖSIS) übergab der damalige Stadtrat Eugen Sprenger im Juli 1993 – auf Anregung von Georg Goller, dem ersten Obmann der ÖSIS – einen Nussbaum im Innsbrucker Rapoldipark. Am 4. Juli, fast genau auf den Tag genau 20 Jahre später, würdigten Stadtrat Mag. Gerhard Fritz und Alt-Vizebürgermeister Dipl. Ing. Eugen Sprenger die langjährige Arbeit der ÖSIS mit einer Gedenktafel. Bei der feierlichen Übergabe der Tafel, die von der Innsbrucker Glockengießerei Grassmayr gefertigt wurde, waren auch Ing. Thomas Klingler (Amtsvorstand Grünanlagen), Obfrau Andrea Grubitsch (ÖSIS), Georg Goller sowie zahlreiche Mitglieder der ÖSIS anwesend.

„Bisher war unser ,Sprach-Nussbaum‘ ein Baum unter vielen im Innsbrucker Rapoldipark“, begrüßte Obfrau Grubitsch die Anwesenden: „Das 20-jährige Pflanzungsjubiläum ist nun eine tolle Gelegenheit, um mit der Gedenktafel ein Zeichen zu setzen“. Initiator Goller zeigte sich gerührt und meinte: „Es ist schön zu sehen, was ein Einzelner bewirken kann.“ Mit seiner Aussage: „Es ist wichtig zu handeln und die Hände nicht in den Schoß zu legen“, machte er allen Stotternden Mut und forderte sie auf aktiv zu werden. Im Hinblick auf die medizinische Versorgung und die Situation der Stotternden in Österreich wies er darauf hin, dass Österreich in diesen Bereichen noch Nachholbedarf habe.

„Als Stadtrat bin ich nicht nur für Grünanlagen und somit für die Pflege der Bäume, sondern auch für die Integration und die städtische Vielfalt zuständig“, erklärte Stadtrat Fritz, der die Bedeutung von Selbsthilfegruppen für das gesellschaftliche Zusammenleben betonte: „Besonders das ehrenamtliche Engagement, das in Selbsthilfegruppen gelebt wird, ist für die Stadtgemeinschaft wichtig.“ Auch Alt-Vizebürgermeister Sprenger hob die Leistung der ÖSIS hervor, „die nicht nur in Tirol Aufbauarbeit im Bereich des Stotterns geleistet haben“.

Ein symbolischer Nussbaum
Vom amerikanischen Sprachtherapeuten Charles Van Riper, der selbst gestottert hat, stammt der Spruch: „Stuttering is a tough nut to crack“, was soviel bedeutet wie: „Stottern ist eine harte Nuss, die geknackt werden kann“. Auf ebendiesen Vergleich des Stotterns mit einer Nuss geht der „Sprach-Nussbaum“ im Rapoldipark zurück. Für PatientInnen, Angehörige und TherapeutInnen ist die Behandlung des Stotterns oft eine „harte Nuss“, daher wurde diese Thematik auch für das Logo der ÖSIS, das aus zwei Walnüssen besteht, aufgegriffen.

„Wir stottern und reden darüber“
Bereits im Jahr 1986 wurde die erste Selbsthilfegruppe für Stotternde in Innsbruck ins Leben gerufen, 1990 folgte schließlich die Vereinsgründung. Die Österreichische Selbsthilfe-Initiative Stottern ist ein Zusammenschluss stotternder Menschen, deren Ziel es ist, die eigene sowie die Lebenssituation anderer Stotternder langfristig zu verbessern. Dies geschieht unter anderem durch zahlreiche Seminare, Workshops und einer Therapie-Ferienwoche für Kinder und Jugendliche. Durch vielfältige Aktionen soll zudem – ganz nach dem Motto „Wir stottern und reden darüber“ – das Stottern in der öffentlichen Wahrnehmung enttabuisiert werden.

04. Juli 2013